Zunehmende Gewalt von Schülern gegen Lehrer

Das Leiden der Pauker

Beschimpfungen oder körperliche Gewalt – eine Umfrage unter Schulleitungen bestätigt: Gewalt gegen Lehrkräfte ist ein bundesweites Problem. Auch die Schulen sind nun gefragt, wird das Thema doch häufig unter den "Schulteppich" gekehrt.

Zunehmende Gewalt von Schülern gegen Lehrer / © Julian Stratenschulte (dpa)
Zunehmende Gewalt von Schülern gegen Lehrer / © Julian Stratenschulte ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie sind selber Lehrerin gewesen für Physik und Mathe. Haben Sie Erfahrungen mit Gewalt seitens der Schüler gemacht?

Roswitha Fischer (Bundesvorsitzende des Vereins katholischer deutscher Lehrerinnen e.V.): Ich persönlich überhaupt nicht. Ich muss dazu sagen, dass ich an einem katholischen Mädchengymnasium unterrichtet habe. Ich denke, da ist Gewalt nicht so an der Tagesordnung.

DOMRADIO.DE: Sie sind nun nicht mehr im aktiven Dienst. Inwieweit ist denn so ein Thema Gewalt, auch psychische Gewalt an Lehrern, in Ihrem Verband ein Gesprächsthema?

Fischer: Wir sprechen natürlich darüber. Wir dürfen nicht übersehen, Schule ist immer ein Abbild der Gesellschaft. Und dort müssen wir schon erkennen, dass sowohl körperliche, als auch psychische Gewalt in letzter Zeit zugenommen hat - vor allem auch gegenüber Autoritätspersonen. Denken Sie an die Polizei oder die Feuerwehr. Das macht natürlich auch vor Lehrern nicht Halt.

DOMRADIO.DE: Gibt es aus Ihrer Warte Mechanismen, Methoden, mit denen man solchen Vorkommnisse verhindern kann? 

Fischer: Ob man sie ganz verhindern kann, weiß ich nicht. Wir sind der Meinung, dass man versuchen kann, sie einzudämmen. Es müssen Konsequenzen gezogen werden, wenn Gewalt an einer Schule auftritt.

DOMRADIO.DE: Zum Beispiel?

Fischer: Kommt es zum Beispiel zu psychischer Gewalt, also wird jemand beschimpft, bedroht, beleidigt oder gemobbt, dann muss die Schule reagieren. Schüler, die aktiv mobben, müssen zu Konsequenzen herangezogen werden, wie etwa, dass sie dann gemeinnützige Arbeit für die Schulgemeinschaft verrichten müssen.

Und dann ist auch wichtig, darüber zu reden, dass so etwas vorkommt. Das wird bisher eher unter den Teppich gekehrt. Denn keine Schule gibt gerne zu, dass in ihrem Hause Gewalt vorkommt, denn dann kommen keine Schüler mehr. Das heißt, offen drüber zu reden, das ist in unseren Augen schon mal ein Punkt.

DOMRADIO.DE: Sie sind beim Katholikentag in Münster auch dabei mit Ihrem Verein katholischer Deutscher Lehrerinnen und da ist das Thema "Friedenserziehung in der Schule". Geht es da auch um Gewaltlosigkeit?

Fischer: Es ist uns wichtig, dass die Friedenserziehung Teil aller Unterrichtsfächer wird, ohne dass man jetzt groß sagt: Wir haben heute eine Stunde Friedenserziehung.

DOMRADIO.DE: Wie kann das aussehen?

Fischer: Im Fremdsprachenunterricht etwa ist die Landeskunde in den Lehrplänen in Deutschland stark verankert. Wenn ich die anderen Länder kennenlerne, dann bildet sich automatisch Verständnis aus.

Das Interview führte Heike Sicconi.


Quelle:
DR