Lübecks Katharinenkirche nach fünf Jahren Bauzeit wiedereröffnet

Andachtsraum der vornehmsten Gesellschaft

Im Mittelalter diente die Katharinenkirche Lübecks vornehmster Gesellschaft als Andachtsort. Doch nun galt es, "das Haus für die Zukunft zu sichern" - in fünf Jahre dauernden Arbeiten.

Autor/in:
Marco Heinen
Kirche Sankt Katharinen in Lübeck / © Marco Heinen (KNA)
Kirche Sankt Katharinen in Lübeck / © Marco Heinen ( KNA )

Nach rund fünfjähriger Schließung ist die Lübecker Katharinenkirche ab 29. April wieder für Besucher zugänglich. Die um 1300 errichtete Kirche im Herzen der Innenstadt gehörte zu einem ehemaligen Franziskanerkloster und ist die einzige erhaltene von ehemals vier Klosterkirchen in Lübeck. Für knapp 4,2 Millionen Euro war das Gebäude in weiten Teilen renoviert worden.

Zudem wurden die enthaltenen Kunstgegenstände restauriert, wie die Kulturstiftung Lübecker Museen am Donnerstag vor Journalisten in Lübeck mitteilte. 3,1 Millionen Euro habe der Bund übernommen, den Rest die Hansestadt Lübeck. Es sei darum gegangen, "das Haus für die Zukunft zu sichern", sagte der Leitende Direktor der Lübecker Museen, Hans Wißkirchen.

Risse im Gewölbe

Zunächst habe man die Beseitigung baulicher Mängel in Angriff genommen, erläuterte Rainer Schellenberger vom Gebäudemanagement der Hansestadt. Risse im Gewölbe eines der Querhäuser hätten dessen Statik massiv beeinträchtigt. Außen wurden das Mauerwerk konsolidiert und über die Jahre verfaulte sogenannte Sparrenköpfe der Dachkonstruktion erneuert. Teile des Dachs mussten neu eingedeckt und Regenrinnen ersetzt werden. Viele der Schäden seien erst im Laufe der Renovierung zutage getreten, so Schellenberger.

Die Katharinenkirche diente im Mittelalter der vornehmsten Gesellschaft der Hansestadt als Andachtsort, darunter mehr als 20 Bruderschaften, Zirkelbrüdern und anderen. Während das Franziskanerkloster 1530 im Zuge der Reformation aufgegeben wurde, wurde der Sakralbau bis 1806 als Kirche genutzt.

Kriegsschäden habe es indes nie gegeben, erklärte Denkmalpflegerin Irmgard Hunecke. "Wir haben einen gewachsenen Zustand mit Ausstattungsmerkmalen aus unterschiedlichen Zeiten, vom Baubeginn an." Seit den 1970er Jahren sei ein Konzept zur Restaurierung der Kirche entwickelt worden, doch sei dies aus finanziellen Gründen nie vollständig, sondern nur in Abschnitten umgesetzt worden. Das eine Querhaus habe im Mittelpunkt der Restaurierungen gestanden - unter anderem auch mit Blick auf die Wandmalereien. Kunstwerke wurden gereinigt und teils restauriert und auch fast alle Kapellen wurden bearbeitet.

Freitags und samstags für Besichtigungen geöffnet

Einer der künstlerischen Höhepunkte ist die nach dem im 14. Jahrhundert amtierenden Bürgermeister Segebodo Crispin benannte Familienkapelle (Crispinkapelle). Dort wurde bei den Arbeiten auch eine Kopie der Statue des Heiligen Thomas von Canterbury freigelegt, ein alter Gipsabguss des Originals aus der Kirche von Skepptuna in Schweden, wie die verantwortliche Restauratorin Elke Kuhnert erläuterte. Die bislang davor stehende Kopie der bekannten Käthe-Kollwitz-Plastik von Gustav Seitz wurde in eine Seitenkapelle verlegt. Bemerkenswert ist außerdem der Abguss der Sankt-Jürgen-Gruppe von Bernd Notke, eine Nachbildung des Originals aus der Stockholmer Nikolaikirche, die von Alfred Ohlson angefertigt wurde.

Die Kirche soll zunächst bis Anfang Oktober jeweils freitags und samstags zwischen 10.00 und 16.00 Uhr für Besichtigungen offen stehen. Erstmals kommen dabei ausschließlich ehrenamtliche Helfer zum Einsatz, da die Stadt dafür kein Personal beschäftigen könne, wie es hieß. Der Eintritt kostet 2 Euro für Erwachsene, für Kinder 1,50 Euro. Am kommenden Wochenende gibt es jeweils um 11.00 Uhr öffentliche Führungen (4 Euro plus Eintritt).


Quelle:
KNA