ZdK-Präsident nach Auto-Attacke in Münster

"Große Solidarität hat mich sehr bewegt"

Nach der Auto-Attacke machten sich am Samstag viele Münsteraner auf, um Blut für die Opfer zu spenden. Auch Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der Katholiken. Er war sehr beeindruckt von der großen Solidarität, sagte er im Interview.

 Erste Blumen liegen an dem Brunnen des Kiepenkerls / © Marcel Kusch (dpa)
Erste Blumen liegen an dem Brunnen des Kiepenkerls / © Marcel Kusch ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie reagiert, als Sie von dem Anschlag erfahren haben?

Sternberg (Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ZdK): Ich bin zur Uniklinik gefahren und wollte Blut spenden. Und als ich dort ankam, sah ich, dass eine über 100 Meter lange Menschenschlange schon vor dem Eingang stand und zum Blut spenden gekommen war. Eine solch große Solidarität der Bürger hier - das hat mich schon sehr bewegt.

DOMRADIO.DE: Beileidsbekundungen gibt es aus Kirche und Politik. Was denken Sie, wie wird Münster mit dem Unglück umgehen?

Sternberg: Als erste Reaktion ist der Gottesdienst heute Morgen im Deutschlandfunk um 10 Uhr aus dem Dom übertragen worden. Heute Abend wird um 19:30 Uhr im Dom ein ökumenisches Abendgebet stattfinden zum Gedenken an die Opfer und mit der Bitte um Genesung für die Kranken. Ich glaube, das ist das, was man in einer solchen Situation am ehesten tun kann.

DOMRADIO.DE: Im Moment schaut man sowieso auf Münster, Sie bereiten den Katholikentag vor. Das Motto "Suche Frieden" bekommt für Münster jetzt eine ganz andere Bedeutung, oder?

Sternberg: Es schärft es noch einmal an, denn es ging uns immer um mehr, als um "Friede, Freude, Eierkuchen" und auch um mehr, als nur den politischen und zwischenstaatlichen Frieden. Man sieht, Frieden ist nicht nur ein Thema des Äußeren, sondern auch des Inneren – es geht viel um den inneren Frieden. Und es ist auch der Friede des einzelnen Menschen mit sich selbst. Wie kann man in einem Leben, in das plötzlich der Tod einbrechen kann, in das plötzlich ein Unfall einbrechen kann, das wir nicht ständig steuern und bestimmen können - wie kann man da auch seinen Frieden mit sich selbst und letztlich auch den Frieden mit Gott finden?

DOMRADIO.DE: Am 9. Mai wird der Katholikentag in Münster stattfinden. Wird sich etwas an der Veranstaltung ändern - auch beim Thema Sicherheit?

Sternberg: Wir haben selbstverständlich höchste Sicherheitsstandards. Viele Besucher der Weihnachtsmärkte in Münster werden sich vielleicht gewundert haben, dass so viel Polizei zu sehen war und es so viele Absperrungen gab. Sie werden jetzt verstehen, warum das alles so sein muss. Das Sicherheitskonzept für die Stadt steht, das ist sehr ausgefeilt. Man kann davon ausgehen, dass alles menschenmögliche getan wird, um die Sicherheit des Katholikentages zu gewährleisten.

Ich darf auch sagen, das nutzt den Opfern leider nichts, eine gewisse Erleichterung ist schon da, dass das ganze Geschehen nicht in diese grässliche Spirale von Gewalt und Terror hineingehört, die durch den islamistischen Terrorismus ausgelöst worden ist. Die Einzeltat eines offensichtlich Wahnsinnigen – das sind Dinge, vor denen wir nie und nirgendwo gefeit sind.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Thomas Sternberg / © Oliver Berg (dpa)
Thomas Sternberg / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
DR