Das Bistum Limburg nach der jüngsten Entscheidung aus Rom

"Der Prozess der Neuausrichtung geht weiter"

Ein kirchenrechtliches Verfahren bleibt ihm ebenso erspart wie Schadenersatz: Der zurückgetretene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst muss nicht ins eigene Portemonnaie greifen. Und was macht sein früheres Bistum?

Autor/in:
Peter de Groot
Limburger Bischofshaus / © Harald Oppitz (KNA)
Limburger Bischofshaus / © Harald Oppitz ( KNA )

"Die Kongregation für die Bischöfe hält im Einvernehmen mit dem Staatssekretariat des Vatikan die Prüfung von Schadenersatzleistungen sowie die Eröffnung eines entsprechenden kanonischen Verfahrens für nicht angebracht", fasst das Bistum selbst die römische Position nach der Debatte um die überhöhten Baukosten für das Bischofshaus zusammen.

Zukunftsplanung des Bistums

Doch wie geht es jetzt weiter? Die Entscheidung soll auch "Klarheit über das weitere Vorgehen der Aufarbeitung" geben, sagt der Apostolische Administrator, Weihbischof Manfred Grothe. Und genau wie sein Ständiger Vertreter, Domkapitular Wolfgang Rösch, will Grothe das Votum aus Rom "respektieren", wie Bistumssprecher Stephan Schnelle betont.

Als Übergangsverwalter seien sie verpflichtet, vom Bistum Schaden abzuwenden, hatten sie immer wieder betont. Daher sei ihnen gar nichts Anderes übrig geblieben, als im Vatikan prüfen zu lassen, ob der ehemalige Bischof nicht zumindest einen Teil der außerplanmäßig abgeschrieben 3,9 Millionen Euro zurückzahlen muss.

Insgesamt hatte der in maßgeblicher Verantwortung von Tebartz-van Elst errichtete Bischofssitz auf dem Domberg rund 31 Millionen Euro gekostet und damit deutlich mehr als vorher veranschlagt. Neben einer von vielen als autoritär empfundenen Amtsführung hatte die Empörungswelle über die Baukosten und deren Verschleierung entscheidend dazu beigetragen, dass der damalige Bischof Papst Franziskus im Oktober 2013 seinen Rücktritt anbot. Am 26. März 2014 nahm der Papst den Rücktritt an. Seit März 2015 ist Tebartz-van Elst "Delegat für Katechese" im Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung.

Mögen Grothe und Rösch die römische Entscheidung "respektieren", so äußert sich im Bistum doch auch deutlich Missfallen. Artikulieren wird es sich womöglich bei der traditionellen Kreuzwoche des Bistums, die am Sonntag beginnt. Schnelle jedenfalls geht davon aus, dass die jüngste Entscheidung in der Kreuzwoche "sicher" ein Thema sein wird.

Erste Reaktionen aus dem Bistum

Erste Reaktionen im Bistum hat es bereits gegeben. Etwa von der Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung, also der höchsten gewählten Vertretung der katholischen Laien im Bistum, Ingeborg Schillai. Sie nennt es enttäuschend, dass Tebartz-van Elst nicht vor ein Kirchengericht gestellt werde. Und sie fürchtet, dass deshalb abermals viele Katholiken aus der Kirche austreten.

Auch Reinhold Kalteier, Sprecher des ehemaligen Priesterrats, ist "persönlich enttäuscht", wie er sagt. Zugleich betont er, dass die Aufarbeitung der Ära Tebartz weitergehen werde. Der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz, seinerzeit einer der schärfsten Widersacher von Tebartz-van Elst, wird in einer Regionalzeitung so zitiert: "Das Kapitel Tebartz ist abgeschlossen." Er will nun daran arbeiten, die Ursachen der Missstände zu beseitigen.

Das ist auch Grothes Bestreben: "Der Prozess der Aufarbeitung und Neuausrichtung geht weiter, und wir werden nicht müde werden, daran zu arbeiten und im Dialog mit dem Bistum Lösungen für die anstehenden Herausforderungen zu finden", betont der 76-Jährige.

Bistumssprecher Schnelle nennt hier vor allem fünf "Handlungfelder": Gearbeitet werde an einer veränderten Leitungs- und Unternehmenskultur und an einer größeren Transparenz in organisatorischen, rechtlichen und finanziellen Fragen. Dann sei da das Feld der Personalförderung und -betreuung. Zudem wolle man die "partizipative Vorbereitung von Leitungsentscheidungen" fördern und die Kommunikation verbessern.

Dies alles auch, um einem künftigen neuen Bischof einen möglichst unbelasteten Start zu ermöglichen. Aber wann wird es den geben? "Ich hoffe und wir arbeiten darauf hin, dass bis zum Sommer 2016 ein Bischof von Limburg vom Domkapitel gewählt und vom Heiligen Vater ernannt worden ist", sagt Grothe. Und wie lange es auch dauern mag - "Grothe wird bis zur Einsetzung eines neuen Bischofs die Diözese leiten", betont Stephan Schnelle.

 


Quelle:
KNA