​Nach Hamburger Doppelmord: Pastor wehrt sich gegen Anfeindungen

Humanitäre Nothilfe statt Kirchenasyl

​Nach dem Doppelmord am Hamburger Jungfernstieg wehrt sich der Pastor der St.-Pauli-Kirche gegen Anfeindungen. Sieghard Wilm spricht von einer "Verabredung zur Hetze" im Internet.

Trauer nach dem tödlichen Messerangriff in Hamburg / © Markus Scholz (dpa)
Trauer nach dem tödlichen Messerangriff in Hamburg / © Markus Scholz ( dpa )

"In den Sozialen Medien wird dem Rassismus freier Lauf gelassen und die Kirche, die sich an die Seite der Geflüchteten stellt, beschimpft und bedroht", sagte Sieghard Wilm der "Zeit" (Donnerstag). "Da haben sich die Leute richtig zur Hetze verabredet."

Der 33-jährige Mourtala M. hatte am Donnerstag im S-Bahnhof Jungfernstieg seine 34-jährige Ex-Freundin und die gemeinsame einjährige Tochter erstochen. Er gehörte zur Gruppe der sogenannten Lampedusa-Flüchtlinge. Die rund 300 Nordafrikaner waren 2011 aus Libyen auf die italienische Insel Lampedusa geflüchtet.

"Das hat nichts mit Kirchenasyl zu tun"

Als Italien 2013 seine Lager schloss und die Flüchtlinge auf die Straße setzte, fanden sie in Hamburg unter anderem in evangelischen Gemeinden Unterschlupf und forderten als Gruppe ein Bleiberecht. M. gehörte zu den 80 Flüchtlingen, die in der St.-Pauli-Kirche übernachteten.

Wilm war infolge von Medienberichten in die Kritik geraten, nach denen er dem mutmaßlichen Mörder damals Kirchenasyl gewährt habe. Die Vorwürfe wies er jetzt zurück: "Das hatte nichts mit Kirchenasyl zu tun." Vielmehr habe es sich um humanitäre Nothilfe gehandelt. Die Kirche habe Nahrung, Unterkunft und medizinische Versorgung für die Flüchtlinge angeboten.


Quelle:
KNA