Projekt zu früherem Paderborner Kardinal Jaeger gestartet

Auch zur Rolle in der NS-Zeit

Ein neues Forschungsprojekt untersucht Leben und Wirken des früheren Paderborner Erzbischofs Lorenz Jaeger. Dabei wird auch die Rolle des Kardinals im Dritten Reich erforscht, um die es in den letzten Jahren öffentliche Kontroversen gab.

Kardinal Lorenz Jaeger (stehend) im Jahr 1967 / © N.N. (KNA)
Kardinal Lorenz Jaeger (stehend) im Jahr 1967 / © N.N. ( KNA )

Dies erläuterte die Vorsitzende der Kommission für Kirchliche Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn, Nicole Priesching, im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur am Montag in Paderborn.

Jaeger (1892-1975) sei dabei "mitunter als Nazi-Kollaborateur bezeichnet", sagte die Leiterin des auf sechs Jahre angelegten Projekts. 2015 sei in Paderborn ein "heftiger Streit" um die Ehrenbürgerwürde des Kardinals ausgetragen worden; einen Antrag auf Aberkennung habe die CDU-FDP-Mehrheit im Stadtrat schließlich abgelehnt.

Wissenschaftliche Erforschung

Daraufhin habe Erzbischof Hans-Josef Becker der Theologischen Fakultät Paderborn den Auftrag erteilt, die Rolle Jaegers im Nationalsozialismus wissenschaftlich zu erforschen. "Unser Forschungsprojekt wird die Erkenntnisse aus diesem ersten Projekt aufnehmen können und in den größeren Kontext seiner Biografie einordnen. Warten wir also ab, was dabei herauskommen wird", so Priesching.

Basis des interdisziplinären Forschungsprojekts mit 40 Wissenschaftlern ist der inzwischen durch das Erzbischöfliche Diözesanarchiv geordnete Nachlass des Erzbischofs, erläuterte die Kirchenhistorikerin. "Etwa 70 Regalmeter warten darauf, gesichtet und ausgewertet zu werden. Dies ist nur mit vereinten Kräften sinnvoll möglich."

Von 1941 bis 1973 Paderborner Erzbischof

Jaeger, dessen Geburtstag sich am 23. September zum 125. Mal jährt, sei "eine der prägendsten Gestalten des deutschen Katholizismus", erklärte die Wissenschaftlerin. Er war von 1941 bis 1973 Paderborner Erzbischof und nahm am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) sowie der Würzburger Synode (1971-1975) teil. 1957 gründete er das Paderborner Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik und war Mitinitiator und Mitglied des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

"Insofern werden wir durch das Forschungsprojekt sowohl Aufschlüsse über die Entwicklung des Erzbistums Paderborn als auch Einsichten zur allgemeinen Kultur-, Zeit- und Kirchengeschichte gewinnen", sagte Priesching. Jaeger sei auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene zu finden. "Diese Vielschichtigkeit gilt es zu entdecken und darzustellen."


Quelle:
KNA