Pfarrer will mit Rap die Kirche reformieren

Norbert Fink im Porträt

Bekannt wurde er als Traupfarrer von TV-Sternchen Daniela Katzenberger. Am Sonntag ist Pfarrer Norbert Fink in Gummersbach verabschiedet worden. Auf ihn wartet bei Düsseldorf eine neue Aufgabe. Ein Porträt.

Autor/in:
Melanie Trimborn
Pfarrer Norbert Fink / © Melanie Trimborn (DR)
Pfarrer Norbert Fink / © Melanie Trimborn ( DR )

Harte Gitarrensounds erklingen. Die Kamera fährt vom Boden hoch, zeigt einen Mann mit verwaschener Jeans, dann sieht der Zuschauer einen Kapuzenpullover. Darunter lugt ein schwarzes Hemd mit weißem, ringförmigem Stehkragen hervor. Ein Pfarrer. Dieser Mann mit Elvis-Frisur beginnt zu rappen: "Ich habe Dich geschaffen und dein Herz stark gemacht, hab Dir Leben gegeben und Dich wunderbar gedacht."

Der katholische Priester, der in dem Youtube-Video einen Text über Gott rappt, heißt Norbert Fink. Er ist wirklich Pfarrer im Erzbistum Köln. Dieses Video stammt aus seiner Feder. Pfarrer Norbert Fink will irritieren und provozieren, das sagt er selber – hauptsächlich, weil er neugierig machen will – auf Gott. Funktioniert das? Zumindest zählt die Videoplattform Youtube seit dem Hochladen vor zwei Jahren 30.000 Klicks.

In Polen geboren

Der Theologe und Kirchenmann ist 1975 in Polen geboren, kommt im Alter von neun Jahren mit seiner Familie nach Deutschland.  50 Kilometer östlich von Köln ist er in Bergneustadt groß geworden, wird später Jugendseelsorger in seiner Heimat und jetzt im Rhein-Kreis Neuss, Düsseldorf und Mettmann. Privat ist er großer Elvis-Fan.

Bekannt wurde der Pfarrer aus dem Erzbistum Köln durch die Hochzeit mit Reality-TV-Star Daniela Katzenberger und Lucas Cordales. Die hat der Sender RTL II live übertragen. 2,5 Millionen Menschen haben im Juni 2016 zugesehen, wie Pfarrer Norbert Fink die beiden in den Bund der Ehe geführt hat. 

Der Katzenberger-Traupriester

"Der Gottesdienst zur Primetime war jedenfalls eine der besten PR-Aktionen der katholischen Kirche seit der Wahl von Papst Franziskus", hat es die Süddeutsche Zeitung zusammengefasst. Kritik gab es im Anschluss aber auch. Fink hat die Hochzeit als Chance gesehen. "Ich bin damit dort hingegangen, wo die Kirche normalerweise nicht ist – in die Höhle des Löwen sozusagen – weil auch da Menschen sind, die Gott genau so liebt, wie woanders", erklärt er.

Fink nutzt die Medien für sich – oder wie er es sagt, für seine Berufung. Immer wieder betont er den Zweck, der hinter all dem steht – nämlich die frohe Botschaft zu verkünden – gerade auch bei der Jugend. Und wie erreicht man diese am Besten? Für ihn ist das Internet die "Sämaschine". Das Internet und soziale Medien gäben ihm Möglichkeiten, die zu erreichen, die sonntags nicht in die Kirche kommen, diejenigen, die auch nichts mit Kirche am Hut hätten.

Spät zum Glauben gefunden

Er weiß selber noch, wie das war in seiner eigenen Jugend. Erst sehr spät – nämlich im Abitur – kommt er mit dem Glauben in Verbindung, lernt Gleichaltrige kennen, die ihm Glauben vorleben und darüber sprechen. So langsam entwickelte sich das Interesse bis hin zum Theologiestudium und der Priesterweihe. "Irgendwann saß der Gedanke in meinem Kopf fest", erinnert sich Pfarrer Fink. Er ist durch Menschen zum Glauben gekommen.

Und so versucht auch er, als Mensch in den Gemeinden, aber auch im Internet präsent zu sein. Erst mit einem Blog. Dann entdeckt er Facebook für sich. Er tritt mit den Menschen in Kontakt, er nimmt Anteil daran, was sie erleben, aber teilt auch christliche Nachrichten oder Fotos von Veranstaltungen, auf denen er war, sowie seine Predigten, die er bei Youtube hochlädt. "Diese Menschen werden mit religiösen Inhalten konfrontiert", erklärt es Fink. Natürlich könne die Plattform den persönlichen Kontakt nicht ersetzen, aber das solle sie auch nicht. Er selber hole sich hier auch Anregungen von der Jugend, was sie bewegt, welche Themen sie interessiert. "Kirche muss im Internet mehr präsent sein", findet Fink.

Abstrakte Sprache

Und so äußert er doch auch immer wieder Kritik an seiner eigenen Kirche. Etwa stört er sich an der Sprache der Kirche, die oft wie eine Fremdsprache und zu abstrakt sei. Das will er in seinen Gottesdiensten ändern. "Ich versuche die Menschen einzubinden, Fragen zu stellen, und wie zu Freunden zu sprechen", sagt er. Wenn er spricht, sind seine Worte ganz klar und deutlich. Zwischendrin pausiert er kurz, denkt nach, formuliert wie gedruckt. 

Pfarrer Norbert Fink vergleicht sich mit seinem Namenspatron, dem Heiligen Norbert aus Xanten. Der war zu seiner Zeit auch Kirchen-Kritiker und hat die Kirche trotz allem geliebt. Er hat einen Drang gehabt, sie erneuern zu wollen und sich von den festen Strukturen loszueisen, neue Wege zu suchen.

Bändchen am Arm

Bei der Trauung eines polnischen Pärchens spricht er immer wieder auf der Landessprache, stimmt mit ihnen polnische Lieder an. Er klatscht für die Musiker. Dabei schauen seine Eintritts-Bändchen aus dem Gewand, mitgebracht und behalten vom Weltjugendtag, Taizé-Jugendtreffen oder an Nightfever. 

Auch in Gottesdiensten setzt der Pfarrer Raps ein, wenn er glaubt, dass er dadurch eine Botschaft besser rüberbringen kann. "Ich bin selber ein audiovisueller Mensch und ich überlege mir immer wieder, wie ich die Botschaft Gottes den Menschen, die vor mir sitzen, möglichst anschaulich nahebringen kann." Dazu dienen auch schon mal Zaubertricks, angeworfene Fotos, Filmausschnitte oder Poesie. Eine gute Messe soll die Rituale haben, aber auch das Ungewöhnliche, damit der Gottesdienst die Menschen nachhaltig bewegt – so der Kirchenmann.

Von der Jugend geschätzt

Die 17-jährige Victoria Mankowski aus dem Oberbergischen Kreis kennt Norbert Fink schon seit ihrem neunten Lebensjahr. Er hat sie als Seelsorger und als Firmpate durch die Jugend begleitet. Sie geht gerne in seine Heiligen Messen. Er hat sie auch im Glauben bestärkt. "Als Pfarrer schätze ich sehr seine authentische Art, er nimmt kein Blatt vor den Mund und er sagt die Dinge so, wie sie sind. Das finde ich sehr gut", sagt sie. Claudia Kippels aus der Gemeinde geht noch weiter. "Meine Mutter sagt immer, wenn es mehr Norbert Finks und Papst Franziskus' oder Kardinal Woelkis gäbe, wäre die Kirche eine bessere."

Fink weiß aber auch, dass nicht jedem seine Art gefällt. Trotzdem lässt er sich nicht beirren und sucht nach neuen Wegen.


Rap und Poetry Slam im Gottesdienst und auf Youtube - Pfarrer Norbert Fink / © Norbert Fink
Rap und Poetry Slam im Gottesdienst und auf Youtube - Pfarrer Norbert Fink / © Norbert Fink

Pfarrer Norbert Fink ist großer Elvis-Fan / © Melanie Trimborn (DR)
Pfarrer Norbert Fink ist großer Elvis-Fan / © Melanie Trimborn ( DR )

Pfarrer Norbert Fink in seinem Wohnzimmer.  / © Melanie Trimborn (DR)
Pfarrer Norbert Fink in seinem Wohnzimmer. / © Melanie Trimborn ( DR )

Norbert Fink bereitet sich auf eine Trauung vor / © Melanie Trimborn (DR)
Norbert Fink bereitet sich auf eine Trauung vor / © Melanie Trimborn ( DR )

Norbert Fink traut ein Paar  / © Melanie Trimborn (DR)
Norbert Fink traut ein Paar / © Melanie Trimborn ( DR )

Victoria Mankowski und Norbert Fink / © Melanie Trimborn (DR)
Victoria Mankowski und Norbert Fink / © Melanie Trimborn ( DR )
Quelle:
DR