Kardinal Marx würdigt kirchliche Mitarbeitervertretungen

"Ganz menschliche Organisation"

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat für eine Sicht auf die Kirche als "ganz menschliche Organisation" plädiert. Allerdings habe sie einen besonderen Sendungsauftrag, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Reinhard Kardinal Marx / © Marijan Murat (dpa)
Reinhard Kardinal Marx / © Marijan Murat ( dpa )

Anlass war das 20-jährige Bestehen der Diözesanen Arbeitsgemeinschaften der Mitarbeitervertretungen. Die Kirche sei "keine Sonderwelt" und "nicht einfach anders" als andere Gemeinschaften, so Marx in München. Dementsprechend müsse sie "nach Recht und Gerechtigkeit organisiert" sein.

Kirchliche Mitarbeitervertretungen gewürdigt

Der Kardinal würdigte die kirchlichen Mitarbeitervertretungen als wesentlichen Teil der Dienstgemeinschaft, in die alle eingebunden seien, "die Dienstnehmer, die Dienstgeber und auch der Bischof." Mitbestimmung sei auch im kirchlichen Bereich nicht als ein "mühseliges, dem Dienstgeber abgerungenes Detail" zu betrachten, sondern als eine "Notwendigkeit, die nicht unter das Niveau anderer Organisationen fällt, sondern dieses eher übersteigt".

So sei eine offene Atmosphäre, eine klare Orientierung an Recht und Gesetzgebung ebenso selbstverständlich für kirchliche Organisationen wie die Ausrichtung an der katholischen Soziallehre, betonte Marx. Die Kirche stehe unter einem großen Anspruch, selbstlos den Menschen zu dienen, damit sie Christus finden würden, in caritativen Einrichtungen, in Bildungseinrichtungen und in den Pfarreien.

Zugleich verteidigte der Kardinal die Organisation der Kirche nach Recht und Gesetz gegen den Vorwurf der Bürokratisierung. So gebe es - nicht nur in der Kirche, sondern auch auf europäischer Ebene - oft populistisch geschürte Vorurteile gegen Bürokratie.

Nachvollziehbarkeit statt Willkür

Manche teilten auch die Ansicht, "mit gutem Willen geht's auch ohne Recht", erinnerte Marx. Dem setzte er entgegen: "Nein, es geht nicht ohne Recht." Den guten Willen den jeweiligen Umständen zu überlassen, berge die Gefahr des Unrechts. Statt Willkür brauche es Nachvollziehbarkeit. Die Gefahr der Bürokratisierung drohe erst dann, "wenn sich das verselbstständigt und nicht mehr ändert. Dagegen braucht es Entwicklung."

So müssen sich die kirchlichen Einrichtungen nach Ansicht von Marx immer wieder "mit Blick auf die allgemeinen Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Entwicklungen" hinterfragen. Es gehe um eine "gemeinsame Gestaltung", die kirchliche Dienstgemeinschaft müsse "sich immer wieder neu überprüfen" und "gemeinsam überlegen, wie die Ziele der Kirche zu erreichen sind".


Quelle:
KNA