Seit 125 Jahren gehen die Trappisten eigene Wege

"Zisterzienser der Strengeren Observanz"

Die Zisterzienser traten im 12. Jahrhundert als Erneuerer des benediktinischen Mönchtums an. Karg und arbeitsam wollten sie leben - und taten es erst auch. Vor 125 Jahren entstand ein Orden, der es wieder härter wollte.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / ©  Katharina Ebel (KNA)
Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / © Katharina Ebel ( KNA )

Man kennt die Zisterzienser als einen der strengen Orden der katholischen Kirche. Sie traten im 12. Jahrhundert im heutigen Ostfrankreich als Erneuerer des benediktinischen Mönchtums an. Karg und arbeitsam wollten sie leben - und taten es auch. Roden, Ackerbau und Fischzucht standen auf derselben Stufe wie das Gebet: ora et labora, bete und arbeite.

Das Armutsideal zog Tausende junge Männer an - und Zustiftungen für das ewige Seelenheil. Die armen Mönche wurden allzu schnell vermögend. Vor gut 125 Jahren, im Oktober 1892, trennte sich ein Zweig vom Zisterzienserorden, der nach seinem französischen Hauptkloster La Trappe bald "Trappisten" genannt wurde - die "Zisterzienser der Strengeren Observanz".

Komplizierte Trennungsgeschichte

Die Trennungsgeschichte ist kompliziert. Im 17. Jahrhundert setzte sich der Abt von La Trappe in der Normandie, Armand-Jean Le Bouthillier de Rance (1626-1700), für eine Wiederherstellung der überaus strengen ursprünglichen Lebensweise der Zisterzienser ein. Im Mittelpunkt stehen Gebet, geistliche Lesung und Handarbeit. Die Trappisten pflegen einen einfachen Lebensstil und suchen Innenleben und Sammlung in Schweigsamkeit. Zudem legen sie Wert auf eine bescheidene Gastfreundschaft.

Lange Zeit bestanden Klöster der Reformströmung und denen der herkömmlichen Ordnung nebeneinander. Unter dem gemeinsamen Dach des Zisterziensertums erlebten sie den totalen Kollaps der Französischen Revolution in Frankreich und Belgien und der Klosteraufhebung in den Habsburgerlanden und in Deutschland. Und unter dem gemeinsamen Dach begann auch im 19. Jahrhundert ein beeindruckender Neubeginn. Doch die beiden Traditionen hatten sich auseinandergelebt.

Schwerpunkt Pfarreiseelsorge

Die Zisterzienser im deutschsprachigen Raum legten ihren neuen Schwerpunkt mehr in der Pfarreiseelsorge, während die zumeist französischsprachigen Trappisten dies nicht in der traditionellen Ordensregel angelegt sahen. Mehr als die deutschen Niederlassungen lieferten sie in Handarbeit etwa Käse, Biere, Wein, Öle, Liköre, Kräuter und Heilmittel. Doch selbst die Reformierten waren seit 1847 in zwei Strömungen getrennt: Die eine befolgte die Regeln de Rances, die andere die Regeln des autoritären Abtes Augustin de Lestrange (1754-1827).

Beim Generalkapitel in Wien 1891 konnte der Orden bereits wieder die Zahl von 82 Männer- und 114 Frauenklöstern vorweisen: 7.139 Zisterzienser insgesamt. 52 Männerklöster mit mehr als 2.900 Mönchen auf der Reformseite standen nur 30 Klöster mit 940 Mönchen der allgemeinen Observanz gegenüber. Mit der Nichteinladung der Französischsprachigen und der Wahl des böhmischen Abtes Leopold Wackarz zum Zisterzienser-Generalabt wurde freilich das deutsche Element noch weiter betont. Die Spannungen zwischen den beiden Strömungen stiegen.

Dekret über Zusammenschluss

Papst Leo XIII. (1878-1903) lud nun zu einem Kapitel der beiden französischen und der belgischen Zisterzienser-Kongregationen (La Trappe, Sept-Fons, Westmalle) in Rom. Am Ende der Beratungen stand am 13. Oktober 1892 eine Neuaufteilung: Die drei französischsprachigen Kongregationen verbanden sich zum "Orden der Reformierten Zisterzienser Unserer Lieben Frau von La Trappe" - der sich damit wiederum vom hergebrachten Zisterzienserorden trennte. General des bald "Trappisten" genannten neuen Ordens wurde Sebastian Wyart, Abt von Sept-Fons. Tags darauf empfing Leo XIII. die Teilnehmer des Kapitels.

Das Dekret über den Zusammenschluss wurde am 8. Dezember 1892 veröffentlicht; dies ist das förmliche kirchenrechtliche Datum der Gründungsbestätigung; im August 1894 ratifizierte Leo XIII. die neuen Ordensverfassungen. 1898 erwarben die Trappisten Citeaux, das Mutterkloster der Zisterzienser. Und 1902 schließlich bekam der Orden seine endgültige Bezeichnung "Zisterzienser von der strengeren Observanz".

Die bekanntesten Trappisten des 20. Jahrhunderts waren der selige Charles de Foucauld (1858-1916) und Thomas Merton (1915-1968). Ende 2016 gab es nach Ordensangaben weltweit 102 Männer- und 76 Frauenklöster - was mehr als eine Verdoppelung binnen 75 Jahren bedeutet. Zugleich ging allerdings die Zahl der Ordensleute zurück: auf weltweit rund 1.800 Trappisten und 1.500 Trappistinnen.


Quelle:
KNA