Erzbischof Becker kritisiert Flüchtlingsgegner

Gegen "undifferenziertes Polemisieren"

Der Paderborner Erzbischof Becker hat ausländerfeindliche Demonstranten und Flüchtlingsgegner kritisiert.​ Er verwahrte sich dagegen, dass man sich ausgerechnet in fremdenfeindlichen Zusammenhängen für ein "christliches Abendland" stark mache. 

Erzbischof Becker / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Erzbischof Becker / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )

Hier werde der christliche Glaube für etwas instrumentalisiert, was seiner Kernbotschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen direkt entgegenstehe, sagte Becker am Donnerstagabend in Paderborn. Eine tatsächliche Begeisterung für christliche Werte, christliche Ideale und christliche Lebensführung stehe wohl kaum dahinter.

Die plötzliche Popularität des Begriffs unter Flüchtlingsgegner rühre aber auch daher, dass im Gegensatz zum Islam das Christentum als "harmlos" wahrgenommen werde, sagte der Erzbischof. Natürlich gebe es in der islamischen Welt Gruppen und Haltungen, die bedrohlich seien.

"Schon sichtbarer Glaube wirkt verdächtig"

Und natürlich plädiere er für ein Christentum, das nicht als bedrohlich wahrgenommen werde, so Becker. Aber viele Muslime würden allein schon deshalb verdächtigt, weil sie ihren Glauben offen und sichtbar lebten. Vom Christentum sei das niemand mehr gewohnt. "Christliches Abendland" bedeute heute vielen wohl nur noch "Religion in gut verdaulicher Menge", so Becker.

Laut Erzbischof kann "ein undifferenziertes Polemisieren gegen eine gesamte Religionsgemeinschaft" leicht alle Religionen treffen. Am Ende müssten sich alle Glaubensgemeinschaften dafür rechtfertigen, wenn sie in der Öffentlichkeit sichtbar sein wollten.

"Echtheit des Glaubens"

Für die katholische Kirche bestehe die Gefahr, dass sie sich angesichts der Herausforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft zu sehr mit sich selbst beschäftigt, sagte Becker. Er forderte eine "nach außen gerichtetes Christentum", wie es sich das Erzbistum Paderborn auch in seinem Zukunftsbild auferlegt habe. Ein wichtiger Bestandteil sei dabei "der Dienst an armen und bedürftigen Menschen".

Becker verwies auf die beeindruckende Hilfsbereitschaft in den Gemeinden des Erzbistums gegenüber der großen Zahl von Flüchtlingen. Er bewundere die Unermüdlichkeit mancher Helfer, die sich jetzt schon über Monate engagierten. Hierin zeige sich "die Echtheit des Glaubens und der Liebe". Doch dieses "authentische Christentum" sei sicher nicht gemeint, wenn auf fremdenfeindlichen Kundgebungen nach dem christlichen Abendland gerufen werden.

Becker äußerte sich beim traditionellen Medienempfang der Erzdiözese Paderborn in Erinnerung an den Journalisten-Patron Franz von Sales (1567-1622). Die katholische Kirche begeht seinen Festtag am 24. Januar.


Quelle:
KNA