Wiesemann: Botschaft des Weltjugendtages soll laut erschallen

"Du bist gewollt!"

Etwa1,5 Millionen Pilger werden zum Weltjugendtag im Süden Polens erwartet. Einer von ihnen ist der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann. Er leitet die Jugendkommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und hofft, dass von dem Treffen ein Signal ausgeht.

In Gemeinschaft den Glauben weitertragen (dpa)
In Gemeinschaft den Glauben weitertragen / ( dpa )

dpa: Was erwarten Sie vom Weltjugendtag (WJT) in Krakau?

Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann: Beim diesjährigen Weltjugendtag hat Papst Franziskus die Botschaft der Barmherzigkeit in den Mittelpunkt gerückt. Die Botschaft des Weltjugendtags wird sein: "Du bist gewollt! Du bist wertvoll - unabhängig von deiner Herkunft und deinem sozialen Status, weil Gott dich liebt." Dies ist gerade in dieser von viel Unruhe und Veränderungen geprägten Zeit eine besonders wichtige Botschaft, von der ich mir wünsche, dass sie laut vom Weltjugendtag in die Welt hinaus schallt.

dpa:  Worauf freuen Sie sich besonders?

Bischof Wiesemann: Besonders eindrücklich sind für mich die Momente, wenn Tausende von Energie überströmender junger Menschen still werden, um zu beten. Dies geschieht unter anderem, wenn wir Christus gemeinsam beim Kreuzweg oder der abschließenden Nachtwache vor dem Abschlussgottesdienst auf dem Feld der Barmherzigkeit - dem Campus misericordiae - mit Papst Franziskus und allen Pilgern anbeten und feiern. Daher freue ich mich vor allem auf diese gemeinsamen Gebetszeiten.

dpa:  Was bedeutet der WJT für die katholische Kirche weltweit?

Bischof Wiesemann: Weltjugendtage sind große beeindruckende Glaubensveranstaltungen. Jugendliche und junge Erwachsene kommen aus aller Welt zusammen, um gemeinsam zu beten, zu feiern und sich gegenseitig im Glauben zu bestärken. Sie helfen dabei, unseren manchmal eher eingeschränkten nationalen Horizont zu weiten und die weltweite Kirche in ihren vielfältigen Farben, ihrer Vitalität und kulturellen Ausprägungen wahrzunehmen und zu verstehen. Besonders bei den Tagen der Begegnung, die dem Weltjugendtag vorausgehen, ist ein intensiver Austausch zwischen den Kulturen möglich.

dpa:  Was fällt Ihnen spontan zum diesjährigen Gastgeberland Polen ein?

Bischof Wiesemann: Mit Polen verbinde ich zunächst einmal die besondere Herzlichkeit und Gastfreundschaft der polnischen Bevölkerung, die wir schon im Vorfeld bei den Vorbereitungen auf den Weltjugendtag erfahren durften. Als zweites steht mir mit Polen sofort die eindrucksvolle Gestalt von Papst Johannes Paul II. vor Augen. In sein Pontifikat fielen mein Theologiestudium und die ersten prägenden Priesterjahre. Fest in seiner Heimat Polen verwurzelt, war er ein großer Europäer und Hirte der Kirche.

dpa:  Wie viele Teilnehmer aus Deutschland sind mit dabei?

Bischof Wiesemann: Die Weltjugendtage haben über die Jahrzehnte hinweg kaum etwas von ihrer Anziehungskraft verloren. Aus Deutschland werden momentan circa 15 500 Teilnehmer erwartet, zu denen man aber noch die Kurzentschlossenen zählen muss, die natürlich nicht in unserer Statistik erfasst werden. Wir sind zufrieden mit dieser Zahl, da der WJT zeitlich für manche Bundesländer eher ungünstig fällt - so haben in Bayern die Sommerferien noch nicht begonnen, und viele Studenten sind noch voll in die Prüfungsphase eingebunden.

Das Interview führte Stefan Kruse.


Quelle:
dpa