Bistum Limburg: Entwicklungen der letzten Jahre

Eine Chronologie

Am Freitag hat Papst Franziskus den Trierer Generalvikar Georg Bätzing zum neuen Bischof von Limburg ernannt. Er wird damit Nachfolger von Franz-Peter Tebartz-van Elst, der 2014 im Zuge der Finanzaffäre um das neue Bischofshaus vom Amt zurückgetreten war. Eine Chronologie der Ereignisse:

Bischof Tebartz-van Elst (dpa)
Bischof Tebartz-van Elst / ( dpa )

2007: Das Domkapitel beschließt einen Umbau des Limburger Dombergs einschließlich einer neuen Bischofsresidenz.

Mai 2010: Auf dem Limburger Domberg wird mit dem Bau des "Diözesanen Zentrums Sankt Nikolaus" begonnen, das mehrere Gebäude, darunter auch die Bischofswohnung umfasst. Über die Baukosten kursieren unterschiedliche Zahlen, die von 5,5 Millionen für Teilprojekte bis zu 25,9 Millionen Euro für das Gesamtprojekt reichen.

2012: Publik wird ein durch ein Upgrade seines Generalvikars veranlasster Erster-Klasse-Flug von Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst nach Indien. Der Bischof leugnet gegenüber dem "Spiegel" den Flug Erster Klasse. Als das Magazin ihn der Lüge bezichtigt, gibt er eine eidesstattliche Versicherung ab, in der er die Leugnung bestreitet. In einem Videomitschnitt des "Spiegel" sagt er: "Business-Class sind wir geflogen". In der Folge erstatten drei Privatpersonen Strafanzeige.

29. Juni 2013: Das "Diözesane Zentrum Sankt Nikolaus" wird eingeweiht. Die Kosten für einen Teil des Gesamtprojekts werden bei einem Vortrag mit 9,85 Millionen Euro beziffert, veranschlagt waren dafür zunächst 5,5 Millionen.

8. Juli 2013: Das Bistum teilt mit, die Gesamtkosten für das Zentrum seien noch nicht bekannt, die knapp zehn Millionen beträfen nur einen Teil des Gesamtprojekts.

25. August 2013: Die Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken legt einen Offenen Brief vor. Darin heißt es, die Bistumsleitung müsse umgehend einen anderen Weg einschlagen.

31. August 2013: In einem Schreiben an die Katholiken seines Bistums bittet Tebartz-van Elst um Vertrauen und räumt indirekt Fehler ein. Er verspricht Aufklärung zum Bau des Diözesanen Zentrums.

7. September 2013: Im Auftrag von Papst Franziskus wird Kurienkardinal Giovanni Lajolo (78) nach Limburg gesandt.

14. September 2013: In einer gemeinsamen Erklärung des Bischofs und des Limburger Domkapitels wird angekündigt, dass eine Kommission der Deutschen Bischofskonferenz die Finanzierung der Limburger Bauten überprüfen soll.

15. September 2013: Beim Kreuzfest der Diözese bittet Tebartz-van Elst alle Menschen, die er "enttäuscht und verletzt" habe, um Verzeihung und Nachsicht.

16. September 2013: Lajolo äußert sich nach seinem Besuch in Limburg vorsichtig optimistisch. Der Bischof habe wichtige Schritte zur Überwindung der Spannungen unternommen.

2. Oktober 2013: Tebartz-van Elst nimmt den Amtsverzicht von Generalvikar Franz Kaspar (75) an und ernennt zum 1. Januar den Wiesbadener Stadtdekan Wolfgang Rösch zum Nachfolger.

7. Oktober 2013: Die Bau- und Sanierungskosten des gesamten Diözesanen Zentrums werden vom Bistum mit rund 31 Millionen Euro beziffert.

10. Oktober 2013: Die Hamburger Staatsanwaltschaft teilt mit, dass sie am 25. September gegen den Limburger Bischof Strafbefehl wegen falscher eidesstattlicher Aussagen in Zusammenhang mit der "Spiegel"-Berichterstattung beantragt hat.

23. Oktober 2013: Papst Franziskus setzt den bereits designierten Generalvikar Wolfgang Rösch mit sofortiger Wirkung ins Amt ein. Bischof Tebartz-van Elst erhält "eine Zeit außerhalb der Diözese", weil er "seinen bischöflichen Dienst zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben" könne.

18. November 2013: Das Hamburger Amtsgericht stellt mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft das Strafverfahren gegen Tebartz-van Elst wegen falscher eidesstattlicher Äußerungen im Zusammenhang mit dessen Erste-Klasse-Flug nach Indien vorläufig ein. Die Einstellung wird rechtskräftig, sobald der Bischof 20.000 Euro zahlt.

26. März 2014: Tebartz-van Elst tritt zurück. Zum Apostolischen Administrator wird der Paderborner Weihbischof Manfred Grothe ernannt. Der Bischof werde "zu gegebener Zeit mit einer anderen Aufgabe betraut werden", so der Vatikan. Gleichzeitig wird der Prüfbericht der Bischofskonferenz veröffentlicht. Dieser hält fest, Tebartz-van Elst habe beim Bauprojekt auf dem Domberg systematisch zu niedrige Kosten angegeben, Kontrollen verhindert und kirchliche Vorschriften umgangen.

20. Juni 2014: Das Domkapitel räumt in einer Erklärung eigene Fehler ein.

18. Juli 2014: Das Bistum legt erstmals seine Vermögensverhältnisse und finanziellen Verpflichtungen offen und spricht von einem wichtigen Schritt hin zu mehr Transparenz in Finanzangelegenheiten. Die Bilanzsumme des Bistums zum Jahresende 2013 belief sich auf rund 909 Millionen Euro, dazu kamen die Bilanzsummen des Domkapitels von 4,4 Millionen Euro und der Schulstiftung von 31 Millionen Euro. Die Bilanz des Bischöflichen Stuhls wies rund 92 Millionen Euro aus - allerdings zum Jahresende 2012.

1. September 2014: Ein vom Bistum Limburg eingerichtetes "Sorgentelefon" für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter nimmt seine Arbeit auf.

September 2014: Franz-Peter Tebartz-van Elst zieht in eine privat angemietete Wohnung am Rande der Regensburger Altstadt.

8. Februar 2015: In der Öffentlichkeit wird erst jetzt bekannt, dass Tebartz-van Elst eine neue Aufgabe in Rom erhalten hat. Bereits im Dezember 2014 war er zum Delegaten im Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung ernannt worden. Dort ist er für die Katechese zuständig und auch an der Vorbereitung des bevorstehenden Heiligen Jahrs beteiligt. Der Apostolische Administrator und Übergangsverwalter Manfred Grothe begrüßt die Berufung und wünscht Tebartz-van Elst, "dass er seine Fähigkeiten, sein Charisma und seine vielfältigen Begabungen in seine neue Tätigkeit für die Weltkirche einbringen kann".

20. Februar 2015: Das Bistum führt erstmals Journalisten durch das Bischofshaus auf dem Limburger Domberg und will dieses künftig für Veranstaltungen verschiedenster Art öffnen.

1. April 2015: Das Bistum Limburg will nach dem Dienstantritt seines ehemaligen Bischofs in Rom mögliche Einkünfte dort mit den Ruhestandsbezügen verrechnen. Nach Schätzungen erhält Tebartz-van Elst 71 Prozent seines Bischofsgehalts als Ruhestandsgeld, das wären etwa 6.800 Euro. Beobachter gehen davon aus, dass seine Stelle in Rom mit rund 3.300 Euro dotiert sein könnte. Das Bistum macht seinen früheren Bischof zudem für die Vermögensschäden verantwortlich, die im Zusammenhang mit der Errichtung des rund 31 Millionen Euro teuren Bischofssitzes entstanden sind. Man habe dies in Rom vorgetragen, denn das Bistum selbst habe keine Möglichkeit, den Bischof zu verklagen; das müsse Rom machen.

17. Juli 2015: Das Bistum Limburg legt seinen neuen Finanzbericht vor. Dabei weist die Bilanz der Körperschaft "Bistum Limburg" Ende 2014 ein Volumen von etwa 967 Millionen Euro auf, hinzu kommen das Limburger Domkapitel mit 4,7 Millionen Euro und die Schulstiftung mit fast 42 Millionen Euro.

23. Juli 2015: Das Bistum Limburg verlangt Schadenersatz in Millionenhöhe von seinem ehemaligen Bischof. Darüber könne aber nur im Einverständnis mit dem Vatikan entschieden werden, heißt es. Im Herbst werde es weitere Gespräche geben. Insgesamt hat das Bistum etwa 3,9 Millionen Euro nach dem Bau des rund 31 Millionen Euro teuren Bischofshauses außerplanmäßig abschreiben müssen. Daraus lasse sich jedoch nicht schließen, dass auch ein Schaden in dieser Höhe entstanden sei.

9. September 2015: Der zurückgetretene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst muss keinen Schadenersatz an sein früheres Bistum zahlen. Die römische Bischofskongregation halte im Einvernehmen mit dem Staatssekretariat des Vatikan eine Prüfung von Schadenersatzleistungen sowie die Eröffnung eines entsprechenden kirchenrechtlichen Verfahrens für nicht angebracht, gibt das Bistum Limburg bekannt. Das gemeinsame Ziel des Vatikan und der Bistumsleitung sei es, "den Weg so weiterzugehen, dass einem neuen Bischof ein guter und möglichst unbelasteter Start in sein Amt ermöglicht wird", heißt es weiter.

1. Juli 2016: In Limburg und Rom wird zeitgleich bekanntgegeben, dass Papst Franziskus den Trierer Generalvikar Georg Bätzing zum neuen Bischof von Limburg ernannt hat.


Quelle:
KNA