Eine Initiative der beiden großen Kirchen in Dresden

"Licht an für Menschlichkeit"

Mit einer schlichten Kerze an einem Fenster - Beide großen Kirchen wollen sonntagabends angesichts der fremdenfeindlichen Demonstrationen in Dresden mit einer Initiative ein Zeichen für Mitmenschlichkeit setzen.

Kerze  / © Patrick Seeger (dpa)
Kerze / © Patrick Seeger ( dpa )

domradio.de: Verstehe ich das richtig, man stellt eine Kerze ins Fenster und ist schon Teil der Aktion?

Michael Baudisch (Pressesprecher Bistum Dresden-Meißen): So einfach ist es, wir wollten ein Zeichen nehmen, bei dem sich jeder beteiligen kann, das keinen großen Aufwand erfordert und das zugleich sichtbar und wahrnehmbar ist, bei dem man seine Teilnahme an der Aktion ausdrücken kann. 

domradio.de: Sie wollen damit - habe ich gelesen - die Menschen von der Straße holen. 1989 hieß es noch, die Menschen müssen auf die Straße gehen, ist das nicht ein Wiederspruch? 

Baudisch: Wir wollen das Volk nicht von der Straße holen. Ich denke, es ist durchaus legitim seine Meinungen zur Sprache zu bringen. Allerdings ist für mich wichtig, dass das fair abläuft, dass die Regeln eingehalten werden, dass man sich mit Respekt begegnet, dass der Ton, in dem gesprochen wird respektvoll ist. Auf der anderen Seite sollte man auch bereit sein, sich auf Diskussionen einzulassen. Das ist bei vielen Diskussionen in Dresden nicht mehr der Fall. Da wird nur noch versucht die eigene Ansicht möglichst laut zu formulieren. Man hat sich auch schon teilweise längst vom Boden dessen entfernt, was man noch vertreten kann. Teilweise offener Fremdenhass, Fremdenfeindlichkeit. Und da denken wir, ist es einfach wichtig, ein Zeichen zu setzen. Und das muss nicht immer dadurch geschehen, dass man auf der Straße aufeinander einschreit.

domradio.de: Pegida-Demonstrationen sind Montags, Ihre Aktion ist Sonntags. Warum nicht zeitgleich?

Baudisch: Uns ist wichtig, dass das ein Zeichen ist, das sich nicht nur gegen Pegida richtet. Wir werben für einen fairen respektvollen Umgang allen Menschen gegenüber. Das gilt sowohl  gegenüber ankommenden Flüchtlingen, wo wir erwarten, dass sie mit Respekt und den Regeln der Menschlichkeit empfangen werden,  aber auch anderen, die andere Ansichten haben, gegenüber. Auch da wollen wir sagen, wie sind gesprächsbereit, solange es die Möglichkeit der fairen Diskussion gibt. 

domradio.de: Wie viele Menschen beteiligen sich? Können Sie das eigentlich abschätzen?

Baudisch: Die Initiative läuft auch über Sachsen hinaus. Wir haben Materialen zur Verfügung gestellt, Postkarten, Flyer und Aufkleber. Die Bestellungen sind in die Zehntausende gegangen und kamen aus der ganzen Republik. Ansonsten können wir es über unsere Facebook-Seite nachvollziehen. Da haben wir einige Tausend Freunde. Wenn wir jetzt durch die Straßen fahren, dann ist es jetzt nicht so, dass wir flächendeckend brennende Kerzen haben, aber man sieht sie doch. 

Das Interview führte Mathias Friebe.


Quelle:
DR