Heftige Reaktionen wegen Kathedral-Umbaus

Verletzende Mails an Erzbischof Koch

Der bevorstehende Umbau der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale ist im Erzbistum Berlin weiter umstritten. Auch sechs Wochen nach seiner Entscheidung erhalte er Briefe und E-Mails zu dem Thema, sagte Erzbischof Heiner Koch.

Modell zur Umgestaltung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale / © Walter Wetzler (KNA)
Modell zur Umgestaltung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale / © Walter Wetzler ( KNA )

In einem Interview der Kirchenzeitung "Tag des Herrn", das in der neuen Ausgabe des Blattes für das Erzbistum Berlin erscheint, bestätigte Koch, dass darunter außer viel Zustimmung auch persönlich verletzende Schreiben seien. Solche Reaktionen hätten ihn "ziemlich schockiert".

Der Erzbischof hatte seinen Beschluss zur Umgestaltung des Kathedralinneren am 1. November bekanntgegeben. Sein Amtsvorgänger, Kardinal Rainer Maria Woelki, hatte das Projekt auf den Weg gebracht.

Wegen Woelkis Wechsel an die Spitze des Erzbistums Köln fiel seinem Nachfolger Heiner Koch die Aufgabe zu, grundsätzlich zu entscheiden, ob umgebaut oder nur saniert wird. Für einen Umbau hatten zuvor die meisten Spitzengremien des Erzbistums plädiert.

Bodenöffnung soll geschlossen werden

Auf Kritik bei Katholiken des Erzbistums und Denkmalpflegern stößt vor allem das Vorhaben, die Bodenöffnung im Zentrum der Kathedrale mit Freitreppe zur Unterkirche zu schließen. Diese Raumfassung wurde beim Wiederaufbau der Kirche vor 50 Jahren angelegt. Im benachbarten Lichtenberg-Haus sind im Rahmen der Baumaßnahmen zudem Bildungseinrichtungen, ein "niedrigschwelliges Caritasangebot" sowie der Dienstsitz des Berliner Erzbischofs geplant.

Das Erzbistum Berlin schätzt die Kosten des gesamten Projekts auf 60 Millionen Euro. 43 Millionen Euro sind für die Bischofskirche veranschlagt, 17 Millionen Euro für das Bernhard-Lichtenberg-Haus. Vorgesehen ist, dass zwei Drittel der Kosten von den deutschen Diözesen sowie ein Drittel durch staatliche Fördermittel und Spender getragen werden. Die Bauarbeiten sollen frühestens 2018 beginnen.

In der Nacht vor Bekanntgabe seiner Entscheidung habe er "mehr gebetet als geschlafen", räumte Koch ein. "Denn ich war mir bewusst, dass es um einen wesentlichen Schritt in der Geschichte dieses Bistums geht". Der Erzbischof betonte, dass nun der vorliegende Architektenentwurf weiter diskutiert werden müsse. Zudem werde es ein "unabhängiges Bau- und Finanzcontrolling mit höchster Transparenz" geben. "Wir müssen mit jedem uns anvertrauten Cent verantwortlich umgehen - gerade hier in Berlin", erklärte Koch.


Quelle:
KNA