Bischof Hofmann zum Aquilinsjahr im Bistum Würzburg

Eine Rippe aus Mailand

Die Stadt Würzburg hat einen Heiligen hervorgebracht: Aquilin. Dort wurde er geboren und schließlich in Mailand ermordet. An diesem Sonntag erhielt Würzburg eine Reliquie des Heiligen. Sehr zur Freude von Bischof Friedhelm Hofmann.

Bischof Friedhelm Hofmann / © Lukas Barth (KNA)
Bischof Friedhelm Hofmann / © Lukas Barth ( KNA )

domradio.de: An diesem Sonntag reiste eine 15-köpfige Delegation aus Mailand in Würzburg an und hatte etwas ganz besonderes im Gepäck: nämlich eine Reliquie vom Heiligen Aquilin. Der wurde in Italien ermordet, deswegen liegen seine sterblichen Überreste bis heute in der Mailänder Basilika. Ein kleiner Teil - genauer gesagt die Rippe - überlassen die Mailänder nun dem Bistum Würzburg. Wie groß ist da Ihre Freude?

Friedhelm Hofmann (Bischof von Würzburg): Wer kann schon auf einen Heiligen zurückschauen, der genau vor 1000 Jahren für den Glauben in den Tod gegangen ist? Er wurde ermordet und ist für viele ein Unbekannter. Selbst für die Würzburger ist er nicht unbedingt greifbar. Er wurde 970 hier in einer vornehmen Familie in Würzburg geboren. Für sein Studium ist er dann aber nach Köln gegangen. Er war am Dom, wurde 999 zum Nachfolger des Bischofs Everger gewählt. Das hat er aber ausgeschlagen und ist stattdessen nach Paris gegangen. Dort sollte er Bischof werden. Auch das hat er wiederum abgelehnt, und kam dann nach Mailand ins Kanoniker Stift San Lorenzo Maggiore. Bis dahin hieß er übrigens Wizilin. In Mailand wurde wahrscheinlich auch sein Name in Aquilin umgewandelt. Dort wurde er durch seine Beredsamkeit berühmt. Er hat gegen die Arianer und die Neu-Manichäer gepredigt. Möglicherweise hängt auch sein Tod am 29. Januar damit zusammen.

domradio.de: Es ist vielleicht gar nicht so bekannt, dass er diese Verbindung zu Köln hat, vielleicht horchen da einige Kölner auf. Auch den Würzburgern ist er nicht unbedingt ein Begriff. Wofür steht er denn?

Hofmann: Er steht für einen Mann, der Grenzen überschreitet. Er ist also nicht im Eigenen geblieben, sondern er hat über die Kirchtürme, die Domtürme hinausgeschaut - eben nach Köln, nach Paris, nach Mailand. So verbindet er uns in dem Sinne auch miteinander.

domradio.de: Er wurde als Unschuldiger das Opfer eines brutalen Mordanschlages. Was ist das für eine Botschaft, die da von ihm ausgeht?

Hofmann: Die Botschaft dahinter ist, dass einer der offen für den Glauben einsteht, natürlich auch mit Hindernissen, mit Repressionen, mit Gefahren rechnen muss. Ich glaube, er will uns heute Mut machen, damit wir auch offen reden und nicht mit der Meinung hinter dem Berg halten, sondern in Verantwortung für das eintreten, für das wir selber stehen.

domradio.de: Sie hatten schon einmal eine Reliquie in Würzburg, die ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Was bedeutet es für die Würzburger, dass heute eine neue kommt?

Hofmann: Wir hatten schon zwei Mal Reliquien. Einmal 1705 unter Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau, dann noch einmal 1854 unter Bischof Georg Anton von Stahl und heute sind wir sehr dankbar, dass wir aus Mailand, aus San Lorenzo Maggiore eine Reliquie bekommen, denn der Leichnam des Heiligen Aquilin ist mumifiziert. Der liegt also mit Haut und Haaren noch da. Er ist ganz erstaunlich anzusehen. Nach 1.000 Jahren kann man ihn noch ansehen. Er ist dunkel, fast schwarz geworden, aber sein Körper ist völlig erhalten. Jetzt hat man ihm eine Brustreliquie entnommen, eine Rippe. Die wird bei uns in Würzburg entsprechend in die Kirche St. Peter und Paul eingesetzt. Wir werden vom Dom aus eine Prozession durch die Stadt in diese Kirche machen und dort die Reliquie feierlich in den Seitenaltar des Hl. Aquilin einsetzten, denn das ist wohl seine ursprüngliche Heimatkirche gewesen.

domradio.de: Wie schwierig war es denn, diese Rippe von den Mailändern zu bekommen?

Hofmann: Wir können den Mailändern nicht genug dankbar sein, dass sie dieses große Unternehmen auf sich genommen haben. Sie mussten einmal den großen Schrein öffnen, aber dann eben sehr vorsichtig zu Werk gehen und aus dem Körper heraus diese Rippe entnehmen und diese uns überbringen.

Das Interview führte Ina Rottscheidt.


Quelle:
DR