Münchener Pfarrer will seine Kirche attraktiver machen

Sakralbau mit Yogaraum?

In der Münchener Antoniuskirche ist Platz - mehr Platz als die Gemeinde für den Gottesdienst benötigt. Was also soll mit dem überschüssigen Raum passieren? Der dortige Pfarrer setzt auf Ideen aus dem Umfeld, wie er domradio.de verriet.

Sankt Antoniuskirche in München / © Claudia Göpperl, München  (privat)
Sankt Antoniuskirche in München / © Claudia Göpperl, München ( privat )

domradio.de: Jahrelang haben Sie auf die Sanierung Ihrer Kirche gewartet. Jetzt sind die Anträge genehmigt worden. Doch sie wollen ja nicht nur die Kirche wieder in Stand setzen, sondern auch Raum schaffen für mehr Menschen. Wie kam es zu dieser Überlegung?

Pater Stefan Maria Huppertz (Kapuziner und Leiter des Pfarrverbandes Isarvorstadt in München): Wir haben gemerkt, dass wir viel mehr Platz haben als wir brauchen. In München - wie ja auch in Düsseldorf und in Köln - ist der Quadratmeter sehr wertvoll und selten. Da wir als Kirche über sehr viele Quadratmeter verfügen, möchten wir sie gerne den Menschen vor Ort zur Verfügung stellen.

domradio.de: Haben Sie dazu konkrete Pläne?

Huppertz: Konkret sind sie noch nicht. Wir sind über Zeitung und Radio an die Öffentlichkeit gegangen, damit möglichst viele Menschen mitdenken. Umso mehr und schräger Menschen mitdenken, desto größer ist die Palette an Ideen.

domradio.de: Was kamen denn da für schräge Ideen?

Huppertz: So schräge Ideen kamen noch gar nicht. Bisher kam die Idee, einen Teil der Kirche für Meditation oder als Yoga-Raum zu nutzen. Das ist jetzt nicht spezifisch christlich, aber es ist ein Angebot, das den eng getakteten Menschen in diesem Stadtviertel gut tut. Es geht damit an der Sendung der Kirche nicht vorbei.

domradio.de: Befürchten die Menschen, dass die Kirche als sakraler Bau entwürdigt wird, wenn sie anderweitig genutzt wird?

Huppertz: Wir gehen offen damit um. Mir war es wichtig, dass alle mit im Boot sind, damit niemand auf die Idee kommt, der Pfarrer macht uns jetzt die Kirche kaputt, sondern dass ganz klar ist: Die Würde des Raumes bleibt gewahrt und die Kirche wird keine Mehrzweckhalle. Es gibt einen Teil des Raumes, der dem Gottesdienst vorenthalten bliebt, den heiligen Raum. Und es gibt einen Teil des Raumes, der zur Lebensqualität der Menschen beitragen kann.

domradio.de: Das heißt, die Wiesn 2018 findet nicht alternativ in ihren Räumen statt.

Huppertz: Nein, man ist ja in einer Viertelstunde zu Fuß da.

domradio.de: Sie haben auch schon über die soziale Medien aufgerufen, Ideen über die Renovierung einzureichen. Das sind unübliche Wege. Wie kamen Sie darauf?

Huppertz: Ich finde, dass dies für 2017 schon sehr klassisch ist. Es stellen sich ja ganz viele Menschen diese Frage nach der alternativen Nutzung. Darum war es mir ein Anliegen, sie möglichst breit zu streuen. Da helfen die sozialen und klassischen Medien gut. Wenn von vielen Menschen einige nachdenken und davon einige ein paar gute Ideen haben, dann ist das eine zielführende Sache.

domradio.de: In den sozialen Netzwerken wird schnell geschimpft. Gab es schon Kritik?

Huppertz: Nein, einerseits bin ich darüber erstaunt, anderseits ist das, was wir vorhaben, auch nicht allzu provokativ. Es sagt ja niemand, dass wir die Kirche abreißen. Wir gehen auch besonnen vor und bieten denjenigen, die sich aufregen, keine große Angriffsfläche.  

domradio.de: Wie kann man sich bei Ihnen melden?

Huppertz: Am einfachsten geht es über die Homepage des Pfarrverbands: www.pfarrverband-isarvorstadt.de. Da gibt es Kontaktmöglichkeiten, um uns gute Ideen mitzuteilen.

domradio.de: Dann wünsche ich Ihnen noch viel Erfolg, und hoffe, dass noch ein paar schräge Ideen kommen. Vielen Dank!

Das Gespräch führte Silvia Ochlast.


Kapuzinerpater Stefan Maria Huppertz / © Claudia Göpperl, München  (privat)
Kapuzinerpater Stefan Maria Huppertz / © Claudia Göpperl, München ( privat )

Pater Huppertz mit einem Mitbruder  / © Claudia Göpperl, München  (privat)
Pater Huppertz mit einem Mitbruder / © Claudia Göpperl, München ( privat )
Quelle:
DR