Trierer Bistumssynode nimmt sich mehr Zeit für Beratungen

„Es geht auch um harte Entscheidungen“

Nach einem Verhandlungsmarathon hat die Trierer Bistumssynode beschlossen, sich mehr Zeit zur Beratung zu nehmen. Bischof Ackermann betont, dass das Gremium an harten Entscheidungen nicht vorbei komme.

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Von Michael Merten
Die Trierer Bistums-Synode berät in Saarbrücken (KNA)
Die Trierer Bistums-Synode berät in Saarbrücken / ( KNA )

Was für ein schöner Zufall, fand Stephan Ackermann. Im Sommer 2012 hatte er in seinem Trierer Bistum die erste Synode des Jahrtausends in einer deutschen Diözese ausgerufen. Im Dezember 2013 fing sie an, bis Dezember 2015 sollte sie dauern. Mit Blick auf die Jahre 1962 bis 1965 freute sich Ackermann: "Die Synode hat den Spannungsbogen des Zweiten Vatikanischen Konzils." Das war am Donnerstag, bei der Eröffnung der fünften und - so dachte man - vorletzten Synoden-Vollversammlung in Saarbrücken.

Seit Samstag steht fest, dass es wohl die vorvorletzte war. Denn mit einer Zustimmungsrate von 99 Prozent entschieden die rund 290 Synodalen, sich mehr Zeit zur Beratung zu nehmen. Nicht im Dezember 2015, sondern im Frühjahr 2016 soll nun die entscheidende Abschlussversammlung stattfinden. Auch wenn die schöne Parallele zum Konzil damit ruiniert war: Ackermann nahm es mit Humor.

Debatte über mehr als 100 Vorschläge

"Ich habe immer gesagt, wenn die gesamte Kirche beim Konzil drei Jahre gebraucht hat, dann werden wir das doch in zwei Jahren schaffen", sagte er am Samstagnachmittag. "Aber je öfter ich das gesagt habe, desto weniger habe ich daran geglaubt." Ein zweieinhalbtägiger Beratungsmarathon, bei dem etwa 40 von mehr als 100 Handlungsempfehlungen debattiert worden waren, lag da hinter ihm.

Ackermann musste einsehen: "Wir sind noch nicht an dem Punkt, Schlussabstimmungen durchzuführen." Doch die Synode sei an einem wichtigen, einem kritischen Punkt angekommen, "wo wir spürten: Es geht auch um Entscheidungen", erklärte Ackermann. Richtungsentscheidungen für eine Kirche, die sich verändert. Harte Entscheidungen.

Denn die Zeit der Volkskirche mit ihren großen finanziellen und personellen Möglichkeiten gehe absehbar zu Ende. "Das hat knallharte Auswirkungen", hob Ackermann hervor. Daher müsse sich die Synode der Frage stellen, was Priorität habe. Zwar ist im Kirchenrecht verankert, dass nicht die Synode, sondern allein der Bischof etwaige Beschlüsse auch in die Tat umsetzen kann. Doch Ackermann hatte früh angekündigt, dass er sich an den Entscheidungen des Gremiums aus Laien und Klerikern orientieren werde.

Gemeinsame Entscheidung von Laien und Klerikern

Ackermann sagte, dass den Synodalen ihre Mitverantwortung für den Kurs des Bistums deutlich werde. So hätten in einer noch unverbindlichen Probeabstimmung Jugendprojekte wie die "Kirche der Jugend" keine Mehrheit enthalten. In letzter Konsequenz, so Ackermann, müssten bei einer finalen Abstimmung die Mittel für solche Angebote gestrichen werden.

Der geistliche Berater der Synode, Franz Meures, würdigte die hohe Motivation der Synodalen; vielen sei die Mitarbeit eine Herzensangelegenheit. Doch er stelle sich die Frage: "Haben wir eigentlich radikal begriffen, in welcher Lage wir sind? Dass bestimmte Dinge der Vergangenheit angehören?" Auch Moderator Manfred Thesing kritisierte, dass noch nicht genug über Abschiede geredet worden sei. "Es soll ganz konkret werden - es muss noch klarer werden, was hinten runter fällt."

"Pfarrei A will nicht zu Pfarrei B"

Schon seit Jahren werden im Bistum Trier wie in ganz Deutschland Pfarreien zu größeren Seelsorgeeinheiten zusammengelegt. In einem Pausengespräch mit einer Synodalen verdeutlichte ein Pfarrer, was sich die Gläubigen wünschten: "Überall soll es alles geben. Und das an allen Orten", erzählte er aus der Arbeit in seiner Pfarreiengemeinschaft, wo man noch an die "Kirche in Form vom Pastor" glaube. Seine Resignation verhehlte der Geistliche nicht: "Pfarrei A will nicht zu Pfarrei B in den Gottesdienst - das wird auch in 20 Jahren nicht so sein."

Ackermann gab sich am Samstag optimistischer: "Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingt, im Abschlussdokument auch harte Entscheidungen durchzusetzen." So sei das Konzept einer Arbeitsgruppe, das eine radikale Reduzierung von bislang 900 auf nur noch etwa 60 eigenständige Pfarreien vorsieht, in der Probeabstimmung mit großer Mehrheit befürwortet worden.

Noch sind jedoch keine Beschlüsse gefasst. Eine neu gewählte Redaktionskommission soll nun die 100 Handlungsempfehlungen verdichten und kontroverse Punkte herausarbeiten.


Quelle:
KNA