Maiandachten finden kaum noch Resonanz - doch es gibt Ausnahmen

Maiandacht mal ökumenisch

Im Marienmonat Mai hatten Maiandachten einst Hochkonjunktur. Heute scheinen nur noch ältere Menschen diese Andachtsform zu pflegen. Doch es gibt auch Ausnahmen.

Autor/in:
Guido Fuchs
 Geschmückte Marienstatue / © Jörg Loeffke (KNA)
Geschmückte Marienstatue / © Jörg Loeffke ( KNA )

Der Mai gilt als Marienmonat, die Gottesmutter ist die "Maienkönigin", in Bayern wird der 1. Mai sogar als Hochfest "Maria - Schutzfrau von Bayern" begangen. Woher rührt es, einen ganzen Monat Maria zu widmen, ihr zu Ehren Maiandachten zu halten und Marienlieder zu singen?

Auch wenn sie ganz alt erscheint, so entstand die uns typisch erscheinende Mai-Marienfrömmigkeit erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts: zunächst in Italien, sie ergriff dann aber im 19. Jahrhundert auch Deutschland. Die starke katholische Bewegung seit der Mitte jenes Jahrhunderts - auch durch die Verabschiedung des Dogmas der unbefleckten Empfängnis 1854 - förderte diese Frömmigkeit. Sie führte geradezu zu einem "marianischen Jahrhundert"; quasi zum Abschluss verkündete Papst Pius XII. 1950 das Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel.

Ausdruck dieser Frömmigkeit waren auch die (täglichen) Maiandachten in der Kirche, oft verbunden mit dem eucharistischen Segen, aber auch privates Gebet und das Aufstellen und Schmücken eines "Maialtärchens" in den Wohnungen. Auch Lieder spielen natürlich eine wichtige Rolle, allen voran das "Maria, Maienkönigin" von Guido Görres. Allerdings ergehen diese Lieder sich oft in Naturschau und machen kaum theologische Aussagen: "Der Maien bringt dir Blumen viel, er huldigt dir mit Schwalbenspiel, mit Schleiern und mit Kränzen."

Kaum noch Akzeptanz

Vielleicht führte das Verharren in den alten Andachtsformen und im überlieferten Liedgut dazu, dass die Maiandacht - wie andere Andachtsformen auch - in den vergangenen Jahrzehnten keine besondere Akzeptanz mehr bei den Gläubigen erfuhr. Manche Lieder empfindet man heute eher als kitschig.

Man darf auch nicht vergessen, dass zu Zeiten einer lateinischen Liturgie muttersprachliche Andachten ein wichtiger Ausdruck der Volks-Frömmigkeit waren. Die heute viel stärkere Beteiligung der Gläubigen an der Messfeier und auch die Rückbesinnung auf alte gemeindliche Feierformen wie die Tagzeitenliturgie förderten Formen wie die Andacht nicht gerade. Allerdings wird man eine Maiandacht nicht einfach durch eine Marienvesper ersetzen und dann auf große Beteiligung hoffen können.

Maiandachten waren auch besonders von verschiedenen Gruppen und Kreisen der Gemeinden getragen, von denen heute viele unter Mitgliederschwund leiden und vor allem älter geworden sind, was sich im gottesdienstlichen Leben widerspiegelt. Es sind verschiedene Faktoren, die vielerorts zu einem Rückgang der Mainandachten geführt haben.

Gibt es auch Möglichkeiten, sie wieder zu beleben und zu einer attraktiven Feierform zu machen? Zunächst einmal werden die Andachten nach wie vor als wichtige gottesdienstliche Form erachtet. Das neue Gotteslob hält zahlreiche Anlässe und Elemente für Andachten bereit; in verschiedenen kirchlichen Werkbüchern werden Andachten als eine Form nichteucharistischer Liturgie vorgeschlagen. Es kommt aber wahrscheinlich sehr viel stärker darauf an, was unmittelbar in den Gemeinden an Möglichleiten der Gestaltung gefunden werden kann und gelingt.

Ökumenische Maiandacht

Ein interessantes Beispiel gibt es in einer Gemeinde im Münchener Süden: Hier finden ökumenische Maiandachten seit Jahren guten Zuspruch. Maiandacht ökumenisch? Geht das, möchte man fragen, da man doch eine Reserviertheit evangelischer Christen gegenüber katholischer Marienverehrung zu kennen glaubt? In besagter Gemeinde entwickelten sich diese Maiandachten aus den monatlichen Taizegottesdiensten heraus; derjenige im Mai sollte marianisch gestaltet sein. Und der Taizestil wurde auch prägend für die Maiandacht: Die Musik spielt eine wesentliche Rolle. Auch wenn der Aufbau typisch katholische Elemente wie etwa Litaneien enthält, ist er nicht "klassisch-katholisch"; es gibt auch keine Aussetzung oder einen eucharistischen Anbetungsteil.

Da die Gottesmutter auch bei den evangelischen Christen Hochachtung genießt, aber nicht verehrt wird, bleiben die Texte biblisch geprägt und so auf Maria bezogen. Im Kirchenraum verweist die aufgestellte Marienstatue auf den Inhalt der Feier. Die jeweiligen Andachten werden von Leitthemen geprägt und sind so vielfältig, dass sich auch jüngere Menschen wiederfinden können. Neben biblischen Texten gibt es auch Meditationen, von Bildern und Liedern unterstützt, Symbole, Symbolpredigten und Spielszenen. Und die Feier mündet in eine Agape, so dass neben dem Geistlichen auch das Leibliche nicht zu kurz kommt.

Vielleicht ist eine solche Mischung aus jüngeren gottesdienstlichen Elementen und Formen wie auch die Vergrößerung der "Zielgruppe" und die Verbindung mit einem anschließenden Beisammensein und Austausch eine gute Möglichkeit, der Maiandacht wieder neuen Zulauf zu bescheren.


Quelle:
KNA