Franz Jung wird Bischof von Würzburg

Vom Rhein an den Main

Papst Franziskus hat den Generalvikar der Diözese Speyer, Franz Jung, zum neuen Bischof von Würzburg ernannt. Das gaben der Vatikan und die Diözese Würzburg am Freitag zeitgleich bekannt.

Franz Jung / © Klaus Landry / Bischöfliches Ordinariat Würzburg (dpa)
Franz Jung / © Klaus Landry / Bischöfliches Ordinariat Würzburg ( dpa )

Der Speyerer Generalvikar Franz Jung wird neuer Bischof von Würzburg. Mit dem 51-Jährigen erhält die fränkische Diözese einen ausgesprochen entscheidungsstarken und kommunikationsfähigen Chef. In der Pfalz ist Jung sehr beliebt. Geschätzt wird vor allem, dass er anpackt. Maßgeblich organisierte er über Jahre den bistumsweiten Reform- und Fusionsprozess "Gemeindepastoral 2015". Dabei zeigte sich Jung als Moderator, der auch auf Kritiker zugeht und versucht, möglichst viele mitzunehmen. Unter starker Mitarbeit der Laien und Räte im Bistum entstand ein neues Seelsorgekonzept. Zugutekommt Jung dabei, dass er Ziele formulieren kann - und dass er ein sehr humorvoller Mensch ist, der gerne lacht.

Auch wenn es darum ging, das Jubiläumsjahr zur Weihe des Kaiserdoms vor 950 Jahren, die Begleitung der Seligsprechung des Ordensgründers Paul Josef Nardini (1821-1862) oder die Beerdigung von Altkanzler Helmut Kohl auf dem Domherrenfriedhof zu organisieren, war Jungs organisatorisches Talent gefragt. Bei all solchen Aufgaben ist Jung klar in der Sache, zugleich aber ausgesprochen pragmatisch.

Von Kamphaus zum Priester geweiht

Jung kam 1966 in Mannheim auf die Welt und wuchs am gegenüberliegenden Rheinufer mit drei Geschwistern in Ludwigshafen auf. Beide Eltern waren Lehrer. Jung studierte in München und Rom Philosophie und Theologie. 1992 weihte ihn der damalige Limburger Bischof Franz Kamphaus in Rom zum Priester.

Die erste Seelsorgestelle absolvierte Jung in Pirmasens, bevor er in der Speyerer Dompfarrei arbeitete und Sekretär des emeritierten Bischofs Anton Schlembach wurde - hier schließt sich ein Kreis, denn Schlembach stammt aus dem Bistum Würzburg. Und Stellenwechsel zwischen Speyer und den bayerischen Bistümern sind alles andere als außergewöhnlich.

Weil die Pfalz einst selbst bayerisches Herrschaftsgebiet war, gehört der Bischof von Speyer bis heute der Bischofskonferenz im Freistaat an. Der Erzbischof sitzt in Bamberg. Auch die früheren Münchner Kardinäle Friedrich Wetter und Joseph Wendel stammen aus der Pfalz.

Ein Jahr als Generalvikar

Als Karl-Heinz Wiesemann in Speyer vor ziemlich genau einem Jahrzehnt Schlembachs Nachfolger wurde, ernannte er Jung zum Generalvikar. Seit damals gehört Jung auch dem Domkapitel an. Als Generalvikar führte Jung ein Qualitätsmanagement bei den katholischen Kindertagesstätten ein und unterstützte die Redaktion der Bistumszeitung "Pilger" dabei, zusätzlich ein Magazin herauszugeben, das Brücken zwischen Tradition und Moderne schlagen will, Christliches und Spirituelles sowie Impulse für Gesundheit und bewusstes Leben bietet. Bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ging Jung einen Weg, in dessen Mittepunkt eindeutig die Situation der Opfer stand.

Bei allem Organisations- und Gestaltungsvermögen: Jung ist Theologe geblieben, hat ein großes Interesse an den Anfängen des Christentums und an den Kirchenvätern, wie die zentralen theologischen Figuren der ersten Jahrhunderte heißen. In seiner Doktorarbeit befasste sich Jung 2001 mit einem Thema aus dem Neuen Testament. Selbst nach der Ernennung zum Generalvikar fand Jung noch Zeit zum Publizieren. Zum 25-Jahr-Priesterjubiläum im vergangenen Jahr hatte Wiesemann betont, Jung arbeite "souverän und mit großem Sachverstand".

Gleichzeitig sei Jung ein tief spiritueller Mensch. "In seiner Person verbinden sich herausragende Begabungen für Theologie, Seelsorge und kirchliche Verwaltung. Sie geben ihm die Fähigkeit, Brücken zu bauen zwischen Menschen, die an unterschiedlichen Wirkungsorten von Kirche tätig sind", so Wiesemann. Jungs Bischofsernennung nannte er deshalb am Freitag "für das Bistum Speyer und auch für mich persönlich einen schmerzlichen Verlust". Für Würzburg hört sich das wie ein großer Gewinn an.


Quelle:
KNA