Spendenrückgang bei katholischer Kirche

Eine kleine Spende, bitte?

Viele Organisationen sind auf Spenden angewiesen. Auch katholische. Laut Deutschem Spendenrat läuft es da aber nicht gut: Immer weniger Menschen geben Geld an katholische Organisationen. 

Spendenkorb / © Henning Kaiser (dpa)
Spendenkorb / © Henning Kaiser ( dpa )

DOMRADIO.DE: MISEREOR ist eine katholische Hilfsorganisation - spüren Sie auch einen Rückgang der Spender?

Andreas Lohmann (Leiter der Abteilung Projektpartnerschaften und Spenderkontakte bei MISEREOR): Also, wir sind froh, dass wir die Zahl der Spender stabil gehalten haben. Das hängt natürlich auch immer mit wechselnden Einnahmen zusammen. Im letzten Jahr haben wir etwa viele Spenden für den Nahen Osten und die Hungersnot in Ostafrika bekommen. Das bedeutet dann auch wieder mehr Spender. Bei uns ist es insgesamt aber stabil.

DOMRADIO.DE: Schwierig soll die Altersgruppe zwischen 30 und 49 sein, die sich eher einzelnen Projekten per Crowdfunding im Internet anschließt. Wie erreichen Sie diese Altersgruppe?

Lohmann: Das eine ist natürlich, dass es sich dabei nicht um die Hauptspendergruppe in Deutschland handelt. Das hat auch was mit ihrer Lebensgeschichte zu tun. Die haben ihre Ausgaben zunächst ja eher auf die Familie oder das neue Haus fokussiert. Dennoch ist es wichtig, diese Menschen als Spender zu gewinnen, damit man eine nachfolgende Spendergeneration hat. MISEREOR macht nichts im Bereich von Crowdfunding; das ist, glaube ich, eher etwas für kleinere und lokale Initiativen. Wir beobachten aber die Entwicklungen dort und haben uns vor allem im Bereich Digitales neu aufgestellt, zum Beispiel mit der Arbeit auf Facebook und bei Twitter, worüber wir dann versuchen, diese Zielgruppen zu erreichen. Außerdem gehen wir in der Arbeit, die wir machen, stärker über Kindergärten und Schulen, in der Hoffnung, dass wir die Familien erreichen.

DOMRADIO.DE: Sie stecken gerade mitten in der Fastenaktion von MISEREOR, also auch einer Spendenaktion. Haben Sie anders für die Aktion geworben als sonst?

Lohmann: Grundsätzlich nicht. Wir probieren aber immer Neues aus. Deswegen haben wir gerade für die jüngeren Menschen eine Fasten-App entwickelt, für das Smartphone. Da kann man sich persönliche Fastenziele setzen und sehen, wenn man in dieser oder jener Form verzichtet, dann hat das einen Gegenwert von X Euro und damit kann man dies und jenes bewirken.

Das ist ja nicht nur ein kirchliches Thema. Fasten, verzichten und den eigenen Lebensstil zu reflektieren, das ist ein gesellschaftliches Thema und bewegt viele Menschen. Da wollen wir ansetzten, um auch über den engeren kirchlichen Kontext hinaus andere Menschen und Zielgruppen zu erreichen.

DOMRADIO.DE: Die katholische Kirche hat laut Studie 2 Prozent an Spendeneinnahmen verloren. Können Sie sich das erklären?

Lohmann: Aus der Vorjahresstudie weiß ich, dass die katholische Kirche gewonnen hatte. Deswegen würde ich dieses Ergebnis nun nicht überbewerten. Nichtsdestoweniger wissen wir natürlich, dass die gesellschaftliche Bedeutung von Kirche ein Stück weiter zurückgeht und dass immer weniger Menschen noch Mitglieder in der Kirche sind.

Die katholischen Hilfswerke merken auch, dass die Einnahmen aus den Kollekten über Jahre zurückgehen, auch weil weniger Menschen in die Kirche gehen. Von daher muss man sich da einerseits schon Sorgen machen und überlegen, wie man mehr Menschen erreichen kann. Andererseits würde ich die konkrete Zahl aus der aktuellen Studie nicht überbewerten. Das sind Schwankungen, glaube ich, wie man sie immer wieder hat.

DOMRADIO.DE: In der Studie heißt es „der Spender möchte ernst genommen werden" was bedeutet das? Und wie erreicht man es?

Lohmann: Ich glaube, das erreicht man durch einen Dreiklang: Einmal durch ein gute Information, also Transparenz über die Arbeit der Organisation. Dann auch über eine Information, die den Menschen eine Brücke zu den Projekten baut und es ihnen ermöglicht, sich ein bisschen tiefer in die Projekte einzufühlen. Das machen wir über Projektberichte und Spendertreffen oder über digitale Wege, wie Facebook und Twitter. Dort beziehen wir auch unsere Partner ein, um das alles ein bisschen lebendiger und erlebbarer machen.

Der dritte Aspekt ist sicher das Thema Danken und Wertschätzen. Es ist wichtig, dass die Spender wissen, dass das, was sie tun, etwas bewirkt und verändert. Es ist auch wichtig, dass sie merken, dass wir wahrnehmen, wie wichtig dieses persönliche Engagement und das es auch existenziell für unsere Arbeit ist.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Quelle:
DR
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