Essen begeht 700-jähriges Domjubiläum

Kirchengeburtstag im Ruhrgebiet

Essen begeht mit einer Festwoche das 700-jährige Jubiläum ihres Doms. Kleiner und architektonisch anders gestaltet als die Kölner Kathedrale, ist der Dom dennoch Essens ganzer Stolz, wie Dompropst Thomas Zander im Interview verrät.

Anbetungskirche St. Johann Baptist in Essen / © Marcel Kusch (dpa)
Anbetungskirche St. Johann Baptist in Essen / © Marcel Kusch ( dpa )

domradio.de: Wer an Essen denkt, denkt vielleicht an Industrialisierung, Krupp und Kohle. Aber Essen hat eine weit zurückreichende Geschichte. Im Jahre 845 gab es in Essen einen Damenstift und dazu gehörte auch eine Kirche. Aber das ist nicht der heutige Dom, oder?

Thomas Zander (Essener Dompropst): Das ist richtig. Aber das sind die Ursprünge des heutigen Doms, der im neunten Jahrhundert errichtet worden ist. Wie so häufig im Laufe der Geschichte gab es aber die eine oder andere Zerstörung. In Essen war das im Jahr 1275 der Fall, als durch einen großen und verheerenden Brand die alte romanische Kirche zerstört worden ist und dann eine neue Kirche gebaut werden musste.

domradio.de: Die ist dann vor 700 Jahren entstanden und das feiern Sie jetzt in diesen Tagen?

Zander: Ja. Am 8. Juli 1316, das ist der einigermaßen sicher verbürgte Termin, wurde diese neue Kirche als gotische Hallenkirche gebaut und eingeweiht.

domradio.de: Das berühmteste gotische Gebäude ist für viele vermutlich der Kölner Dom. Was macht denn das Essener Münster so besonders?

Zander: Es gibt ganz wesentliche Unterschiede zwischen dem Kölner Dom und dem Essener Dom. Da ist zum einen natürlich die Größe zu nennen. Der Essener Dom ist deutlich kleiner als der Kölner Dom. Aber auch in der Architektur gibt es Differenzen. Der Kölner Dom ist in einem Baustil gebaut worden, in dem das Mittelschiff und die beiden Seitenschiffe nicht gleich hoch sind. Beim Essener Dom handelt es sich um eine sogenannte Hallenkirche. Das war zum Ende des 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein ganz moderner Baustil und da gibt es als Vorbild die Elisabethkirche in Marburg, die als erste Hallenkirche gilt. In diesem Baustil ist auch der Essener Dom errichtet worden.

domradio.de: Der Essener Dom ist auch bekannt für seinen Domschatz, und da vor allem für die Madonna. Was ist an ihr so besonders?

Zander: Sie glänzt wunderbar golden. Menschen, die zum ersten Mal die goldene Madonna sehen, sind meistens völlig begeistert von diesem wunderbaren Strahlen, das von ihr ausgeht. Die Kunsthistoriker sagen, dass diese Darstellung die älteste vollplastische Mariendarstellung des Abendlandes ist.

domradio.de: Der Kern besteht aus Holz und es ist ganz dünnes Blattgold drauf, oder?

Zander: Der Kern besteht aus Pappelholz. Das ist so untersucht worden. Auf dieses Holz aufgetragen ist eine dünne Blattgoldschicht.

domradio.de: Katholiken feiern gerne und dann auch richtig. Wie sieht diese Festtagswoche aus in Essen?

Zander: Wir haben uns entschlossen, eine ganze Woche lang zu feiern und haben die Woche unter das Motto "Essens starke Mitte - 700 Jahre gotischer Dom" gestellt. Das war mir und uns besonders wichtig herauszustellen, dass es sich beim Essener Dom wirklich um die geistlich-geistige Mitte unserer Stadt und unserer ganzen Region handelt. Wir haben in der Festwoche vielfältige Veranstaltungen und Gottesdienste. Es gibt aber auch kulturelle Veranstaltungen, wie Kinovorführungen und Konzerte.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR