Katholische Akademie in Berlin wird 25 Jahre alt

"Weltkirche - mitten in Berlin"

Die Katholische Akademie in Berlin wird am Dienstag 25 Jahre alt. Bundespolitische Diskussionen, wie über Sterbehilfe und Flüchtlingskrise, würden in der Akademie aufgegriffen, so Direktor Joachim Hake gegenüber domradio.de.

Katholische Akademie Berlin / © Harald Oppitz (KNA)
Katholische Akademie Berlin / © Harald Oppitz ( KNA )

Ihr Selbstverständnis ist anspruchsvoll: Die Katholische Akademie in Berlin will "ein Forum der öffentlichen intellektuellen Auseinandersetzung" bieten, zugleich aber auch "einen geschützten Raum für Gespräche im kleinen Kreis". Am Dienstag feiert sie ihr 25-jähriges Bestehen.

Entstanden ist sie trotz mancher Vorbehalte aus den alten Bundesländern. Leiter von Katholischen Akademien im Westen zweifelten am Erfolg des Projekts in Trägerschaft der ostdeutschen Bischöfe. Dennoch kam der Vorschlag zur Gründung bereits im März 1990, in der Aufbruchstimmung vier Monate nach dem Mauerfall. Die Initiative stammte von der damaligen Berliner Bischofskonferenz der ostdeutschen Bistümer und dem neu gegründeten "Gemeinsamen Aktionsausschuss katholischer Christen in der DDR". Mit der Vorbereitung beauftragten sie Karl-Heinz Ducke (1941-2011), den Leiter der Bischöflichen Studienstelle in Berlin. Als ein Moderator des zentralen Runden Tisches der DDR hatte er sich 1989/90 über die Kirche hinaus einen Namen gemacht.

Als glückliche Personalentscheidung erwies sich die Berufung des früheren niedersächsischen Kultus- und Umweltministers Werner Remmers (1930-2011) zum Gründungsdirektor wenige Monate später. Für den Sprecher des "Aktionsausschusses" und späteren sächsischen Wissenschaftsminister Hans Joachim Meyer war er "die Idealbesetzung schlechthin". Der umtriebige CDU-Politiker Remmers brachte nicht nur einschlägige Erfahrungen aus der Akademie-Arbeit mit, sondern gewann mit seinen Kontakten in Kirche und Politik viele prominente Referenten. Sie verhalfen der Einrichtung zu erster öffentlicher Aufmerksamkeit.

Neuer Schwerpunkt: Gespräch mit dem Islam

Remmers war es auch, der den Ausbau des Geländes zwischen Hannoverscher Straße und Chausseestraße in Berlin-Mitte zu einem katholischen Zentrum gegen manche Zweifel durchsetzte. Dort entstanden bis 1999 die heutigen Gebäude der Akademie einschließlich ihrer Kirche Sankt Thomas von Aquin und einem Tagungshotel. Bis dahin war das Akademieprogramm auch auf Räume etwa der Humboldt-Universität und der Charité angewiesen. Zum Auftakt gab es am 27. Oktober 1990 eine internationale Tagung zur künftigen Rolle der Kirchen in Europa.

"Der Standort ist Programm", gab Remmers als Leitspruch vor. Er bezog ihn nicht nur auf die Lage der Akademie nahe beim Regierungsviertel. Er gilt auch für die kurzen Wege zum Centrum Judaicum, dem Deutschen Theater oder dem Bodemuseum, mit denen die Akademie eng kooperiert. Remmers' Nachfolger Susanna Schmidt (1999-2006) und Joachim Hake (seit 2007) setzen diesen Kurs fort. Remmers' Leitspruch gelte auch noch nach 25 Jahren, so Hake gegenüber domradio.de. Als ein weiterer Schwerpunkt ist das Gespräch mit dem Islam hinzugekommen.

Über 250.000 Besucher nutzten bislang diese Angebote. Außer den allen offen stehenden Vorträgen und Podien sind es auch Hintergrundkreise, in denen Politiker aller Parteien miteinander ins Gespräch kommen, ohne dass es am nächsten Tag in der Zeitung steht. Der Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Parteispendenaffäre, der im Jahr 2000 mangels eigener geeigneter Räume in der Akademie tagte, brachte dem Standort eine willkommene Werbung.

Direktor Hake: Politische Fragen im Licht der katholischen Tradition

Große öffentliche Aufmerksamkeit erlangte die Akademie auch 2011 beim Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI., als er dort mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammentraf. Als Partner der vatikanischen Dialoginitiative "Vorhof der Völker", die zwei Jahre später in Berlin das Gespräch mit nichtglaubenden Menschen suchte, gelang es der Akademie, neue Besucherkreise zu erschließen.

Mit wachsendem Abstand zur Wende von 1989/90 und den damit verbundenen biografischen Brüchen nimmt die Bedeutung als Forum des Austauschs zwischen Ost und West ab. Dafür tritt eine neue Aufgabe in den Vordergrund. Die Deutsche Bischofskonferenz will die Präsenz der katholischen Kirche in den politischen und kulturellen Debatten der Bundeshauptstadt stärken. Die Akademie möchte dabei eine wichtige Rolle spielen.

Sie könne noch stärker zu einem Ort werden, der katholische Intellektuelle mit Politikern, Wirtschaftsvertretern und Kulturschaffenden in Kontakt bringt, wirbt Akademie-Direktor Hake. Man wolle politische Fragen im Licht der katholischen Tradition deuten, in diesem Sinne sei die Akademie ein "Übersetzungsort", so so Hake gegenüber domradio.de. Außerdem böten die vielen muttersprachlichen Gemeinden in Berlin "Schätze an Erfahrung", die man in der Hauptstadt heben könne. Es gebe die Chance auf eine "Freude an der Weltkirche mitten in Berlin".


Quelle:
KNA , DR