Neuer Bischof Bätzing zieht nicht ins Limburger Bischofshaus

Dienstsitz ja - Wohnsitz nein

Wird er oder wird er nicht? Nicht nur im Bistum Limburg fragten viele, ob der künftige Bischof Georg Bätzing in der umstrittenen Bischofsresidenz auf dem Domberg wohnen wird. Jetzt gab er selbst die Antwort.

Georg Bätzing / © Harald Tittel (dpa)
Georg Bätzing / © Harald Tittel ( dpa )

Seit seiner Ernennung zum Bischof von Limburg durch Papst Franziskus am 1. Juli sieht sich der Trierer Generalvikar Georg Bätzing (55) vor allem mit einer Frage konfrontiert: ob er in der schlagzeilenträchtigen Bischofsresidenz auf dem Domberg wohnen wird. Wird er nicht, wie er selbst am Sonntagabend mitteilte nach seiner offiziellen Verabschiedung in Trier.

"Einfach zu groß"

Nicht wohnen - aber arbeiten. "Wir müssen dieses tolle Haus, wenn man mal von der Wohnung absieht, die einfach zu groß ist für mich, einfach nutzen mit dem Bistum", sagte Bätzing am Sonntag. Er werde Teile der Residenz als Diensträume nutzen und "in ein kleines, mit einer Person bewohnbares Häuslein" in der Stadt ziehen.

Der inzwischen weltbekannte Gebäudekomplex hat bisher eher einen zweifelhaften Ruf. Hatten doch die enorm gestiegenen Baukosten in Höhe von letztlich 31 Millionen Euro und die Verschleierung dieser Kosten entscheidend zum Rücktritt von Bätzings Vorgänger Franz-Peter Tebartz-van Elst im März 2014 beigetragen.

Kurz nach seiner Ernennung zum Tebartz-Nachfolger war Bätzing natürlich sofort gefragt worden, ob er hier einziehen wird. Seine diplomatische Antwort: er habe sich die Residenz noch nicht angesehen, und ob er einziehe, mache er auch von seinem Bauchgefühl abhängig. Was er aber bis dahin über das Haus und seine Ausstattung gehört habe, sei schon eher "skurril". Die Wohnung müsse zu ihm passen, und da habe er "schon ein bisschen Zweifel", so Bätzing damals.

Bischofsresidenz soll nicht ungenutzt bleiben

Er machte aber zugleich deutlich, dass die Bischofsresidenz schon allein wegen der Kosten nicht ungenutzt bleiben dürfe. Die nun gefundene "Gesamtlösung" in dieser Sache ermöglicht nach Angaben des Bistums eine dauerhafte Nutzung des Gebäudeensembles ohne zusätzliche Kosten.

Und so sieht die "Gesamtlösung" aus: Die Nutzung des Ensembles als Dienstsitz bezieht sich etwa auf die aus dem Jahr 1490 stammende "Alte Vikarie", die Amtsräume des Bischofs beherbergt, und auf die Kapelle. Der sechs Millionen Euro teure und 283 Quadratmeter große Wohnbereich über zwei Etagen bleibt ausgespart. Er soll für Belange des benachbarten Diözesanmuseums genutzt werden. Zudem plant das Bistum in dem insgesamt 1.750 Quadratmeter umfassenden Gebäudekomplex - und da insbesondere im "Konradinkeller" - weiterhin Begegnungen, Veranstaltungen und Sitzungen.

Bätzing, der am 18. September als Bischof eingeführt wird, wird vorübergehend in dem zu dem Ensemble gehörenden ursprünglichen Domküsterhaus wohnen. Wie die "Alte Vikarie" steht dieses 1903/04 errichtete Gebäude unter Denkmalschutz. In der Zeit von Tebartz-van Elst wohnten darin Ordensschwestern, bald soll es wieder Dienstsitz des Domküsters sein. Dann nämlich, wenn Bätzing sein eigentliches Domizil bezogen hat. Dabei handelt es sich um ein dem Bistum gehörendes Einfamilienhaus.

Bätzing übernimmt 50er-Jahre-Bau von Kaspar

Laut Bistumssprecher Stephan Schnelle ein "50er-Jahre-Bau mit ein bisschen Garten", etwa 10 Gehminuten vom Bischöflichen Ordinariat, etwa 15 Minuten vom Domberg entfernt. Viele Jahre wohnte dort der 1998 gestorbene Limburger Weihbischof Walther Kampe. Derzeitiger Bewohner ist - mit lebenslangem Wohnrecht - Franz Kaspar (78). Er war von 2009 bis 2013 Generalvikar des Bistums und galt weithin als "rechte Hand" von Tebartz-van Elst.

Nach Angaben von Schnelle meldete sich Kaspar am Tag der Ernennung von Bätzing beim Bistum und bot das Haus als mögliches Domizil für den neuen Bischof an. Verbunden mit dem Hinweis darauf, dass er selbst bald außerhalb des Bistums leben werde. Wann Kaspar auszieht, steht laut Schnelle noch nicht fest. Auf jeden Fall endet damit ein weiteres Kapitel aus der "Ära Tebartz-van Elst". Und der Nachfolger kann neue Akzente setzen - nicht nur beim Bauen und Wohnen.

Erfahrungen aus Diözesansynode im Gepäck

Bätzing bleibt noch bis zu seiner Bischofsweihe Generalvikar in Trier. Er versicherte bei einem Gottesdienst zu seiner Verabschiedung als Trierer Generalvikar, er werde die Erfahrungen aus der abgeschlossenen Trierer Diözesansynode für sein künftiges Amt nutzen. Er ermutigte die Gläubigen, "nicht ängstlich nach hinten zu schauen, nach einer Art von Kirche, die viele von uns zwar geformt und getragen haben, die aber vorüber geht." Eine "verlockend erneuerte Gestalt von Gemeindeleben und Kirchenbildung" sei möglich.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann dankte seinem scheidenden Verwaltungschef, "mit welcher hohen Loyalität Du mir als Generalvikar zur Seite gestanden hast". Bätzing habe ihn in den rund vier Jahren mit Klarheit und Verlässlichkeit unterstützt.

Ackermann würdigte Bätzings bischöflichen Wahlspruch "Congrega in unum - Führe zusammen", der an das Leitwort der Trierer Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 angelehnt ist. Dies sei "nicht bloß ein dankbarer, gar nostalgischer Rückblick des ehemaligen Wallfahrtsleiters, der Du warst, sondern ist Blick und Bitte nach vorne für den kommenden Dienst."

An die anwesenden Limburger Gäste gerichtet, darünter Diözesanadministrator Manfred Grothe, sagte Ackermann: "Wir wünschen Ihnen und Dir, dass Du den Menschen im Nachbarbistum nach schwierigen Jahren ein wirklicher 'Helfer zur Freude' am Glauben sein kannst, wie der Apostel Paulus die Amtsträger einmal nennt."

Bätzing wird am 18. September im Limburger Dom zum Bischof geweiht. Er blickt mit Zuversicht auf seine neue Aufgabe: "Ich habe jetzt schon so viel Loyalität, Herzlichkeit, Aufnahmebereitschaft und Bereitschaft nach vorne mit mir zu gehen erfahren. Das macht mich sehr sehr froh."


Quelle:
KNA , dpa