Studienergebnisse des Bistums Essen zu Kirchenaustritten- und Verbleib

Entfremdung und fehlende Bindung

Wenn Menschen aus der katholischen Kirche austreten, sind oft Gründe wie "Entfremdung" oder "fehlende Bindung" dafür verantwortlich. Das sind erste Ergebnisse einer großangelegten Studie des Bistums Essen, die jetzt präsentiert wurden.

Symbolbild Kirchenaustritt / © Elisabeth Rahe (KNA)
Symbolbild Kirchenaustritt / © Elisabeth Rahe ( KNA )

Angesichts von jährlich rund 4.000 Kirchenaustritten bei knapp 800.000 Mitgliedern möchte das Ruhrbistum nach eigenen Angaben ergründen, warum Menschen der Kirche den Rücken kehren - und was die Kirche dagegen tun kann.

Es gehe nicht nur ums Geld, wenn Menschen aus der Kirche austreten, hieß es. Kirche werde von den Ausgetretenen vielmehr oft als Institution erlebt, "die aus Machtinteressen und Ränkespielen besteht", sagte der Siegener Religionspädagoge Ulrich Riegel dem Bistumsmagazin "Bene".

"Nicht mehr zeitgemäße Haltung"

Ein weiterer Austrittsgrund sei eine "nicht mehr zeitgemäße Haltung". Insgesamt habe sich bestätigt, was auch frühere Studien bereits gezeigt hätten, erklärte Riegel. Ein Kirchenaustritt sei in der Regel ein langfristiger Prozess. Themen wie die Kirchensteuer, öffentlich wirksame Skandale oder persönliche Enttäuschungen seien zumeist nur der Anlass für Austritte, hinter denen oft tiefer liegende Gründe stünden.

Mehr als 3.000 Männer und Frauen vor allem aus dem Bistum Essen hatten sich zwischen März und Mai an einer ersten Internet-Umfrage des Bistums beteiligt und beschrieben, warum sie Kirchenmitglied sind oder die Gemeinde verlassen haben. Rund 15 Prozent der Teilnehmer hatten der Kirche bereits den Rücken gekehrt. Vertieft wurde die Umfrage durch mehr als 40 Interviews mit Ausgetretenen aus dem Bistum Essen.

Laut Riegel kann die Kirche im Alltag der Menschen mit Angeboten wie Hochzeiten oder Taufen für sich werben und ihren Nutzen deutlich machen: "Feiern wie Hochzeit, Kommunion oder Taufen sind die Momente, wo Kirche noch am meisten Leute erreicht, eine gewisse Monopolstellung hat und punkten kann."

Analysen folgen

Für die "Zukunftsbild-Projektgruppe", die das Thema im Bistum Essen betreut, sind die vorgelegten Ergebnisse ein erster Baustein der Studie zu Kirchenmitgliedschaft und Kirchenaustritt. Bis zum Herbst analysiert zudem das Zentrum für angewandte Pastoralforschung (ZAP) in Bochum bisher erschienene Forschungen zur Kirchenmitgliedschaft.

Ziel ist eine Klassifizierung und Bewertung der verschiedenen Faktoren, die eine Mitgliedschaft in der Kirche beeinflussen. Ergänzt werden diese Untersuchungen durch einen theologischen Beitrag des Berliner Instituts M.-Dominique Chenu, das sich Gedanken zu künftigen Formen der Mitgliedschaft in der Kirche macht.


Quelle:
epd