Erzbischof Heße: Wie die Kirche sich beim G20-Gipfel positioniert

Ein friedliches Zeichen für die Welt

Nach den Krawallen in Hamburg haben am Samstag Kirchenvertreter versucht, ein anderes Bild in die Welt zu senden. Sie feierten einen Gottesdienst zum G20-Gipfel und forderten eine gerechtere Welt. Hamburgs Erzbischof berichtet im Interview, wie er Hamburg derzeit erlebt.

G20-Gipfel - Aufräumen nach Krawallen  / © Christian Charisius (dpa)
G20-Gipfel - Aufräumen nach Krawallen / © Christian Charisius ( dpa )

domradio.de: Wie erleben Sie die Proteste in Ihrer Stadt?

Erzbischof Stefan Heße (Bistum Hamburg): Ich erlebe das natürlich vermehrt durch die Bilder im Fernsehen. Denn in dem Stadtteil St. Georg, wo ich lebe,  ist es ziemlich ruhig. Es gleicht fast einer Geisterstadt. Viele Hamburger und Hamburgerinnen, die eben konnten, sind abgereist und verbringen das Wochenende irgendwo außerhalb. Aber irgendwo sind die Polizisten natürlich allgegenwärtig. Etwa durch die Fahrzeuge, man hört die Hubschrauber über sich fliegen. Das sind schon sehr unangenehme Geräusche, die irgendwie auch ihre Wirkung haben.

domradio.de: Die Bilder von den Protesten, die gehen aus Hamburg im Moment um die ganze Welt. Was macht das mit Ihnen als katholischer Hirte für die Stadt, wenn Sie wissen, dass Ihre Stadt so ein Bild im Moment vermittelt?

Erzbischof Heße: Das ist ein schlechtes Zeichen. Ich bin natürlich gar nicht begeistert. Deswegen haben wir ja mit diesem Fest und mit dem Marsch, den wir heute veranstaltet haben, versucht ein Gegenbild zu setzen. Ich bin froh, dass so viele mitgegangen sind. Ich bin froh, dass es friedlich und gelöst läuft und dass die Menschen guter Dinge sind und ich hoffe, dass diese positiven Bilder, die wir jetzt dagegen setzen, diese negativen ablösen und das damit auch deine andere Botschaft von Hamburg in die Welt hinausgeht.

domradio.de: Eine Große Bedeutung spielt aber auch der ökumenische Gottesdienst, der heute Morgen veranstaltet wurde. Als Gast haben Sie den Bischof von Barbados, Charles Jason Gordon, eingeladen. Und er sagt: "Wir halten mit unserem Wirtschaftssystem ein System am Laufen, das mehr Reichtum für wenige und Armut für die Masse liefert." Warum ist es so wichtig, dass die Kirche da auch in Zeichen setzt?

Erzbischof Heße: Als Kirche ist uns das Geschickt der Welt nie gleichgültig, sondern wir haben eine eindeutige Aufgabe. Wir sollen uns für Gerechtigkeit einsetzen. Das nicht erst im ewigen Leben, sondern schon bereits im Hier und Jetzt. Deswegen setzen sich die Kirchen ganz klar dafür ein und positionieren sich.

Ich bin froh, dass Bischof Gordon gekommen ist. Er hat auf Englisch gepredigt, aber eine sehr eindrückliche Predigt gehalten, wo er wirklich die Dinge, die auf unserem Globus so vonstatten gehen, beim Namen genannt hat.

Wir hatten einen Schrifttext aus dem Buch Ezechiel aus dem Alten Testament, der vielleicht vielen bekannt ist mit dem Herz aus Stein, das den Menschen genommen wird und dann soll sie ein Herz aus Fleisch bekommen. Will sagen: Ein Herz voller Liebe. Er hat konkrete Dinge beim Namen genannt und gesagt: "Haben wir da nicht ein versteinertes Herz? Muss da nicht etwas geändert werden?" Und es war eigentlich allen klar und deswegen brandete nach der Predigt in Sankt Katharinen ein ganz großer Applaus auf.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Erzbischof Stefan Heße / © Rudolf Wichert (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Rudolf Wichert ( KNA )
Quelle:
DR