KNA: Abt Thomas, Andechs, Ettal, Marienstatt, Weltenburg - Kloster und Biergarten scheinen irgendwie zusammenzugehören. Wie kommt das?
Abt Thomas M. Freihart OSB (Abtei St. Georg in Weltenburg): Die genannten Klöster stehen alle in der benediktinischen Tradition, was schon ein Teil der Antwort ist. In der Regel des heiligen Benedikt gibt es ein eigenes Kapitel, das sich der Gastfreundschaft widmet. Gäste aufzunehmen ist ein Auftrag, den wir von unserem Ordensgründer bekommen haben. Deshalb veranstalten wir etwa Besinnungs- und Einkehrtage oder bieten Gästen die Möglichkeit, für eine bestimmte Zeit Teil unserer Gemeinschaft zu werden.
Und da Leib und Seele nunmal zusammengehören, steht neben der Kirche nicht selten ein Wirtshaus - und neben dem Wirtshaus für die Sommermonate der Biergarten. So auch in Weltenburg.
KNA: Was zieht Menschen eigentlich in den Biergarten? Ein kühles Bier kann man doch auch auf dem heimischen Balkon genießen...
Abt Thomas: Im Biergarten kommt der Aspekt der Geselligkeit hinzu. Wenn Menschen in fröhlicher Runde zusammensitzen und sich austauschen, dann ist das grundsätzlich etwas Positives - so lange natürlich, als das Ganze nicht in Rausch ausartet. Aber für uns Bayern ist Bier ja ohnehin kein Alkohol, sondern flüssiges Brot (lacht).
KNA: Nun verbindet man Klosterleben nicht zuletzt mit Einkehr und Stille, was man von Biergärten nicht unbedingt behaupten kann.
Abt Thomas: In unserem Biergarten geht es durchaus gesittet zu. Hier gibt es keine Wirtshausschlägereien, und die Menschen tanzen auch nicht auf den Tischen. Außerdem schließt unser Biergarten auch im Sommer um 19 Uhr, wenn das letzte Schiff ablegt. Das garantiert uns Mönchen, aber auch unseren Übernachtungsgästen die nötige Ruhe.
KNA: Kommen die meisten Gäste des Biergartens wegen zu Ihnen, oder um das Kloster zu besuchen?
Abt Thomas: Bei uns in Weltenburg kommen drei Dinge zusammen: Da ist zunächst die wunderschöne Lage am Donaudurchbruch. Dann haben wir eine wunderschöne Barockkirche, erbaut und ausgestaltet von den Gebrüdern Asam, und als Drittes die älteste Klosterbrauerei der Welt.
KNA: Gehen denn alle Biergartenbesucher auch in die Klosterkirche?
Abt Thomas: Alle vielleicht nicht, aber sicher ein hoher Prozentsatz. Viele kommen natürlich aus Bewunderung für die Kunst, aber so mancher nutzt den Besuch auch für eine Minute der Stille, der Besinnung oder des Gebets. Oft zünden die Menschen auch eine Kerze in der Kirche an.
Diese Geste ist bei vielen so etwas wie das letzte Relikt in Sachen Frömmigkeitsbezeugung. Das beobachten wir hier häufig.
KNA: Haben Sie spezielle Angebote, die bewusst Geist und Seele verbinden?
Abt Thomas: Für angemeldete Gruppen bieten wir Kirchenführungen an. Unsere Kirche aber mit ihrem barocken Bildprogramm können Sie nur verstehen, wenn Sie das theologische Konzept begreifen, das dahintersteht, weshalb unsere Kirchenführer darauf ausführlich eingehen. Insofern steckt in diesen Führungen auch ein gutes Stück Katechese, weil sie den Menschen eine Begegnung mit dem christlichen Glauben ermöglichen.
KNA: Wird die Klostergastronomie so quasi zum Ort der Mission?
Abt Thomas: Bis zu einem gewissen Grad kann man das sicher so sagen. Wenn die Menschen zu uns in den Biergarten kommen, dann steht eben etwas mehr dahinter als nur die Stärkung des Leibes. Hier haben sie die Chance, mit etwas in Berührung zu kommen, das sonst vielleicht nicht mehr Teil ihres Alltags ist.
KNA: Gehen die Mönche ab und an auch mal in den Biergarten?
Abt Thomas: Eher selten, denn wenn unsere abendliche Rekreation beginnt, ist der Biergarten schon geschlossen. Ich persönlich gehe vor allem in den Biergarten, wenn ich Gäste habe. Und das bereitet mir dann schon Freude.
Das Gespräch führte Andreas Laska.
