Im Kloster Neuzelle sind wieder Zisterzienser präsent

"Vorhut" in schwarz-weißen Gewändern

Es ist eine Art Rache aus Österreich an den Preußen: 200 Jahre nach Verstaatlichung des Klosters Neuzelle durch die Hohenzollern kehren Zisterzienser aus dem Wienerwald an die Oder zurück. Der Görlitzer Bischof freut sich schon.

Autor/in:
Rocco Thiede
Zisterziensermönche / © Katharina Ebel (KNA)
Zisterziensermönche / © Katharina Ebel ( KNA )

Die Zisterzienser kommen: Vom traditionsreichen Stift Heiligenkreuz im österreichischen Wienerwald ziehen an diesem Wochenende vier Ordensmänner nach Ostbrandenburg - ins katholische Pfarrhaus auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Neuzelle.

Ab Montag halten sie dann täglich in der barocken Stiftskirche ihre Stundengebete und feiern lateinische Messen. Damit ist die geplante Wiederbesiedelung des Klosters einen Schritt weiter vorangeschritten. Bei der Görlitzer Bistumswallfahrt am 3. September nach Neuzelle soll die "Vorhut" in den typischen schwarz-weißen Gewändern ihres Ordens offiziell von Bischof Wolfgang Ipolt willkommen geheißen werden.

Saniert und restauriert

Rund 550 Jahre war das Kloster Neuzelle südlich von Frankfurt an der Oder ein bedeutender Standort der Zisterzienser. Davon zeugt heute noch der gut erhaltende Baukomplex, der jährlich rund 120.000 Besucher anzieht. Neuzelles Architektur ist das nördlichste Beispiel süddeutschen und böhmischen Barocks in Europa. Doch monastisches Leben findet seit 200 Jahren nicht mehr statt hinter den alten Mauern, die in den vergangenen Jahren für 50 Millionen Euro saniert und restauriert wurden. 1817 hatte Preußen die Anlage mit umfangreichen Ländereien verstaatlicht. Jetzt ist sie im Besitz der landeseigenen Stiftung Stift Neuzelle.

Im vergangenen Jahr bahnte sich indes eine Wende an. Von Bischof Ipolt, zu dessen Bistumsgebiet Neuzelle gehört, kam die Initiative zu einem mönchischen Neustart in der 4.300-Einwohner-Gemeinde, die bis heute ein katholischer Wallfahrtsort in evangelischer Umgebung ist.

Zisterzienser mit wachsendem Zulauf

Ipolt wandte sich an das Stift Heiligenkreuz. Entgegen dem Trend in den meisten anderen Ordensgemeinschaften hat die Zisterzienserabtei wachsenden Zulauf. Im vergangenen November gab sie grünes Licht für das Projekt.

Kloster in Neuzelle im Bistum Görlitz / © Patrick Pleul (dpa)
Kloster in Neuzelle im Bistum Görlitz / © Patrick Pleul ( dpa )

Jetzt nimmt es konkrete Formen an. Vom Wienerwald an die Oder wechseln als erstes die Patres Simeon Wester (52), Kilian Müller (40), Philemon Dollinger (37) und Aloysius Maria Zierl (27). Vier weitere Ordensbrüder sollen folgen, mit denen ein Jahr später die Wiederbesiedlung pünktlich zum 750-Jahr-Jubiläum der Gründung des Klosters abgeschlossen sein soll.

An den heutigen Eigentumsrechten der Stiftung ändert die Rückkehr der Ordensmänner indes nichts. "Wir akzeptieren die Besitzverhältnisse", versichert Pater Simeon, "uns gehört hier nichts, und wir wollen niemanden vertreiben". Zwar haben er und die anderen Mönche das uneingeschränkte Nutzungs- und Hausrecht. "Aber wir werden hier kein Brot backen, kein Bier brauen und keinen Wein anpflanzen", kündigt der gebürtige Rheinländer an. Die kleine Gemeinschaft will in Neuzelle ein geistliches Zentrum aufbauen, das über den Ort hinaus ausstrahlen soll.

Suche nach Schlafplätzen

Als Prior hat Pater Simeon bereits in Heiligenkreuz ein leitendes Amt inne und wird diese Funktion auch in Neuzelle wahrnehmen. Im Mutterkloster war er überdies Dozent für Kirchenmusik der Gregorianik. Als Kantor hatte er maßgeblichen Anteil am Erfolg einer CD mit klösterlicher Chormusik, die ein breites Publikum erreichte.

Die Aufgabe des Ökonoms der neuen Neuzeller Gemeinschaft wird Pater Kilian Müller übernehmen, ein gebürtiger Hesse und studierter Diplomkaufmann. Pater Philemon Dollinger stammt aus Schwaben und hat Pädagogik studiert. Ab kommendem Schuljahr will er an der katholischen Grundschule von Neuzelle unterrichten. Der aus Bayern stammende Pater Aloysius Maria Zierl soll die hauswirtschaftlichen Aufgaben der Gemeinschaft übernehmen.

Wo sie auf dem Klostergelände dauerhaft wohnen wird, ist noch nicht geklärt. Alle geeigneten Gebäude sind bereits für museale und administrative Zwecke sowie durch eine Privatschule genutzt. Daher beziehen die Mönche vorerst das katholische Pfarramt, die frühere Sommerresidenz der Neuzeller Äbte. Von dort aus müssen sie das Organisationstalent ihres Ordens erneut unter Beweis stellen.

Zisterzienser und Trappisten

Die Zisterzienser gehören zu den strengsten Orden der katholischen Kirche. Benannt ist der benediktinische Reformorden nach dem 1098 gegründeten Kloster Citeaux bei Dijon. Die hierarchisch-feudale Gliederung unter ein Mutterkloster wie Cluny lehnten die Zisterzienser ab; jedes Kloster ist völlig selbstständig.

Die Betonung von Handarbeit, Bodenkultur, Rodung und Landwirtschaft gaben dem Orden nicht zuletzt eine große Bedeutung bei der deutschen Ostsiedlung. Ortsbezeichnungen wie "-roda" oder "-rod" (Volkenroda, Himmerod) deuten oft auf Zisterzienser-Gründungen hin.

Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / ©  Katharina Ebel (KNA)
Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
KNA