Kirchliche und private Flüchtlingsprojekte gehen ungewohnte Wege

Ticket, WG, Flohmarkt

Die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge ist in Deutschland groß. Wer kann, der hilft. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, wie manche Initiativen zeigen.

Autor/in:
Samuel Dekempe
"You`re welcome" steht an einer Übergangseinrichtung für Flüchtlinge (KNA)
"You`re welcome" steht an einer Übergangseinrichtung für Flüchtlinge / ( KNA )

Menschen, die aus dem Irak, Syrien oder afrikanischen Ländern nach Deutschland fliehen, müssen sich in einer ganz neuen Umgebung und Kultur zurechtfinden. Sie suchen Anschluss und Abwechslung. Um ihnen das zu ermöglichen, haben sich kirchliche und private Flüchtlingsinitiativen gegründet.

So hat das Jugendprojekt der Caritas im Bistum Essen, "youngcaritas", die Aktion "Flüchtlinge mitnehmen" gestartet. Dabei sollen junge Menschen, die Dauertickets für öffentliche Verkehrsmittel besitzen, geflohene Menschen mitfahren lassen. "Unsere Aktion richtet sich vor allem an Studierende, bei denen eine Person ab 19 Uhr und am Wochenende mitgenommen werden kann", erklärt Rebecca Rademacher, die die Idee zum Projekt hatte. Damit die Teilnehmer erkannt werden, müssen sie sich nur einen Button mit der Aufschrift "Plus 1" an die Jacke anstecken.

Das Projekt soll zum Wintersemester in Duisburg, Essen und Bochum starten. "Zuerst geht es darum, dass die Flüchtlinge aus ihren Unterkünften herauskommen und kostenlos die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können", erklärt die 22-jährige Studentin der Sozialen Arbeit. Sie könnten so aber auch Kontakte knüpfen, Menschen in ihrem Alter und vielleicht sogar Freunde kennenlernen.

Erzbistum Köln: "Neue Nachbarn"

Unter dem Namen "Neue Nachbarn" organisiert das Erzbistum Köln seine Flüchtlingshilfe. Bislang haben sich in der Facebook-Gruppe "Neue-Nachbarn-Netzwerk" bereits rund 1.800 Bürger vernetzt, um einen kostenlosen Flohmarkt zu organisieren. Sie tragen Kleider, Kinderbücher, Hygieneartikel und Möbel zusammen. Diese sollen dann an Flüchtlinge verschenkt werden, die in einer Zeltstadt in Köln-Chorweiler leben.

Zudem stellt das Netzwerk eine allgemeine Plattform bereit, auf der sich Privatleute, Initiativen und Pfarrgemeinden zur Flüchtlingshilfe zusammen finden. Hier bieten und suchen Menschen Dinge und Leistungen, die die Hilfe einfacher machen. Das kann das fehlende Fahrrad für einen Ausflug mit Flüchtlingskindern sein oder der Dolmetscher, der bei Verständigungsproblemen hilft.

Flüchtlinge in WGs vermitteln

Wer die Wörter "Flüchtlinge" und "Willkommen" googelt, landet auf der Internetseite www. www.fluechtlinge-willkommen.de. Die Betreiber vermitteln Flüchtlinge in Wohngemeinschaften - auf einem ganz einfachen Weg: Wer ein freies Zimmer in seiner WG hat, meldet das über die Homepage, und dann wird der Kontakt zu einem Flüchtling hergestellt. So konnten bereits etwa 80 Flüchtlinge in Deutschland und rund 40 in Österreich vermittelt werden.

Wie die Projektleiter auf ihrer Homepage schreiben, bietet die Unterbringung von geflüchteten Menschen in privaten Unterkünften für beide Seiten Vorteile: Einerseits wohnen die Flüchtlinge in einer angemessenen Unterkunft, finden besser Anschluss und lernen schneller die Sprache. Andererseits lernen ihre Mitbewohner eine andere Kultur kennen und helfen einem Menschen in einer schwierigen Situation.

Die Miete für das Zimmer kann mit Spenden, Crowdfunding oder durch kommunale Förderung gedeckt werden, so die Initiatoren. Dabei sollen die Mitbewohner mit ihrer Aufgabe aber nicht alleine bleiben: "Flüchtlinge Willkommen" bleibt Ansprechpartner und versucht, den Kontakt zu Flüchtlingsorganisationen vor Ort herzustellen.

Gemeinsam kochen mit Flüchtlingen

Um geflüchtete Menschen aus dem Alltag in den Erstaufnahmestellen herauszuholen, hat sich auch die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) in der Diözese München und Freising einiges einfallen lassen: Angefangen bei einer "Schnippeldisko", bei der zuerst gemeinsam gekocht und dann getanzt wird, bis hin zu einem Wanderausflug an den Starnberger See.

Außerdem haben die bayerischen Jugendlichen Flüchtlinge zu einem Theaterprojekt eingeladen. Das Stück soll im Herbst an verschiedenen Orten in der Diözese aufgeführt werden. "Ziel des Projektes ist es, dass geflüchtete Jugendliche gemeinsam mit jungen Menschen etwas unternehmen, das über eine Tages- oder Abendveranstaltung hinaus geht", erklärt Magdalena Doepke von der KLJB. "Und zwar so unkompliziert wie möglich."


Quelle:
KNA