Heße zur Zukunft der Kirche im Erzbistum Hamburg

"Nicht mehr überall präsent"

Erzbischof Heße hat einen Pastoralen Orientierungsrahmen für das Erzbistum Hamburg vorgestellt. Darin geht es vor allem um die Frage: Wie lebt die Kirche künftig im Erzbistum Hamburg? Der Anfang einer Antwort ist nun gemacht.

 (DR)

Vor dem Hintergrund der Verschuldung seines Erzbistums hat der Hamburger Erzbischof Stefan Heße einen teilweisen Rückzug der Kirche aus ländlichen Gebieten angekündigt. "Schleswig-Holstein und Mecklenburg sind so große Gebiete, dass wir unmöglich flächendeckend überall präsent sein können", sagte er im Interview der "Flensburger Tageblatt" (Freitag). Er wünsche sich aber in beiden Regionen "eine ganze Reihe von verlässlichen Orten, an denen die katholische Kirche künftig präsent ist". Das könnten Kirchen, karitative Einrichtungen, Schulen oder Gemeindegruppen sein, so Heße.

Was ist in Zukunft noch zu finanzieren?

Der Erzbischof verteidigte einen deutlichen Sparkurs. Die Ausgaben müssten reduziert werden. Auch dürften keine neuen Schulden mehr gemacht werden. "Deshalb müssen wir schauen, was künftig noch finanzierbar ist", sagte Heße. Wo konkret es Einschnitte geben werde, sei noch nicht klar. "Das sind sehr schwierige Prozesse - denn immer da, wo Menschen etwas aufgeben oder loslassen müssen, tut es auch weh." Das Erzbistum hatte im Januar angekündigt, bis zu 8 seiner 21 Schulen in Hamburg zu schließen. Begründet wurde dies mit einer Überschuldung von 79 Millionen Euro.

Die Entscheidung zur Schließung der Schulen sei auch ihm schwer gefallen, betonte Heße. Die Kirche wolle aber mit "mittelfristig zukunftssicheren" Schulen arbeiten. "Wenn wir zu viel machen, dann kommen wir mit unseren Möglichkeiten nicht hinterher und haben am Ende viel weniger." Zudem kündigte der Erzbischof an, wie in Hamburg nun auch eine "Tiefenprüfung" der Schulen der Bernostiftung in Lübeck und Schwerin durchzuführen, "um die genauen Bedarfe festzustellen".

Im Glauben gewissenhaft gehandelt

Bereits im Juli 2017 hatte das Erzbistum angekündigt, dringend benötigte Neubauten in Lübeck und Ludwigslust nicht zu finanzieren. Im Dezember folgte der Beschluss, den Schulen die jährlichen Zuwendungen zu streichen.

Heße verteidigte in dem Zusammenhang erneut seinen Amtsvorgänger Werner Thissen. "Ich glaube, dass alle Generationen vorher im Glauben gehandelt haben, etwas Gutes für die Menschen und für die Kirche zu tun." Deswegen seien im Erzbistum Hamburg überproportional viele Schulen gegründet worden. Hier gebe es 25 katholische Schulen, im fünfmal so großen Erzbistum Köln 30, sagte der Erzbischof. Er war früher Generalvikar der rheinischen Erzdiözese.

Notwendig sei es, "nach vorne zu schauen, und die Probleme, die da sind, anzupacken", so Heße. Er selbst sei 51 Jahre alt und gehe laut Kirchenrecht mit 75 Jahren in Pension gehen. "Da kann ich mir nicht vorstellen, zu sagen, in 24 Jahren soll es mein Nachfolger richten."

 


Erzbischof Stefan Heße / ©  Daniel Bockwoldt (dpa)
Erzbischof Stefan Heße / © Daniel Bockwoldt ( dpa )
Quelle:
KNA
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