Würzburg erinnert an den 400. Todestag von Julius Echter

Hexen, Wein und Türme

Gegenreformator, Hexenverfolger, aber auch Begründer der Universität: Das Bistum Würzburg erinnert an den 400. Todestag von Fürstbischof Julius Echter. Und der fällt ausgerechnet ins Jahr des Reformationsgedenkens.

Autor/in:
Christian Wölfel
Die Türme des Domes an der Residenz in Würzburg / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Die Türme des Domes an der Residenz in Würzburg / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Er ist wohl einer der prägendsten, aber auch polarisierendsten Gestalten der Würzburger Kirchengeschichte. Manchen gilt Fürstbischof Julius Echter als gnadenloser Hexenverfolger, anderen als großer Förderer des Sozialwesens und der Bildung. Im September 2017 jährt sich sein 400. Todestag - ausgerechnet in dem Jahr, in dem die Kirchen gemeinsam an die Reformation vor 500 Jahren erinnern. Denn Echter war einer der großen Gegenreformatoren. Mit Tagungen, Ausstellungen und einem Wandertheater begeht das Bistum Würzburg das Echter-Gedenkjahr.

Überlebensgroß steht die Bronzefigur des Fürstbischofs auf der Würzburger Juliuspromenade, die auch seinen Namen trägt. Direkt gegenüber liegt das von ihm gegründete Juliusspital. Es ist ein markantes Zeichen für das Wirken Echters und macht die Zwiespältigkeit deutlich, mit der der am 18. März 1545 in Mespelbrunn im Spessart geborene Echter heute betrachtet wird.

Großes soziales Engagement

Die Gründung des Juliusspitals war eine soziale Großtat in seiner 44-jährigen Regierungszeit. Finanziert wurde und wird sie aus der eigenen Forst- und Landwirtschaft, aber vor allem durch ein Weingut, das auch die Weinlage Julius-Echter-Berg in Iphofen bewirtschaftet.

Der Fürstbischof selbst kaufte aus Privatvermögen die Ländereien. Mit dem Wachstum der Wirtschaftsgüter sollte das soziale Engagement einhergehen. Heute finanziert das größte Weingut Bayerns neben Klinik und Seniorenstift unter anderem eine Kranken- und Pflegeschule sowie eine Palliativabteilung.

Der angestammte Platz des Spitals zeigt aber auch eine andere Seite Echters. Denn vormals befand sich dort der jüdische Friedhof, an den heute ein Denkmal im Innenhof erinnert. Die Juden hatte der Fürstbischof aus Würzburg vertrieben - dadurch wurde in seinen Augen der Friedhof nutzlos. "Julius Echter wähnte sich juristisch und moralisch auf der rechten Seite, auch wenn wir aus heutiger Sicht ein solches Verständnis der christlichen Botschaft nicht zu teilen vermögen", schreibt der Leiter von Archiv und Bibliothek der Diözese, Johannes Merz, in einem Aufsatz.

Gegen Juden und Anhänger der Reformation

Der Wissenschaftler bezieht dies auch auf die Aktivitäten Echters als Gegenreformator. Denn diejenigen etwa, die sich in den Orten seines Herrschaftsgebiets den Lehren Martin Luthers anschlossen, mussten sich entweder wieder zum katholischen Glauben bekennen oder emigrieren. Etwa 600 Familien haben Merz zufolge dieses Schicksal erlitten. Würzburg habe sich hier nicht in den angewandten Methoden von anderen katholischen oder evangelischen Gemeinden unterschieden, "sondern vor allem im Ausmaß der Umsetzung".

Das wohl umstrittenste Kapitel in Echters Biografie sind die Hexenprozesse. Lange galt der Fürstbischof als einer der eifrigsten Hexenjäger. Doch das Bild vom "monströsen oder gar lüsternen Hexenverfolger" lasse sich durch die neueste Forschung nicht mehr aufrechterhalten, betont der Kirchenhistoriker Wolfgang Weiß. Es fänden sich zwar Belege, nach denen Männer und Frauen wegen Hexerei verurteilt worden seien. Echter habe aber auch penibel auf einen ordnungsgemäßen Prozess nach den damaligen Standards geachtet.

"Es kam aber auch vor, dass verfolgte Frauen aus einigen Orten herausgenommen und unter bischöflichen Schutz gestellt wurden", so Weiß. Auch habe der Fürstbischof darauf geachtet, dass es nicht zur Lynchjustiz gekommen sei. Eindeutig sind Echters Verdienste um die Wissenschaft. 1582 gründete er die Würzburger Universität neu - das Gebäude der Alten Universität mit samt der Neubaukirche ist ein Zeugnis davon. Merz nennt den Schritt die „wichtige Voraussetzung für einen dauerhaften Nachschub an qualifizierten und linientreuen Mitarbeitern in Kirche und Verwaltung“.

Verwaltungsreformer und Bauherr

Echter tat sich auch als großer Verwaltungsreformer und Bauherr hervor, der einen eigenen Stil prägte. Die sogenannte Echter-Gotik und die "Julius-Echter-Türme" an den Kirchen, ein spitzer, achteckiger Helm auf einem quadratischen Grundriss, gehen auf ihn zurück. Etwa 140 solcher Türme gibt es noch - eine markante Erinnerung in Franken an eine der umstrittensten Gestalten der Würzburger Kirchengeschichte.


Quelle:
KNA