Gläubige feiern "Holy Fascination-Event" in Augsburg

"Nah bei Gott bleiben"

"Holy Fascination": Unter diesem Titel kamen am Wochenende in Augsburg mehrere tausend Gläubige zu einer Art religiösem Pop-Event zusammen. Die eigentliche Faszination liege aber bei Gott und im Glauben, sagt Veranstalter Johannes Hartl.

Impression der "Holy Fascination" / © Matthias Fischer (Gebetshaus Augsburg)

domradio.de: "Holy Fascination", also "Heilige Faszination": Wenn man Bilder sieht, fasziniert es tatsächlich: Da stehen tausende Menschen wie bei einem Rockkonzert im Laserlicht, reißen die Arme in die Luft, singen und beten. Wie würden Sie das beschreiben, was Sie da tun?

Johannes Hartl (Katholischer Theologe, Veranstalter von "Holy Fascination" sowie Gründer und Leiter des ökumenischen Gebetshauses in Augsburg): Die Faszination, von der wir sprechen, bezieht sich nicht auf eine Lightshow, sondern auf die Faszination, die von Gott ausgeht. In einer Zeit, in der man so viele negative Nachrichten hört und viele Christen griesgrämig ausschauen, wollten wir das in den Mittelpunkt rücken, was unserer Meinung nach in den Mittelpunkt gehört, nämlich dass Gott faszinierend ist und dass Glaube etwas Wunderschönes ist. Das ist es, was wir in diesen vier Tagen gefeiert haben. Wenn da über 10.000 Menschen mitmachen, dann sind wir begeistert. Aber das ist nicht der Kern der eigentlichen Faszination, dass so viele Leute kommen.

domradio.de: Jetzt kann man aber auch sagen, dass man Gott in der Kirche findet. Was bieten Sie denn, was man in einem normalen Gottesdienst nicht bekommt?

Hartl: Da gibt es kein "entweder - oder". Wir sind so dankbar für jede kleine Ortskirche, die es gibt. Gleichzeitig bietet ein Großevent Möglichkeiten, noch einmal alle Sinne anzusprechen und ein großes Gemeinschaftserlebnis zu feiern. Das hat die Kirche allerdings immer schon - in Form von Großereignissen - getan. Wir veranstalten eines dieser Events und wollen die Kirche damit beleben, sie aber nicht ersetzen.

domradio.de: Und da gibt es konfessionell wenig Grenzen: Pfingstkirchen, Freikirchen und auch die katholische Kirche machen bei "Holy Fascination" mit. Kritiker deuten das als Oberflächlichkeit. Das sei massentauglicher Mainstream ohne Substanz, lautet ein Vorwurf. Was sagen Sie denen?

Hartl: Die entscheidenden Grenzen halten wir mit großer Gewissenhaftigkeit ein, wenn es beispielsweise um den Kommunionempfang oder lehrmäßige Dinge geht. Ich glaube, dass das, was uns verbindet, einfach bedeutend größer ist als das, was uns trennt. Uns verbindet der Glaube an Jesus Christus, das Thema Gebet und auch das Thema Verantwortung in unserer Gesellschaft. Wenn wir das erst einmal gemeinsam tun, dann bleibt immer noch genügend Raum, auch das Trennende anzuschauen. Das machen wir im Gebetshaus genauso.

domradio.de: Was war das für ein Gefühl für Sie, vor so vielen begeisterten Menschen auf der Bühne zu stehen?

Hartl: Für mich ist ganz ehrlich das Entscheidende, ob ich Gott gegenüber treu bin. Erfolg ist es im geistlichen Sinne nicht, wenn viele Leute auf einer Bühne sind, sondern wenn das, was man tut, der Wahrheit entspricht. Deswegen ist es für mich auch immer ein gewisses inneres Beben. Erfolg kann einen im Kopf verrückt machen. Immer nah an Gott dran zu bleiben und ihn zu fragen, ob das, was wir tun, wirklich das ist, was Gott will, ist das Gefühl, das mich am meisten umtreibt.

Das Interview führte Verena Tröster.


Johannes Hartl / © N.N. (Gebetshaus Augsburg)
Quelle:
DR