Franz Jung vor seiner Bischofsweihe in Würzburg

"Die Zeit der Volkskirche ist vorbei"

Im Juni wird Franz Jung in Würzburg zum Bischof geweiht. Warum der Noch-Generalvikar zunächst nicht ins Bischofshaus zieht, was er zum Kommunionstreit und zur Kreuzdebatte sagt und wie die Kirche auf Kirchenaustritte reagieren sollte.

Franz Jung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Franz Jung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der neue Würzburger Bischof Franz Jung wird nicht in das Bischofshaus einziehen. Stattdessen wolle er zunächst eine Erdgeschosswohnung im Domkapitelhaus gegenüber bewohnen, sagte er am Dienstag in Würzburg. Diese sei frisch renoviert und stehe seit einem Jahr leer.

Umzug nach Würzburg im Mai

Als Grund nannte Jung, dass es derzeit im zweiten Stock des Bischofshauses keine abgeschlossene Bischofswohnung gebe. Dieser Beschluss sei aber nicht endgültig. Wie es dort dann weitergehe, werde er mit dem Domkapitel beraten. Im ersten Stock und Erdgeschoss des Bischofshauses sind Verwaltungsräume.

Der Umzug nach Würzburg ist für Ende Mai geplant. Jung wird am 10. Juni in Würzburg zum Bischof geweiht. Zuvor wird er noch den Treueeid auf Deutschland und Bayern vor Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ablegen. Ein Termin steht bisher nicht fest.

Jungs Vater gestaltet Bischofswappen

Als Wahlspruch suchte Jung "Eine Hoffnung als Anker der Seele" (auf Latein: "spem ancoram animae") aus, ein verkürztes Zitat aus dem sechsten Kapitel des Hebräerbriefs. Darauf bezieht sich auch sein Wappen, das von Jungs Vater Hans künstlerisch gestaltet wurde.

Links oben und rechts unten enthält es den fränkischen Rechen für das Bistum Würzburg. Rechts oben ist ein Anker zu sehen, so wie im Wappen der Heimatstadt Jungs, Ludwigshafen am Rhein. Er ist in den Farben des Bistums Speyer gehalten, Blau und Silber, ebenso ein auf dem Kopf stehender Anker rechts unten.

 

Jung verwies darauf, dass der Anker eines der ältesten theologischen Symbole für die Hoffnung sei. Gerade in den derzeit bewegten Zeiten sei dies wichtig. Der auf dem Kopf stehende Anker stehe dafür, dass die Hoffnung im Himmel festgemacht sei".

Das gelte auch für die Kirche, in der das, was Volkskirche genannt werde, zu Ende gehe. Außerdem verweise sein Wahlspruch auf das Dokument "Unsere Hoffnung" der Würzburger Synode.

Kreuz als religiöses Zeichen wahrnehmen

Der künftige Bischof von Würzburg hat nichts gegen das Aufhängen von Kreuzen im öffentlichen Raum. Es sei ihm jedoch wichtig, dass das Kreuz als religiöses Zeichen wahrgenommen wird, sagte der Noch-Generalvikar des Bistums Speyer am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Er sei "froh und dankbar", dass die Politik das auch so sehe. "Diese Klärung war gut, denn so wurde einer Reduzierung des Kreuzes auf bayerische Kultur und Lebensart gewehrt", erläuterte Jung. Das Kreuz erinnere Christen an ihre Verpflichtung zum Einsatz für Notleidende.

"Schädlicher" Dissens zwischen Bischöfen

Jung hatte sich auch zum Brandbrief sieben deutscher Bischöfe in der Debatte um die Öffnung der Kommunion für evangelische Ehepartner an den Papst zu Wort gemeldet. "Ich habe nicht zu dem Inhalt, sondern zur Form der Debatte Stellung bezogen", stellte Jung klar. Da er an den Beratungen der Bischofskonferenz nicht beteiligt war, "ist mir auch der Textentwurf der Handreichung bislang nicht bekannt".

Sein Thema sei, wie die Mitglieder der Bischofskonferenz miteinander umgehen: Er sehe den nach außen getragenen Dissens als schädlich an, da den Bischöfen "der Dienst an der Einheit aufgetragen ist". Jung sagte zudem, er halte "nicht viel von Etikettierungen wie 'liberal' oder 'konservativ'".

Konsequenz der Kirchenaustritte sei nicht der Rückzug

Der katholische Theologe sagte auch: "Die Zeit der Volkskirche ist vorbei, das zeigt schon allein die Zahl der Mitglieder." Eine gelockerte Kirchenbindung mache den Kirchenaustritt heute leichter als früher.

Die Konsequenz für die Kirche dürfe aber nicht "Rückzug" lauten, sondern man müsse "in der Situation eine neue missionarische Herausforderung" sehen und weiterhin das Ziel haben, in die Gesellschaft hineinzuwirken.

"Gute Perspektive für Ökumene"

Zum Thema Ökumene sagte der künftige Bischof: "Das 500-jährige Jubiläum der Confessio Augustana im Jahr 2030 bietet jetzt eine gute Perspektive, um im ökumenischen Gespräch zu klären, wo weitere Annährungen möglich sind."

Die "Confessio Augustana", das Augsburger Bekenntnis, aus dem Jahr 1530 gilt als der letzte große Versuch in der Reformationszeit, die Einheit der Kirche zu retten. Das weltweit grundlegende lutherische Glaubensbekenntnis wurde am 25. Juni 1530 auf dem Augsburgers Reichstag von dem Reformator Philipp Melanchthon an Kaiser Karl V. übergeben. Das "Augsburger Bekenntnis" war die Grundlage für die damaligen Religionsgespräche und für den Augsburger Religionsfrieden von 1555.


Der Kiliansdom in Würzburg (dpa)
Der Kiliansdom in Würzburg / ( dpa )
Quelle:
KNA , epd