Wie eine Nonne mit der Feuerwehr ausrückt

"Es macht Freude, wenn man helfen kann"

Schwester Andrea Stadermann ist Nonne in der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim am Rhein, doch wenn der Melder piept, wechselt sie die Ordenstracht gegen eine Feuerwehruniform.

Autor/in:
Das Interview führte Verena Tröster.
und bei einer Einsatzübung in Schutzkleidung / © Andreas Arnold (dpa)
und bei einer Einsatzübung in Schutzkleidung / © Andreas Arnold ( dpa )

domradio.de: Sie sind Feuerwehrfrau. Wie wird man denn als Nonne Feuerwehrfrau?

Schwester Andrea Stadermann: Zum einen wissen Sie ja sicher, dass in der Feuerwehr immer seltener Freiwillige gefunden werden und so es das auch hier bei uns. Da war einfach Not an Mann und Frau. Und da wurden wir gefragt als Kloster, ob wir uns vorstellen können, dass auch Schwestern mitmachen. Gerade tagsüber, wenn die Feuerwehrmänner bei der Arbeit sind und dann gibt es einen Notfall, dann ist die oft schlecht besetzt. Wir sind aber immer vor Ort. Das Andere ist, dass wir hier ein großes Kloster sind und ein großes Gebäude haben und auch so etwas wie einen Brandschutzbeauftragten brauchten. Und das war gut zu verbinden, dass man sich da einarbeitet in die Thematik und hier vor Ort mithilft.

domradio.de: Aber sie sind dann nicht im Habit auf Brandeinsatz oder?

Schwester Andrea Stadermann: Ich lebe hier ganz normal im Kloster bei uns. Wir sind Benediktinerinnen und laufen normalerweise in der Ordenstracht in unserem Haus herum. Außer bei der Arbeit, da bin ich etwas arbeitsmäßiger bekleidet, meistens in Hosen als Hausmeisterin. Wenn ich jetzt aber in der Kirche sitze, bin ich schon ganz in schwarz gekleidet und habe meinen Melder am Gürtel. Und wenn der losgeht, dann rase ich auch durchs Haus in Ordenstracht. Entweder fahre ich dann mit dem Auto runter ins Dorf oder mit dem Mofa. Und unten im Gerätehaus ziehe ich mich um und werfe mir die Feuerwehrklamotten um

domradio.de: Wenn dieser Melder jetzt losgeht, dann wissen Sie ja nicht, was Sie am Einsatzort erwartet. Haben Sie da schon mal was richtig Brenzliges erlebt?

Schwester Andrea Stadermann: Im vergangenen September gab es hier im Nachbarsdorf eine Familientragödie. Da hatte ein Mann seine Frau mit Benzin übergossen. Die beiden sind dann verstorben und dabei ist auch das ganze Haus abgebrannt. Das war schon ziemlich aufwühlend für alle. Das war das dramatischste Erlebnis, was ich eigentlich hatte. Man hat auch die Leute gekannt, deswegen war das schon ziemlich heftig.

domradio.de: Gibt es auch schöne Einsätze?

Schwester Andrea Stadermann: Es gibt leichtere Einsätze, wenn sich zum Beispiel der Rettungsdienst meldet und jemand oben im ersten Stock liegt jemand und kann nicht mehr selbstständig runter, wird man verständigt und gebeten, Tragehilfe zu leisten. Oft sind das dann Leute, die man vom Dorf kennt, und dann kann man beruhigend auf die einwirken. Jetzt gerade als Schwester kennen mich viele hier. Das macht dann auch Freude, wenn man anderen helfen kann und die sich dann beruhigen oder freuen, wenn sie einen sehen.

domradio.de: Da hilft dann sicher auch der gute Draht nach oben bei der Arbeit, oder? 

Schwester Andrea Stadermann: Das hilft auf jeden Fall. Oft ist es auch so, wenn ich im Feuerwehrauto sitze und irgendwo hinbrause mit meinen Kammeraden, dann schicke ich noch schnell eine Whatsapp an meine Mitschwestern, weil ich ja nicht weiß, was uns erwartet. Die sollen bitte für uns beten, dass nichts Schlimmes passiert oder dass die Leute, die angerufen haben, irgendwie unverletzt bleiben. Das hilft schon. Das beruhigt mich.


Schwester Andrea Stadermann in Nonnentracht / © Andreas Arnold (dpa)
Schwester Andrea Stadermann in Nonnentracht / © Andreas Arnold ( dpa )
Quelle:
DR