Peter Kohlgraf ist neuer Mainzer Bischof

"Ein Bischof bleibt ein normaler Mensch"

In Köln geboren, dort auch zum Priester geweiht und nun Bischof von Mainz: der Rhein verbindet - und der Fußball und die Fünfte Jahreszeit auch. Peter Kohlgraf sieht sich nicht mit Mitra und Bischofsstab durch Mainz laufen.

Autor/in:
Michael Jacquemain und Peter de Groot
Peter Kohlgraf (m.) mit einer Passantin in der Mainzer Innenstadt / © Harald Oppitz (KNA)
Peter Kohlgraf (m.) mit einer Passantin in der Mainzer Innenstadt / © Harald Oppitz ( KNA )

Er hofft, auch als Bischof ein halbwegs normales Leben führen zu können. Zum Beispiel: Lebensmittel einkaufen, Bus fahren. Kohlgraf räumt ein, der Amtsnimbus könne eine gewisse Distanz schaffen, weist aber auch darauf hin, dass heutzutage eine "andere Bischofsgeneration" unterwegs sei. Bald gehört der 50 Jahre alte Geistliche dazu. An diesem Sonntag wird er im Mainzer Dom zum Bischof geweiht und als Bischof von Mainz eingeführt.

Nachfolger von Kardinal Lehmann

Kohlgraf, von Papst Franziskus am Dienstag nach Ostern zum Bischof von Mainz ernannt, tritt die Nachfolge von Kardinal Karl Lehmann an. Der war nach bald 33 Jahren an der Spitze des Bistums an seinem 80. Geburtstag im Mai vergangenen Jahres zurückgetreten - und wird nun seinen Nachfolger weihen.

Lehmann über Kohlgraf: Er schätze ihn überaus, er freue sich, in ihm einen ausgezeichneten Nachfolger zu wissen. Und Kohlgraf über Lehmann: eine "große Hilfe und Chance", er habe gute Ideen und eine gute Theologie gesät. Lehmann zum Bischofsamt: Manche Bürde sei leichter zu tragen, wenn man sich ganz demütig zum normalen und einfachen Volk Gottes stelle. Und Kohlgraf: "Ein Bischof bleibt ein normaler Mensch, der Hilfe und Weggefährten braucht."

Ne kölsche Jung

Kohlgraf, 50 Jahre alt, in Köln geboren und dort zum Priester geweiht, kam vor fünf Jahren ins Bistum Mainz. Seither lehrte und forschte der Pastoraltheologe an der Katholischen Hochschule Mainz. Seine Disziplin hat es zu tun mit - vereinfacht gesagt - Theorien über die Umsetzung der christlichen Lehre vor Ort. Kohlgraf befasste sich unter anderem mit Vergeben und Verzeihen in Paarbeziehungen, mit Notfallseelsorge und mit Fragen zur Zukunft christlicher Gemeinden vor dem Hintergrund des Priestermangels.

Seine Grundüberzeugung ist zugleich der Titel einer seiner Veröffentlichungen: "Nur eine dienende Kirche dient der Welt". Kohlgraf geht es um eine Kirche, die sich der gesellschaftlichen Realität stellt - "mehr verkündigend als belehrend". Er betont: "Die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen, war nie katholisch." Wie Papst Franziskus möchte Kohlgraf an die Ränder gehen. Bis in die Wortwahl hinein ähneln sich seine Ansätze und die des Papstes: Barmherzigkeit, Versöhnung und Vergebung sind Schlüsselbegriffe des einen wie des anderen.

"Kirche muss nerven"

Der neue Mainzer Bischof geht davon aus, dass "profilierte Positionen des Glaubens" zunehmend auf "Unverständnis" stoßen werden. Er setzt dem entgegen, eine Gesellschaft brauche auch die, "die nicht mit dem Strom schwimmen". Kohlgraf: "Jesus nervt seine Zeitgenossen - Kirche muss nerven. Und wir werden die Menschen weiter behelligen. Weil wir eine Botschaft haben, die gut ist für die Menschen."

Kohlgraf gilt als freundlich und kommunikativ, als einer, der auch über sich selbst lachen kann. Und "vor Fassenacht und Fußball" ist dem Kölner mit seinen nun auch schon seit fünf Jahren in Mainz gemachten Erfahrungen "grundsätzlich nicht bange". Das geht in eine Richtung, die Kohlgrafs Vorgänger Lehmann zu einem "Bischof in den Herzen" der Mainzer werden ließ. Vielleicht schafft das auch Kohlgraf.


Quelle:
KNA
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