Bischof Dröge fordert mehr Anstrengungen

"Stresstest für Flüchtlingspolitik"

​Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge hat zu stärkeren Integrationsanstrengungen aufgerufen. Integration dürfe keine Verlierer hervorbringen, weder unter Flüchtlingen noch unter der einheimischen Bevölkerung

Markus Dröge, evangelischer Bischof von Berlin-Brandenburg / © Gregor Fischer (dpa)
Markus Dröge, evangelischer Bischof von Berlin-Brandenburg / © Gregor Fischer ( dpa )

 "Deutschland muss mit seiner Flüchtlingspolitik den Stresstest bestehen", schrieb Dröge in der Zeitung "Die Welt" (Samstagausgabe). Eine wesentliche Grundlage der Integration von Flüchtlingen sei die Vermittlung des Wertesystems der Bundesrepublik. Auch Menschen, die sich von rechtspopulistischen Parolen angesprochen fühlen, müssten jedoch "wieder in die Werteordnung unserer Gesellschaft" zurückgeholt werden, schreibt der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz: "Das ist die andere Seite der jetzt notwendigen Integrationsbemühungen."

Integration dürfe keine Verlierer hervorbringen, weder unter Flüchtlingen noch unter der einheimischen Bevölkerung, betonte Dröge in dem Beitrag weiter. Keinesfalls dürfe geduldet werden, dass Frauen und Kinder oder Minderheiten in Aufnahmeeinrichtungen ungeschützt Repressionen oder Gewalt ausgesetzt sind oder Christinnen und Christen wegen ihres Glaubens bedroht werden.

Recht durchsetzen 

Zu einer nachhaltigen Integration gehöre auch die Durchsetzung geltenden Rechts, erklärte Dröge weiter. Wenn Menschen mit mehreren Identitäten in Deutschland leben und mit verschiedenen Namen vor Gericht stehen könnten, stärke das nicht das Vertrauen in den Rechtsstaat. Notwendig sei jedoch auch Bildungs- und Sozialarbeit wie die des Berliner Psychologen Ahmad Mansour, der Projekte und Initiativen für Demokratie und Toleranz und gegen islamistischen Extremismus unterstütze.

Auch die Ängste vor Straftätern unter den Flüchtlingen, "die es nicht gelernt haben, respektvoll mit Frauen und Mädchen umzugehen", müssten ernst genommen werden, schrieb Dröge. Die neue Art von Gewaltbereitschaft, die sich gegen Flüchtlinge und ihre Helfer richte, mache jedoch ebenfalls Angst. "Die Situation ist zweifellos ernst", betonte Dröge: "Verharmlosungen helfen nicht weiter." Genauso unverantwortlich sei es jedoch, die Lage dramatischer zu zeichnen, als sie sei.

Manche Verwaltungen mögen zurzeit überfordert sein, wie der Berliner Bischof erklärte. Die staatlichen Institutionen seien jedoch stabil, und die Bevölkerung sei weiter bereit, sich zu engagieren. "Wenn die Stimmung kippt, dann, weil durch Überdramatisierung bewusst Gegenstimmung gemacht wird", schrieb Dröge.


Quelle:
epd