Das Bistum Aachen hat eine reiche Geschichte

Schlüsselfigur Karl der Große

Das Bistum Aachen bekommt mit Helmut Dieser einen neuen Bischof. Der bisherige Trierer Weihbischof kann auf eine lange Tradition aufbauen, die durch Karl den Großen im Jahr 800 einen entscheidenen Impuls bekam.

Autor/in:
Andreas Otto
Karl der Große in der Domschatzkammer Aachen / © Alexander Rüsche (dpa)
Karl der Große in der Domschatzkammer Aachen / © Alexander Rüsche ( dpa )

Das heutige Bistum Aachen besteht erst seit 1930 und erwuchs aus Teilen des Erzbistums Köln und der Diözese Münster. Und gerade mal 200 Jahre ist es her, dass in napoleonischer Zeit über zwei Jahrzehnte (1801 bis 1821) lang die "französische" Vorläuferdiözese existierte. Doch die christlichen Wurzeln von Bischofsstadt und Bistum Aachen reichen viel weiter zurück. Die ersten Christen kamen mit den Römern in die Stadt. Schlüsselfigur für Aachen ist aber Karl der Große, der Aachen im Jahr 800 zum zentralen Ort seines europäischen Reiches erkor.

Zum Mittelpunkt der Stadt machte Karl die Marienkirche, aus der sich der heutige Aachener Dom entwickelte. Das karolingische Achteck mit der später angefügten gotischen Chorhalle zählt zu den bedeutendsten Bauten Europas, weshalb es 1978 als erstes deutsches Denkmal in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. In der Kathedrale ist auch Karl der Große bestattet, der 814 starb.

Reliquien im Aachener Dom

Vier Reliquien, die im Jahr 799 in die Stadt kamen und im Aachener Dom aufbewahrt werden, machten die Stadt zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte im Mittelalter: Nach der Überlieferung handelt es sich um das Kleid Mariens aus der Heiligen Nacht, Windeln Jesu, das Lendentuch des Gekreuzigten und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. Diese im Marienschrein aufbewahrten Tuchreliquien werden alle sieben Jahre bei der sogenannten Heiligtumsfahrt gezeigt, einer von Karl dem Großen begründeten Wallfahrt des Bistums.

Heute erstreckt sich das Bistum auf einer Fläche von 3.938 Quadratkilometern im Dreiländereck Niederlande, Belgien und Deutschland. Dazu gehören die großstädtisch geprägten Gebiete von Aachen, Krefeld und Mönchengladbach sowie die eher ländlichen Regionen Aachen Land, Düren, Eifel, Heinsberg und Kempen-Viersen. Bei einer Bevölkerung von etwa 2,3 Millionen gibt es knapp 1,1 Millionen Katholiken. Sie leben in 333 Pfarreien, die 2010 wegen der demografischen und finanziellen Entwicklung zu 71 "Gemeinschaften der Gemeinden" (GdG) vereinigt wurden.

Hilfswerke mit Sitz in Aachen

Im Bistum haben wichtige katholische Hilfswerke ihren Sitz, darunter die Entwicklungsorganisation Misereor, das Missionswerk missio sowie das Kindermissionswerk "Die Sternsinger". Das Bistum selbst pflegt intensive Beziehungen zum Partnerland Kolumbien. Bedeutende soziale Impulse gingen von dem "Volksverein für das katholische Deutschland" aus; die Organisation der katholischen Arbeitnehmer hatte von 1890 bis 1933 ihren Sitz in Mönchengladbach. Auf Basis dieser Tradition wurde 1963 in der Stadt die Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle (KSZ) gegründet.

Besondere Impulse gingen aus dem Bistum auch für das Ordensleben aus. Unter Ludwig dem Frommen, dem Sohn von Karl dem Großen, formulierte Benedikt von Aniane die Aachener Mönchsregel, mit der er den Benediktinerorden reformierte. Zudem gründete er die Abtei Kornelimünster im Süden Aachens, die ebenfalls drei Tuchreliquien verwahrt.

Ein besonderes Gewicht legt das Bistum auf sein karitativ-soziales Engagement für Arbeitslose. So gibt es einen Solidaritätsfonds aus Kirchensteuermitteln sowie eine jährliche Solidaritätskollekte. Zudem wird seit 2003 alle zwei Jahre ein Bischofspreis für vorbildliche Initiativen von Unternehmen für Arbeitnehmer verliehen.

Prägende Bischöfe

Außer dem im Dezember 2015 in den Ruhestand getretenen Bischof Heinrich Mussinghoff prägte in jüngerer Zeit besonders dessen Vorgänger Klaus Hemmerle die Diözese. Hemmerle, Sohn eines Freiburger Kunstmalers, gehörte der charismatischen Fokolar-Bewegung an. Der Fundamentaltheologe galt als offener und redegewandter Geistlicher, der zwischen Amtskirche und Laienkatholizismus vermitteln konnte.

Mussinghoff hat die Diözese fast 21 Jahre geleitet. Besonderen Wert legte er auf gute Beziehungen zur jüdischen Gemeinde. In der Deutschen Bischofskonferenz leitete der Kirchenrechtler die Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum. 2003 musste sich der Bischof einer Finanzkrise in seinem Bistum stellen, die zwei Jahre später durch ein einschneidendes Sparprogramm überwunden wurde.


Quelle:
KNA