Musikalisches Ensemble im Glockenturm vervollständigt

13.520-Kilo-Glocke für Paderborner Dom

Das Erzbistum Paderborn feiert den 950. Weihetag des Imad-Doms, des Vorgängers des heutigen Doms, und hat sich zu diesem Jubiläum beschenkt: mit einer 13.520 Kilo-Glocke und einer 1.000-Kilo-Glocke. Dompropst Joachim Göbel ist begeistert.

Die neuen Glocken am Paderborner Dom  / © Guido Kirchner (dpa)
Die neuen Glocken am Paderborner Dom / © Guido Kirchner ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die neuen Glocken sind am Ostermontag feierlich in Paderborn vor dem Dom von Erzbischof Hans-Josef Becker geweiht worden. Über 1.000 Paderborner haben mitgefeiert, als die beiden Glocken "Jesus Christus - unser Friede" sowie "Maria - Trösterin der Betrübten" im Mittelpunkt standen. Was bedeutet das denn für Sie und Ihren Dom, dass Sie jetzt zwei neue Glocken bekommen?

Monsignore Joachim Göbel (Paderborner Dompropst): Wir haben zu dem Jubiläum einen sehr alten Plan von 1927 umgesetzt. Unser Domgeläut besteht aus sechs Stahlglocken von 1951, jetzt ging es darum, das Geläut um zwei Glocken zu erweitern. Eine der beiden ist tatsächlich ziemlich dick, mit 13.520 Kilogramm mit dem Ton E. Und dann ist da noch die etwas kleinere mit 1.008 Kilogramm mit dem Ton Gis, um das Geläut musikalisch zu vervollständigen. Jetzt ist es also endlich abgerundet. 

DOMRADIO.DE: Sie haben die Glocken aber nicht in Deutschland gießen lassen, sondern die haben einen weiten Weg hinter sich, über 200 Kilometer - aus einer niederländischen Glockengießerei. Warum dort?

Monsignore Göbel: Weil wir in Deutschland keine Gießerei gefunden haben, die eine Glocke in dieser Größe für uns gießen konnte. Selbst für die letztlich beauftragte Glockengießerei Eijsbouts in Asten (NL) war das schwierig, die mussten das Gießen der großen Glocke in eine Spezialfirma auslagern, das war ganz spannend. Die gießen nämlich eigentlich Schiffsschrauben und haben uns dann eine wirklich perfekte Arbeit abgeliefert. 

DOMRADIO.DE: Es ist ja nicht so, dass Sie vorher keine Glocke hatten, es gab ja schon ein Geläut; der Plan zwei weitere Glocken aufzuhängen existiert aber schon seit dem Ersten Weltkrieg. Warum hat es so lange gedauert, bis jetzt endlich die Glocken kamen?

Monsignore Göbel: Ach ja, gut Ding will Weile haben, könnte man fast sagen. Dieser Plan von 1927 hat sich aus Gründen, die wir gar nicht mehr nachvollziehen können, zerschlagen. Dann sind natürlich diese Glocken im Zweiten Weltkrieg wieder herausgenommen und eingeschmolzen worden. 1951 sind dann diese sechs Gussstahlglocken vom Bochumer Verein dort hochgezogen worden, dann haben wir später noch mal, in den 1980er Jahren, zwei kleine Glocken auf den Dachreiter gebracht. Aber unser Glockensachverständiger hat immer freundlich aber bestimmt und sachte gedrängt, dieses Ensemble doch musikalisch zu vervollständigen und auch dem Domgeläut einen Stellenwert im Bistum zu geben, der eigentlich dem Dom zukommt. Wir haben im Bistum nämlich, wenn ich das richtig erinnere, mindestens zehn Kirchen, die ein größeres Geläut haben als der Dom. Und da wollten wir das Domgeläut etwas aufwerten. 

DOMRADIO.DE: Bis zum 7. April können sich die Paderborner die Glocken erst mal anschauen, denn die stehen bis dahin noch am Fuße des Domes. Was kommen da so für Reaktionen? Wie gefallen die neuen Glocken den Paderbornern?

Monsignore Göbel: Ich habe gerade noch mal aus dem Fenster geschaut: Die Glocken sind umlagert von großen und kleinen Menschen, Jungen und Alten, die ihre Handys zücken, Filme machen, Fotos machen. Es kommen Leute von außerhalb, auch gestern waren Leute von weit her gekommen, um dabei zu sein. Die Aufnahme dieser neuen Glocken ist sehr, sehr freundlich; die Leute freuen sich, dass sie sie jetzt eine Woche ganz aus der Nähe betrachten können und alle sind gespannt: Seit August läutet es nicht mehr vom Domturm, das ist eine ganz eigenartige Sache, wenn man Ostern und Weihnachten ohne Läuten feiert. Aber alle freuen sich jetzt auf den Juli, wenn die Glocken im Turm sind und alle wieder zusammen läuten können. 

DOMRADIO.DE: Und dann sind die zwei neuen auch dabei, Sie haben schon E und Gis erwähnt. Für alle, denen das nicht so viel sagt: Was sind das für Töne?

Monsignore Göbel: Das E ist ein ganz tiefer Basston und Gis ist ein höherer Ton, entsprechend der Größe der Glocke. Im Juli kann sich dann jeder davon selber überzeugen.

Das Interview führte Heike Sicconi.


Monsignore Joachim Göbel (l.) bei seiner Amtseinführung im Jahr 2014 / © pdp (KNA)
Monsignore Joachim Göbel (l.) bei seiner Amtseinführung im Jahr 2014 / © pdp ( KNA )
Quelle:
DR
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