Bischof Dieser über Chancen und Risiken einer verflochtenen Welt

"Kein Platz für nationale Egoismen"

Grenzüberschreitend, international und global – der Aachener Bischof Helmut Dieser sieht in einer globalen Welt "große Chance" und "großes Verderben". Besonders Christen müssten sich für eine bessere Welt einsetzen.

Einführung von Aachens neuem Bischof Helmut Dieser / © Henning Kaiser (dpa)
Einführung von Aachens neuem Bischof Helmut Dieser / © Henning Kaiser ( dpa )

Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat dazu aufgerufen, sich stärker der weltweiten Abhängigkeiten bewusst zu sein. "Globalisierung bietet beides: große Chancen und großes Verderben", sagte er am Sonntag im Aachener Dom. "Verheißungsvoll" sei etwa die weltweite Verbreitung von wissenschaftlichem Fortschritt und politischer Aufklärung. "Keine Diktatur kann mehr ihren Bürgern weismachen wollen, sie lebten im besten Staat der Welt", so der Bischof bei einem Gottesdienst im Rahmen der Interkulturellen Woche.

"Erschreckend" an der Globalisierung sei dagegen, dass falsche Politik und schlechte Regierungsführung eines Landes sich weltweit auswirke. "Nicht nur Regierungen, sondern auch du und ich können Lügen und Gift in Sekundenschnelle ausbreiten, so dass sie auf den Displays in der Hand von Milliarden Menschen auftauchen", mahnte Dieser. Auch trügen Wirtschaft und Umweltsünden der reichen Länder zum Klimawandel und zur Zerstörung des Wohnraums in Ländern des Südens bei. Um denselben Wohlstand zu erreichen, kopierten die armen Länder nicht selten die Umweltsünden der reichen Nationen, gab Dieser zu bedenken.

Einsicht der Menschheit

Gegen diese Missstände helfe nur die Einsicht der Menschheit "wir gehören zusammen, sind eine Familie", sagte der Bischof. Statt nur den eigenen Vorteil zu suchen, sollten sich alle als Ganzes sehen und versuchen, ihren Teil beizutragen. Die Menschen in Europa und weltweit sollten sich selbst zuerst "begreifen als Christen, als Schwestern und Brüder, und dann erst als Spanier, Portugiesen, Kroaten, Polen, Eritreer und Deutsche oder aus welchem Land und welcher Kultur auch immer wir stammen", hob der Bischof vor Angehörigen verschiedener Nationalitäten hervor.

"In Europa und wo immer Christen leben, darf nicht mehr der Nationalismus Oberhand gewinnen", forderte Dieser. "Über alles Nationale hinweg eint uns das Evangelium." Auch in der Beziehung zu Menschen anderer Kulturen und Religionen müssten die Christen für gleiche Rechte, gleiche Würde und gleiche Chancen aller eintreten, appellierte der Aachener Bischof.


Quelle:
KNA