Flüchtlingsbeauftragter reist nach Sizilien

Thema Seenotretter

Abertausende Flüchtlinge strömen über See nach Sizilien. Manche sprechen schon vom zweiten Lampedusa. Der Flüchtlingsbeauftragte Erzbischof Heße reist Anfang September auf die italienische Insel, um sich selbst ein Bild zu machen.

Flüchtlinge auf Sizilien / © Michael Kappeler (dpa)
Flüchtlinge auf Sizilien / © Michael Kappeler ( dpa )

Der katholische Flüchtlingsbeauftragte, Erzbischof Stefan Heße, will sich auf Sizilien über die Lage von Migranten informieren. Er werde dort Gespräche mit privaten Rettungsorganisationen und mit der EU-Grenzschutzagentur Frontex führen, sagte Heße in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn.

Staaten in der Pflicht

Die Zahl der Ertrunkenen nannte er skandalös. Auf die Frage nach den jüngst verschärften Auflagen für Seenotretter antwortete der Erzbischof: "Wenn die Staaten private Rettungsmissionen einschränken, stehen sie selbst in der Pflicht, die Menschen auf dem Meer zu schützen."

Heße fügte hinzu, er wolle "noch keine abschließende Bewertung abgeben". Anfang September werde er für mehrere Tage nach Sizilien reisen, um sich selbst ein Bild zu machen. Zu Vorwürfen, wonach Seenotretter als Helfershelfer von Schleuserbanden fungieren, sagte der Erzbischof: "Ich weiß nicht, ob es im einen oder anderen Fall eine problematische Kooperation gegeben hat. Aber ich weiß, dass wir die Flüchtlinge nicht ertrinken lassen dürfen."

Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen

Wenn staatliche Rettungsaktionen nicht wirksam genug seien, seien "ergänzende gesellschaftliche Aktivitäten legitim und notwendig", so Heße weiter. Er ist Erzbischof von Hamburg und seit zwei Jahren Sonderbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen.

Die Bischöfe warnen vor einer "Politik der Abschottung" und verlangen mehr geregelte Zuwanderung nach Europa. "Als Kirche sagen wir: Wer Chaos an den Grenzen und auf den Wanderungsrouten vermeiden will, muss auch vermehrt legale und sichere Zugangswege eröffnen", forderte Heße. Die Politik tue zwar gut daran, "chaotische Verhältnisse, wie sie 2015 mancherorts geherrscht haben", zu vermeiden, unterstrich der Erzbischof. "Die derzeitige Gefahr besteht aber darin, dass aus einer Politik des notwendigen Ordnens und Kontrollierens eine Politik der Abschottung wird."

"Das Begonnene fortführen"

Mit Blick auf den Beitrag der Kirchen hob Heße hervor, allein in der katholischen Flüchtlingsarbeit engagierten sich etwa 100.000 Freiwillige. Es gehe nicht um stets neue Programme, sondern darum, das Begonnene fortzuführen - "auch wenn es Widerstände gibt und Phasen der Ermüdung eintreten". Gefordert sei ein langer Atem.


Hamburger Erzbischof Stefan Heße  / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Hamburger Erzbischof Stefan Heße / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
KNA
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