Mönche begleiten Kloster-Neustart in Neuzelle

"Im Moment sind wir nur Kundschafter"

Vier Zisterziensermönche leben seit August 2017 in Neuzelle in Brandenburg. Dort will das Bistum Görlitz nach 200 Jahren wieder Klosterleben ansiedeln. Aus einem Provisorium soll eine dauerhafte Einrichtung werden. Wie verläuft der Start?

Zisterzienser mit Bischof Ipolt in Neuzelle / © Renardo Schlegelmilch (DR)
Zisterzienser mit Bischof Ipolt in Neuzelle / © Renardo Schlegelmilch ( DR )

DOMRADIO.DE: Seit fünf Monaten leben Sie in Neuzelle. Vorher mit war es ein Leben mit über 100 Brüdern in Heiligenkreuz in Österreich ein ganz anderes Leben. Jetzt leben Sie mit drei Brüdern in Brandenburg, da muss man sich erst einmal umgewöhnen?

Pater Simeon Wester (Mönch in Neuzelle): So eine große Gemeinschaft ist natürlich etwas sehr Schönes. Von der Liturgie angefangen bis zum Gemeinschaftsleben. Es ist auch immer schön, wenn man eine neue spannende Aufgabe aufgetragen bekommt. Wir leben hier nicht in klösterlichen Gebäuden, sondern im Pfarrhaus, das uns das Bistum Görlitz zu Verfügung gestellt hat. Wir leben hier WG-mäßig zusammen und müssen das jetzt klösterlich füllen.

DOMRADIO.DE: Da müssen Sie im Moment wahrscheinlich noch ein paar Einschränkungen in Kauf nehmen, oder?

Wester: Es fängt mit dem Alltäglichen an. Um die Dinge im Kloster, die einfach zum alltäglichen Ablauf dazu gehören, muss man sich normalerweise als Mönch gar nicht kümmern. Das fängt mit der Wäsche und dem Essen an, auch mit der Instandhaltung des Klosters. Das ist hier alles unsere Aufgabe. Aber das ist auch die ursprüngliche Aufgabe der Mönche, ihren Lebenserhalt selbst zu regeln. Das ist schon etwas sehr monastisches und das tut uns sehr gut.

DOMRADIO.DE: Vom Bistum Görlitz heißt es, das ehemalige Kanzleigebäude der ehemaligen Abtei soll für Sie zum Wohnraum werden. Wie würde das denn für Sie den Alltag verändern?

Wester: Das ist ja von Anfang unser Bestreben gewesen, dass wir hier adäquate Möglichkeiten der Unterkunft bekommen. Ein Kloster bringt nicht nur Mönche unter. Im Kloster dürfen auch nie die Gäste fehlen. Wir müssen immer auch sehen, dass wir auch Leute beherbergen können. Das gehört zum Wesentlichen eines Klosters dazu. Wir sind jetzt sehr dankbar, dass wir diese Perspektive mit dem Kanzleigebäude haben. Das ist wirklich ein großer Schritt nach vorne in der Planung des Klosters.

DOMRADIO.DE: Das Bistum Görlitz ist das Bistum mit den wenigsten Katholiken im ganzen Land. Wie geht denn da die Ortsgemeinschaft mit Ihnen um?

Wester: Das ist ganz unterschiedlich. Wir können aber sagen, dass wir von allen sehr wohlwollend aufgenommen worden. Das ist etwas sehr Erfreuliches. Die Menschen begegnen uns unvoreingenommen, sie staunen ein bisschen über das Gewand. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt. Was uns erstaunt, wie offen und was für schöne Gespräche über den Glauben stattfinden. Gerade auch mit denen, die vielleicht ohne Bekenntnis sind. Die stellen sich natürlich die gleichen Fragen wie alle anderen, wie das Ganze hier ausgeht.

DOMRADIO.DE: Lassen Sie uns kurz in Zukunft schauen. Im Moment sind Sie vier Brüder, weitere sollen im Sommer kommen. Am 2. September wird Neuzelle dann keine Aussenstelle von Heiligenkreuz mehr sein, sondern es soll ein eigenes Priorat werden.

Wester: Zunächst einmal soll es ein abhängiges Priorat bleiben, so wie in Bochum-Stiepel auch. Das dauert einfach eine Zeit, bis ein Kloster dann selbstständig sein muss. Wir sind in gewisser Weise abhängig von der Mutterabtei, das bleibt so. Die Planung ist, dass bei der Diözesanwallfahrt am 2. September das Priorat kirchenrechtlich erreichtet wird, dann schauen wir weiter. Im Moment ist es ja so, dass wir nur Kundschafter sind und hier leben. Der Pfarrer ist aber noch vor Ort und der hilft uns sehr, führt uns einfach in den Ort und die Eigenheiten hier ein. Da sind wir sehr dankbar - ohne ihn würde das hier nicht laufen. Am 2. September soll es dann offiziell losgehen. Wie viele wir dann hier sein werden, das steht noch nicht fest. Wir hatten mal an acht gedacht, wobei der Raum eigentlich nicht da ist für so viele Brüder.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR