Nach "Neuausrichtung" bekommt Limburg wieder einen Bischof

"Kein Auslaufmodell"

Das lange Warten hat ein Ende. Nach den Querelen um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wird jetzt schon mehr als zwei Jahre in Limburg um Normalität gerungen. Bald mit einem neuen Bischof an der Spitze.

Autor/in:
Peter de Groot
Spitzen des Limburger Doms / © Harald Oppitz (KNA)
Spitzen des Limburger Doms / © Harald Oppitz ( KNA )

Seinen 80. Geburtstag müsse er nicht in Limburg feiern, soll dem Apostolischen Administrator für das Bistum Limburg, Weihbischof Manfred Grothe, im vergangenen November in Rom bedeutet worden sein. Damals war Grothe 76, inzwischen ist er 77 Jahre alt - und wird seinen 80. Geburtstag definitiv nicht in Limburg feiern müssen.

Denn am Freitag ernannte Papst Franziskus den Trierer Generalvikar Georg Bätzing (55) zum neuen Bischof von Limburg. Mit Bätzings Weihe zum Bischof und seiner Amtseinführung zu einem zwar noch nicht feststehenden aber nicht allzu fernen Zeitpunkt endet Grothes Zeit als Apostolischer Administrator, also als vom Papst eingesetzter und nur ihm verantwortlicher Übergangsverwalter des Bistums.

Grothe seit Tebartz-van Elst-Rücktritt Apostolischer Administrator

Das ist Grothe seit über zwei Jahren, seit dem 26. März 2014. Also seit jenem Tag, an dem der Papst den Rücktritt des damaligen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst annahm. Zu dem Rücktritt entscheidend beigetragen hatten eine von vielen im Bistum als autoritär empfundene Amtsführung und eine Empörungswelle über das in maßgeblicher Verantwortung von Tebartz-van Elst errichtete Bischofshaus auf dem Limburger Domberg. Dabei ging es vor allem um die enorm gestiegenen Baukosten in Höhe von letztlich 31 Millionen Euro und um die Verschleierung dieser Kosten.

Im Bistum Limburg sei es zu einer Situation gekommen, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes durch Tebartz-van Elst verhindere, stellte der Papst damals fest. Und er bat das Bistum, zu einem "Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung" zurückzufinden. Worum sich Grothe und sein Ständiger Vertreter, Domkapitular Wolfgang Rösch, dann auch redlich bemühten.

Vertrauen zurückgewinnen

Am meisten hatte Grothe, als er seine Arbeit aufnahm, "erschrocken", dass es bei vielen Mitarbeitern im Bistum ein tiefes Angstgefühl gegeben habe, eine tiefe Verunsicherung "bis hin zur Infrage-Stellung des Systems Kirche". Es galt, "Vertrauen zurückzugewinnen" und das Bistum "zur Normalität zurückzuführen".

Kein einfaches Unterfangen, zumal nach Meinung vieler Beobachter auch die Struktur und die Geschichte des noch relativ jungen, erst 1827 gegründeten Bistums die Arbeit vor Ort nicht leicht machen. Da ist zum einen eine strukturelle Zweiteilung des Bistums: Hier die Großstadt und Bankenmetropole Frankfurt und die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden inklusive des "Speckgürtels" im Taunus - dort ländliche Regionen und die eher beschauliche Kleinstadt Limburg als Sitz des Bistums.

Hinzu kommt, dass vor dem eher konservativen Tebartz-van Elst zwei eher als liberal eingeschätzte Bischöfe mit ungewöhnlich langen Amtszeiten das Bistum geführt hatten: Wilhelm Kempf von 1949 bis 1981 und Franz Kamphaus von 1982 bis 2007. Der bis heute bei vielen populäre Kamphaus ist seit seinem Rücktritt in einer Behinderteneinrichtung in Rüdesheim tätig.

Prozess lokaler Kirchenentwicklung

Auch diese Voraussetzungen mussten Grothe und Rösch im Blick haben auf ihrem Weg der "Neuausrichtung": Zu den Meilensteinen auf diesem Weg gehört die Einrichtung einer Telefon-Initiative für Bistumsmitarbeiter, die diesen Gelegenheit bietet, vertraulich über erlittene Verletzungen zu sprechen. Dazu gehören aber auch die Öffnung des umstrittenen Bischofshauses für Veranstaltungen verschiedenster Art, die Offenlegung der Vermögensverhältnisse des Bistums und die Etablierung eines mit externen Fachleuten besetzten Diözesanvermögensverwaltungsrats. Und kürzlich erst startete im Bistum ein auf mehrere Jahre angelegter Prozess zur "lokalen Kirchenentwicklung".

Bereits vor über einem Jahr war sich Grothe sicher: Limburg sei "kein Auslaufmodell", sondern ein Bistum, das sich neu aufstelle, um dann, wenn es an der Zeit sei, mit einem neuen Bischof voll durchzustarten. Nun also ist die Zeit gekommen. Dass es bis dahin lange dauern würde, war angesichts der mit der Amtszeit von Tebartz-van Elst einhergehenden Verwerfungen im Bistum klar. Ein neuer Bischof sollte nicht gleich "verbrannt" werden.

 

Quelle:
KNA