Hakenkreuz-Glocke im saarländischen Hanweiler entfernt

"Sie gehört in ein Museum"

Aus der evangelischen Erlöserkirche im saarländischen Hanweiler wurde eine Glocke mit Hakenkreuz entfernt. Die Glocke befindet sich nun im Historischen Museum Saar in Saarbrücken.

Bronzeglocke mit Hakenkreuz / © Uwe Anspach (dpa)
Bronzeglocke mit Hakenkreuz / © Uwe Anspach ( dpa )

Die entfernte Glocke soll nach Angaben von evangelischen Kirchenkreisen an der Saar in der Ausstellung "Zehn statt tausend Jahre" an die Zeit des Nationalsozialismus im Saarland erinnern.

Bürger sprachen sich für Erhalt aus

Im vergangenen September hatte das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Obere Saar beschlossen, die Glocke entfernen zu lassen. Eine Bürgerinitiative hatte sich zuletzt noch für den Erhalt der Glocke mit einer zusätzlichen Informationstafel ausgesprochen.

Die Glocke aus dem Jahr 1933 hat einen Durchmesser von 65 Zentimetern und trägt vier Hakenkreuze. Die Glocke ist den Kirchenkreisen zufolge mit dem Bau der Erlöserkirche in Rilchingen-Hanweiler angeschafft worden, als das Saarland noch unter Völkerbundmandat stand.

Deswegen nehme die Aufschrift "Gott war in Gnaden, daß bald tue kund die Rückkehr zu Deutschland dein eherner Mund 1933" auch Bezug auf die Abstimmung über die Rückgliederung des Saargebiets an Deutschland.

"Angemessen, behutsam und versöhnend"

Der Superintendent des Kirchenkreises Saar-West, Christian Weyer, begrüßte den Vorgang. "Die Lösung, die nun gefunden wurde, ist angemessen, behutsam und versöhnend", sagte er. "Als die Glocke mit den vier Hakenkreuzen gegossen wurde, wollten die Menschen zurück nach Deutschland." Für sie sei das Hakenkreuz nicht negativ besetzt, sondern mit Hoffnung verbunden gewesen.

Nach Kenntnis der unmenschlichen Verbrechen des NS-Regimes, für die das Hakenkreuz zum weltweit bekannten Symbol geworden sei, könne man aber eine solche Glocke nicht mehr nutzen. "Die Glocke hat auch eine gottesdienstliche Funktion", betonte Weyer.

Sie verkünde, was auf ihr notiert sei, etwa Glaubet, Hoffet, Liebet. "Deshalb kann eine Glocke wie die aus Hanweiler nicht weiter läuten, vielmehr gehört sie in ein Museum, um nachfolgenden Generationen das Verständnis dieser schwierigen Epoche zu erschließen", sagte Weyer. Dafür reiche eine Tafel an der Kirche nicht aus.

Suche nach gebrauchter Glocke

Derzeit suchen die Kirchengemeinde und die Glockensachverständige der Evangelischen Kirche im Rheinland, Sabine van der Linden, den Angaben zufolge nach einer gebrauchten Glocke für die Erlöserkirche. Dies sei möglich, da viele Kirchen und ihre Glocken derzeit aufgegeben würden, hieß es weiter.

Ein Mitglied des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Obere Saar hatte die Gemeindeleitung nach der Diskussion über die sogenannte Hitler-Glocke im rheinland-pfälzischen Herxheim auf die eigene Hakenkreuz-Glocke aufmerksam gemacht.

Die umstrittene Glocke in dem rund 800 Einwohner zählenden Herxheim am Berg erregte seit vergangenem Sommer die Gemüter und machte bundesweit Schlagzeilen. Im Laufe der Debatte musste der Ortsbürgermeister wegen relativierender Aussagen über die NS-Zeit zurücktreten. Seit September 2017 ist die Glocke stillgelegt.


Quelle:
epd