De Maiziére: Schreckliche Attacke trifft unsere Gesellschaft

Messerangriff von Barmbek

Schweigeminute für die Opfer von Barmbek: Der Messerangriff von Barmbek hat Bestürzung und Trauer ausgelöst. Innenminister de Maizière warnte zugleich vor vorschnellen Urteilen, solange die Motive nicht klar sind.

Nach der Messerattacke in Hamburg / © Markus Scholz (dpa)
Nach der Messerattacke in Hamburg / © Markus Scholz ( dpa )

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat mit Trauer und Mitgefühl auf den Messerangriff in Hamburg-Barmbek reagiert. "Erneut trifft eine schreckliche Attacke unsere Gesellschaft", erklärte der Minister am Samstag. Den Angehörigen des Toten und den Verletzten versicherte er sein Mitgefühl. Zugleich dankte de Maizière den Bürgern und den Polizisten, dass der Täter durch ihr Eingreifen schnell gefasst werden konnte.

In der Hamburger Hafencity hielten Bischöfin Kirsten Fehrs und die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) eine Schweigeminute für die Opfer des Messerangriffs ab. An dem Gedenken auf den Magellan-Terrassen nahmen mehrere Hundert Menschen teil. Die evangelische Kirche feiert in der Hafencity am Wochenende die Ankunft des Reformationsseglers "Artemis". Es sei schwer zu begreifen, dass ein Mensch einen anderen brutal aus dem Leben gerissen und andere zum Teil schwer verletzt hat, sagte Fehrs. "Wir wollen der Trauer einen Ort geben, gemeinsam unsere Klage vor Gott bringen und zugleich zeigen, dass wir uns nicht überwältigen lassen von Hass und Gewalt."

Dschihadistische Ideologie?

De Maizière sagte, die Behörden müssten die Hintergründe und Motive der Tat umfassend aufklären. Die leidvolle Erfahrung lehre auch: "Wir müssen damit rechnen, dass die dschihadistische Ideologie als Begründung oder Rechtfertigung für Taten herangezogen wird, die vielleicht aufgrund ganz anderer Motive begangen werden." Die eigentlichen Motive könnten auch in der Persönlichkeit des Täters liegen.

Am Freitag hatte ein Mann in Barmbek auf Kunden eines Supermarkts und Passanten eingestochen. Dabei wurde ein 50-jähriger Mann getötet, mehrere andere Menschen wurden verletzt. Der Tatverdächtige war nach Angaben der Hamburger Behörden als Islamist eingestuft, aber nicht als Dschihadist. Er ist den Angaben zufolge Palästinenser und wurde in den Vereinigten Arabischen Emiraten geboren. Er reiste im März 2015 nach Deutschland ein. Ende 2016 wurde sein Asylantrag definitiv abgehnt. Seine Abschiebung scheiterte bislang an fehlenden Papieren.

Fingerabdrücke und Pass

Als Reaktion auf den Messerangriff wurde erneut Kritik an der Flüchtlingspoltik laut. Der SPD-Innenexperte Burkhard Lischka fragte, warum der Tatverdächtige nicht in Abschiebehaft saß. "Der Bundesgesetzgeber hat erst vor wenigen Wochen die Möglichkeiten dazu erweitert", sagte er der "Heilbronner Stimme" (Montag).

Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach forderte strengere Einreisekontrollen. Wer ohne Papiere eintreffe, solle nicht länger über die Grenze dürfen. "Wir müssen wissen, wer in unser Land kommt!", sagte er der Zeitung. "Alleine die Annahme von Fingerabdrücke kann die Vorlage eines Passes nie ersetzen."

Asylantrag abgelehnt

Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, forderte, den Täter von Barmbek mit aller Konsequenz zur Verantwortung zu ziehen. "Sein Angriff auf die Kunden eines Supermarktes ist auch ein Angriff auf das offene, tolerante, solidarische Zusammenleben in unserem Land", sagte er. Zugleich warnte er: "Freiheit, Demokratie und Mitmenschlichkeit sind stärker als der fanatische, religiös verbrämte Hass Einzelner auf unser Miteinander."

In einem Supermarkt im Hamburger Stadtteil Barmbek hatte ein Mann am Freitag mit einem Messer auf Passanten eingestochen. Eine Person wurde getötet, mehrere wurden verletzt. Der Verdächtige war nach Angaben der Polizei in den Vereinigten Arabischen Emiraten geboren und lebte in einer Flüchtlingsunterkunft. Sein Asylantrag war den Angaben zufolge abgelehnt worden. Wegen fehlender Papiere wurde er nicht abgeschoben. Medien berichteten von Hinweisen auf einen islamistischen Hintergrund.


Quelle:
epd