Neuer Bischof von Mainz in Amt eingeführt

"Glauben und Lieben sind nichts Peinliches"

Nach der Sedisvakanz ist in Mainz der neue Bischof ins Amt eingeführt: Altbischof Kardinal Karl Lehmann übergibt an Peter Kohlgraf. Dieser sagte, er habe eine Vision für das "heilige Volk Gottes" im Bistum Mainz.

Bischof Peter Kohlgraf spricht während seiner Amtseinführung im Mainzer Dom. / © Arne Dedert (dpa)
Bischof Peter Kohlgraf spricht während seiner Amtseinführung im Mainzer Dom. / © Arne Dedert ( dpa )

Sonntagnachmittag im Dom zu Mainz: Peter Kohlgraf nimmt Platz auf dem Bischofsstuhl, der Kathedra. Applaus braust auf. Von nun an leitet er das Bistum Mainz. Wenige Minuten zuvor hatte ihn sein Vorgänger, Kardinal Karl Lehmann, zum Bischof geweiht. Der Kardinal und frühere langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz war an seinem 80. Geburtstag Mitte Mai vergangenen Jahres als Bischof von Mainz zurückgetreten. Am Dienstag nach dem diesjährigen Osterfest hatte Papst Franziskus Kohlgraf zum Nachfolger Lehmanns ernannt. "State in fide" (Steht fest im Glauben) lautet Lehmanns bischöflicher Wahlspruch. Der seines Nachfolgers geht so: "Appropinquavit regnum dei" (Das Reich Gottes ist nahe gekommen).

Stabwechsel im Bistum Mainz

Als Lehmann zurücktrat, ließ er sich so vernehmen: Es werde Zeit, die Stafette an den nächsten Läufer weiterzugeben. Und so läuft denn jetzt Kohlgraf. Wie seinerzeit Lehmann, der am 2. Oktober 1983 im Alter von 47 Jahren seinen Lauf als Bischof von Mainz begann, ist Kohlgraf mit seinen 50 Jahren der aktuell jüngste Bischof an der Spitze eines deutschen Bistums. Nunmehr sind alle Bischofsstühle in Deutschland wieder besetzt. Zu der Weihe und Amtseinführung haben sich rund 900 geladene Gäste im Dom versammelt. Auf Markt- und Liebfrauenplatz um den Dom herum wird der Weihegottesdienst auf zwei Großbildleinwände übertragen, sind 300 Biergarnituren aufgestellt. Sie bieten etwa 2.400 Menschen einen Sitzplatz.

In seiner ersten Ansprache als Bischof von Mainz sagt Kohlgraf gegen Ende des Weihegottesdienstes im Dom, er habe eine Vision für das "heilige Volk Gottes" im Bistum Mainz. Sie gründe auf seinem Wahlspruch "Das Reich Gottes ist nahe gekommen". Mit diesen Worten habe Jesus seine Jünger losgeschickt. Bis heute habe Jesus seinen Platz mitten unter den Menschen mit ihren Freuden und Hoffnungen, ihrer Trauer und ihren Ängsten. Jesus sei da, wo sich Menschen in Liebe einem anderen Menschen zuwendeten, wo Gottes Wort gelesen, gelebt und bezeugt werde. "Wir sollten uns", sagt Kohlgraf, "nicht damit abfinden, dass man über den Glauben nicht spricht. Glauben und Lieben sind nichts Peinliches."

Fest der Begegnung nach der Weihe

Kardinal Lehmann hatte zuvor in seiner Predigt den Gläubigen ans Herz gelegt, den neuen Bischof als "Diener Jesu Christi und als Verwalter der Heilsgaben Gottes" zu achten. Und seinem "lieben Bruder" Kohlgraf sagte er: "Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht. Weise zurecht in aller Geduld und Weisheit. In Gebet und Opfer erbitte für die Gläubigen aus dem Reichtum Jesu Christi seine Gnade in Fülle." Der Weihegottesdienst schließt mit einem Marienlied: "O mächtige Fürsprecherin, / o Maria, / bei Gott sei unsre Helferin, / o Maria!". Kohlgraf begibt sich in sein in unmittelbarer Nähe des Doms gelegenes Bischofshaus, um sich umzuziehen. Danach noch ein kurzes Pressestatement im Gewölbekeller des Dommuseums. Kohlgraf zeigt sich "sehr beeindruckt" von dem Gottesdienst, spricht von einem "guten geistlichen Startschuss". Und dann: "Fest der Begegnung" auf den Domplätzen.

Aus Sicherheitsgründen versperren Müllwagen die Zufahrten zu ihnen, die Polizei zeigt Präsenz. Reichlich ist das Angebot an Speisen und an alkoholischen wie nichtalkoholischen Getränken. Es gibt eine eigene Weinabfüllung zur Bischofsweihe und Sonderbriefmarken auch. Chöre singen, Bands spielen auf. Beispielsweise das "Symphonische Blasorchester2 vom Bonner Kardinal Frings-Gymnasium. An ihm war der neue Mainzer Bischof, der in Köln geboren und zum Priester geweiht wurde, zuletzt an der Katholischen Hochschule Mainz lehrte und forschte, vier Jahre Schulseelsorger und Religionslehrer.

Abendsegen als Festausklang

Kohlgraf nimmt Glückwünsche entgegen, schüttelt Hände, führt Gespräche. Bis zum Abendsegen, mit dem das Fest ausklingen soll, sind es noch über drei Stunden. Bis zu der in der katholischen Kirche Bischöfen gesetzten Altersgrenze sind es für den 50-Jährigen noch 25 Jahre - und manchmal wird verlängert.


Bischof Kohlgraf (M) nimmt nach seiner Amtseinführung vor dem Dom in Mainz ein Bad in der Menge. / © Arne Dedert (dpa)
Bischof Kohlgraf (M) nimmt nach seiner Amtseinführung vor dem Dom in Mainz ein Bad in der Menge. / © Arne Dedert ( dpa )

Kardinal Lehmann überreicht Peter Kohlgraf das Evangeliar / © Arne Dedert (dpa)
Kardinal Lehmann überreicht Peter Kohlgraf das Evangeliar / © Arne Dedert ( dpa )

Bischof Kohlgraf bei der Kommunionspendung / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Kohlgraf bei der Kommunionspendung / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA