Overbeck: Bischöfe sind kein Rechtgläubigkeits-TÜV

"Als Hirte tätig sein"

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck ruft in einem Gastbeitrag der "Herder Korrespondenz" dazu auf, den Glauben immer wieder neu zu reflektieren. Dies stelle in einer pluralistischen Gesellschaft eine große Herausforderung dar.

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Harald Oppitz ( KNA )

Sein kirchliches Leitungsamt versteht der Essener Bischof Overbeck nicht als "Rechtgläubigkeits-TÜV". Vielmehr seien Bischöfe "Partner im Dialog der Wahrheitsfindung", schreibt Overbeck in einem Gastbeitrag für die in Freiburg erscheinende "Herder Korrespondenz" (März). Zugleich müssten sie die "Einheit und Kontinuität des kirchlichen Glaubens" garantieren.

Overbeck verweist auf das Bild vom Bischof als Hirte: "Wenn wir die Symbolik des Krummstabs ernst nehmen, müssen wir als Hirten jedem noch so weit distanzierten Schaf hinterhergehen."

Herausforderungen in pluralistischer Gesellschaft

Der Bischof betont, Religion und Vernunft seien keine Gegensätze. Daher gelte es, den Glauben immer neu "im Horizont der jeweiligen aktuellen Erkenntnisse und Methoden zu reflektieren". Aus seiner Sicht fällt es der Theologie in der pluralistischen Gesellschaft immer schwerer, sich im wissenschaftlichen Diskurs auf Augenhöhe einzubringen und "Produktives auch für die anderen Gesprächspartner beizutragen". Deswegen dürfe die "Freiheit des Denkens, die Fähigkeit zu begründeter Kritik" nicht geschwächt, sondern vielmehr gefördert werden.

Streitigkeiten über Freiheit der wissenschaftlichen Theologie

Overbeck äußerte sich zu einer Debatte über die Freiheit der wissenschaftlichen Theologie und die Rolle des Lehramts der Bischöfe. Der Moraltheologe Eberhard Schockenhoff und der Fundamentaltheologe Magnus Striet hatten sich Anfang Februar gegen Äußerungen des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer und des Passauer Bischofs Stefan Oster gewandt und auf die Freiheit der wissenschaftlichen Theologie gepocht. Voderholzer hatte zuvor eine stärkere Unterordnung der Theologie unter das Lehramt der Bischöfe gefordert. Das Lehramt habe das Recht und die Pflicht, darüber zu wachen, ob "eine bestimmte theologische Lehre noch mit der Lehre der Schrift und der Tradition übereinstimmt". Unterstützung erhielt er von Oster.


Quelle:
KNA