Englischer Kardinal gegen "Brexit"

"Brücken bauen statt Barrieren errichten"

In Großbritannien hat sich ein weiterer prominenter Kirchenvertreter gegen einen Austritt des Landes aus der EU ausgesprochen. Es müsse darum gehen, "Brücken zu bauen statt Barrieren zu errichten", betont der ehemalige Erzbischof von Westminster. 

Kardinal Cormac Murphy-O'Connor: War seit 2000 Primas der Katholiken in England und Wales (KNA)
Kardinal Cormac Murphy-O'Connor: War seit 2000 Primas der Katholiken in England und Wales / ( KNA )

In Großbritannien hat sich ein weiterer prominenter Kirchenvertreter gegen einen Austritt des Landes aus der Europäischen Union ausgesprochen. Die EU sei "in der Summe größer als in ihren Einzelteilen", schreibt der englische Kardinal Cormac Murphy-O'Connor in einem Donnerstag veröffentlichten Kommentar für die Wochenzeitung "The Spectator".

Es müsse darum gehen, "Brücken zu bauen statt Barrieren zu errichten", betont der ehemalige Erzbischof von Westminster und einstige Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales. Nur mit einer EU-Mitgliedschaft könne das Land "einen entscheidenden Beitrag" zur dringend nötigen Reformierung der EU leisten.

Katholische Kirche will Beziehungen fördern 

Die katholische Kirche wolle die Beziehungen zwischen Ländern fördern, statt auf Trennung zu bauen, unterstreicht Murphy-O'Connor.

Sie habe die europäische Idee für gut befunden und abgesehen von einigen Vorbehalten unterstützt. Er zitiert den emeritierten Papst Benedikt XVI. mit dessen mahnenden Worten, dass sich Europa «nicht selbst aufgeben darf».

Austritt löst Kettenreaktion aus 

Der 83-jährige Kardinal erinnerte daran, dass die europäische Integration über 60 Jahre Stabilität gebracht habe. Ein Austritt könne die Loslösung Schottlands von Großbritannien bewirken. Er gibt auch zu bedenken, ob nicht die Beziehungen zwischen Irland und Nordirland durch einen EU-Austritt Großbritanniens erneut belastet würden.

Murphy-O'Connor unterstützt damit die Position seines Nachfolgers, Kardinal Vincent Nichols. Der amtierende Erzbischof von Westminster hatte Mitte April erklärt, ein Austritt Großbritanniens aus der EU würde das Land vor "komplexere Probleme" stellen als ein Verbleib. Es gebe in der katholischen Kirche eine starke Tradition der Überzeugung, dass "den Weg der Spaltung zu begehen fast unweigerlich zu weiteren Spaltungen führen muss", argumentierte Nichols.

Die Briten stimmen am 23. Juni über den Verbleib in der EU ab. Laut jüngsten Umfragen liefern sich Befürworter und Gegner des "Brexit" ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

 


Queen Elizabeth vor der Generalsynode / © Andy Rain (dpa)
Queen Elizabeth vor der Generalsynode / © Andy Rain ( dpa )
Quelle:
KNA