Rektor des Hauses Altenberg zur Wiedereröffnung

"Begegnung von Kirche und jungen Menschen"

Nach umfangreicher Renovierung wird die Jugendbildungsstätte Haus Altenberg am Sonntag wiedereröffnet. Im Interview beschreibt der Rektor von Haus Altenberg, Pfarrer Mike Kolb, wie das runderneuerte Gebäude den Anforderungen heutiger Jugendgruppen gerecht werden will.

Rektor von Haus Altenberg, Pfarrer Mike Kolb auf der Baustelle / © Marcel Krombusch (DR)
Rektor von Haus Altenberg, Pfarrer Mike Kolb auf der Baustelle / © Marcel Krombusch ( DR )

domradio.de: Pfarrer Kolb, nach knapp drei Jahren Renovierung steht das Jugendhaus Altenberg nun kurz vor der Wiedereröffnung. Was ist neu, was wurde verändert?  

Pfarrer Mike Kolb (Rektor von Haus Altenberg): Das "alte" Haus Altenberg hat zwar für viele Menschen eine Geborgenheit ausgestrahlt, aber ganz grundlegende Voraussetzungen haben nicht mehr gestimmt. So war etwa der Brandschutz unzureichend, was schon massive Veränderungen nach sich zog. Zudem musste das Jugendhaus an neue gesetzliche Regelungen für Versammlungsstätten angepasst werden. Auch die Barrierefreiheit in Haus Altenberg war nicht gegeben und man konnte nicht überdacht durch das ganze Gebäude gehen. Dazu noch die fehlende Anzahl geeigneter Gruppenräume. Früher hieß es: Eine Klasse, ein Raum. Heute heißt es: Eine Schulklasse, vier Räume für Gruppenarbeit und neue pädagogische Konzepte. Zuletzt kamen neuer Bedarf und Vorschriften für die Küche dazu. Das alles in einen Topf genommen zeigte: Entweder wir investieren hier richtig oder wir lassen es ganz bleiben. Da bin ich sehr froh, dass das Erzbistum Köln die erstere Entscheidung getroffen hat und sagt: Wir gestalten hier für junge Menschen einen Ort, der für die Begegnung von Kirche und Jugendlichen ein sehr zentraler und wichtiger Ort ist und bleiben wird.

domradio.de: Als Rektor der Jugendbildungsstätte haben sie die Renovierung bis heute begleitet. Wie haben Sie den Umbau erlebt?

Kolb: Als Priester bin ich von meiner Aufgabe her nicht unbedingt der geborene Bauherr und Baubegleiter. Dennoch bin ich total dankbar, diesen Weg erlebt zu haben. Denn er hat auch und vor alle Dingen mit Menschen zutun, die für dieses Haus brennen. Menschen, die hier arbeiten, die sich mit Leidenschaft für dieses Haus einsetzen und die von Anfang an Lust und Motivation gehabt haben, sich zu überlegen, wie man alles Notwendige für eine moderne Jugendbildungsstätte an einen historisch wertvollen Ort wie diesen übersetzen kann.

domradio.de: Was unterscheidet die Planung von anderen?

Kolb: Da gab es sehr viele Highlights in den Planungen. Wir haben zum Beispiel Workshops mit jungen Menschen zu dem Thema: "Wie stellt ihr euch das neue Haus vor?" gemacht. Zudem hatten wir natürlich – was heutzutage selten vorkommt in unserem Bistum – einen Sakralraum, also eine neue Hauskapelle, planen müssen. Da galt es etwa zu überlegen: "Wie muss ein solcher Raum für religiös nicht so gut sozialisierte Menschen sein?". All diese Erlebnisse aneinander gereiht hatten sehr viele Highlights. Auf jeden Fall war es schon seit der Planung Ende 2005 bis jetzt ein sehr spannender Weg, den ich nicht missen möchte.  

domradio.de: Ist mit dem Neuanfang des Hauses auch ein Neuanfang in der Jugendseelsorge von Altenberg verbunden?

Kolb: Neuanfänge in der Jugendseelsorge richten sich nicht nach irgendwelchen Bauabschnitten oder Häusern, sondern nach dem, was junge Menschen in sich immer schneller verändernden Zeiträumen brauchen. Wenn das Haus Altenberg wiedereröffnet ist werden wir aber natürlich auch in der Jugendseelsorge neue Akzente setzen. So werden wir "Tage der Besinnung" anbieten oder die "Tage religiöser Orientierung" für Schulen in unserem Erzbistum weiter ausbauen. Wir werden auch ein bis zwei neue Diözesanveranstaltungen im Jahreskreis planen. Darüber hinaus bleiben die bewährten Feste natürlich erhalten. So werden wir das Altenberger Licht wieder nach alter Manier feiern - mit Übernachtung in allen Sälen auf Isomatten und Schlafsäcken. Dazu kommen dann Tausende junge Menschen am 30. April und 1. Mai hierher.

domradio.de: Gibt es schon Rückmeldungen von jungen Menschen auf die Neuerungen?

Kolb: Wir haben das ein bisschen ausgetestet. Natürlich haben wir nicht permanent Führungen über die Baustelle gemacht, aber wir hatten letztes Jahr einen "Tag der Offenen Tür" am ersten Mai, wo viele junge Leute hier waren, die schon lange mit dem Haus Altenberg verbunden sind. Sie alle waren schon von den ersten Anmutungen und von dem, was wir geplant haben, sehr begeistert. Außerdem haben wir für die Wiedereröffnung am 14. August bereits sehr viele Anmeldungen von Jugendverbandlern bekommen, die alle schon sehr gespannt sind  – zuletzt vom BDKJ, der seinen Sitz lange in Haus Altenberg hatte und daher das Haus auch als "sein Haus" ansieht. Natürlich kennt jeder Jugendverbandler noch seine Ecken: "Hier hab ich immer gesessen", oder "Da war unsere Kellerbar". Da fragen sich natürlich viele, wie das zukünftig gelöst sein wird. Ich glaube, die Spannung und die Erwartung ist schon ziemlich groß, hier einfach auch tolle Eindrücke zu erleben.

domradio.de: Welcher "Geist" soll im neuen Haus künftig herrschen?

Kolb: Hier soll der Geist von Altenberg herrschen. Das ist aber kein Schlossgespenst, das irgendwo verborgen ist und um Mitternacht in Aktion tritt. Vielmehr ist es ein Geist, der die Leute hier immer beseelt hat. Es gibt diesen alten - vielleicht etwas martialisch klingenden - Spruch der Jugendverbandler, der hier geprägt worden ist: "Es lebe Christus in Deutscher Jugend". Der Geist von Altenberg heißt also: "Durch den christlichen Glauben bist du gewollt, geliebt, bejaht. Wir trauen dir etwas zu - du kannst etwas! Erfahre hier, in der Symbiose von Dom, Natur und Jugendbildungsstätte, eine Bestärkung. Gehe mit dieser Bestärkung raus und versuche als Christin oder als Christ zu leben, Zeugnis zu geben, dich einzubringen und zu engagieren in Kirche und Welt."

Das ist der Geist, der hier in Altenberg immer geherrscht hat. Hier sind Ehen geschlossen worden, hier haben Leute die Berufung entdeckt, Priester zu werden, hier haben Leute entdeckt, sich in Politik und oder ihrer Gemeinde einzubringen. Das ist der Geist von Altenberg und den müssen wir in der heutigen, veränderten Zeit weitertragen. Da ist die neue Jugendbildungsstätte, der Ort Altenberg und dieses Flair eine wahnsinnige Rückendeckung - aber das geht natürlich auch nur mit Menschen, die hier etwas vorleben.

Das Interview führte Marcel Krombusch

 


Quelle:
DR