Becker: Kirche im Dorf ist Identifikationspunkt

Ne Bergische Jung in Paderborn

Erzbischof Becker hat dazu aufgerufen, das „besondere Charisma ländlicher Regionen“ zu nutzen. Er äußerte sich bei der traditionellen Kundgebung des Landvolks beim Libori-Fest. Dazu war auch Diaclown Willibert angereist.

Willibert beim Libori-Fest (Erzbistum Paderborn)

Der Festvortrag bei der traditionellen Kundgebung des Landvolkes beim Liborifest in der Paderhalle stand in diesem Jahr unter dem Motto "Lasst bloß die Kirche im Dorf!" Dieser Humor und Tiefsinn zugleich versprechende Titel war Programm für den Festredner Willibert Pauels – besser bekannt als der "Bergische Jung" aus dem Kölner Karneval. Erzbischof Hans-Josef Becker forderte in seinem Bischofswort, das spezielle Charisma des Landes auch weiterhin nutzbar zu machen.     

"Es ist erfreulich, zu sehen, wie viele Menschen sich für das Land einsetzen und das Leben in den Dörfern gestalten. Die Menschen auf dem Lande bleiben suchende, fragende Menschen, die ihr Leben vor Gott, ihrem Gewissen, im Angesicht der Verantwortung für die Menschen, denen sie sich verbunden wissen, gestalten möchten", sagte Monsignore Uwe Wischkony, Direktor der Landvolkshochschule Hardehausen, in seiner Begrüßung der anwesenden Landwirte und Landwirtinnen sowie zahlreicher Vertreter aus Kirche, Politik und Verbänden. 

Lebendige Gotteshäuser

"Herr Erzbischof, lassen Sie bloß die Kirche in unserem Dorf!" – immer wieder werde ihm dieser sorgenvolle Satz auf seinen Visitationsreisen gesagt, sagte Erzbischof Hans-Josef Becker zu Beginn seines Bischofswortes. "Die Kirche im Dorf ist für viele Menschen ein Identifikationspunkt von enormer Wichtigkeit. Ob die Kirche im Dorf bleibt, das liegt im hohen Maße daran, ob die Bewohner des Dorfes das Leben in der Kirche erhalten. Museen sollen unsere schönen Kirchen nicht werden, sie sollen lebendige Gotteshäuser bleiben, in denen Gottes Gegenwart unter den Menschen gefeiert wird", sagte der Paderborner Oberhirte. 

Das Land habe ein Charisma, das nicht übersehen werden dürfe, fuhr Erzbischof Becker fort. "Ein Dorf kann mit seinem eigenen Charakter einen speziellen Akzent in einem Pastoralen Raum setzen. Es wäre schade, wenn diese Akzente im großen Konzert ungehört verhallen würden. Indem wir Wert darauf legen, dass auch ein Pastoraler Raum kein 'Einheitsbrei' sein soll, drücken wir aus: Jedes Dorf ist wichtig und hat zum Gesamt etwas beizutragen. Deswegen möchte ich Sie dazu ermutigen, Ihren Glauben dort zu leben, wo Sie zuhause sind", sagte der Erzbischof zu seinem Publikum. 

Das Zukunftsbild für das Erzbistum Paderborn, das er im Oktober letzten Jahres in Kraft gesetzt habe, lade dazu ein. Es solle dazu dienen, den Weg in die Zukunft des Erzbistums Paderborn abzustecken und dabei helfen, die eigene Taufberufung als Christ zu leben und zu erneuern. "Und noch etwas dürfen wir nie verlieren: die gesunde Prise Humor – eine Tugend, die eng mit Gottvertrauen und Gelassenheit verbunden ist. Lassen wir uns an den Liboritagen mit Gottvertrauen, Gelassenheit und Humor stärken. Ich vertraue darauf, dass unser Schutzpatron Liborius auf dem Weg in die Zukunft ein starker Fürsprecher und Beistand ist", sagte Erzbischof Hans-Josef Becker zum Abschluss seines Grußworts. 

Heilende Kraft von Glaube und Humor

Um etwas über die "heilende Kraft von Glaube und Humor" zu vermitteln, war als Festredner ein echter "Profi" in die "Paderhalle" gekommen: Willibert Pauels, dem TV- Publikum besser bekannt als der "Bergische Jung" aus dem Kölner Karneval, und zugleich katholischer Diakon. Wie denn das zusammenpasse – Karnevalsredner und katholischer Diakon – sei denn auch eine der häufigsten Fragen, die ihm gestellt werde, so Pauels. "Die Leute können das einfach nicht glauben. Das zeigen auch zahlreiche Beschwerdebriefe, die an den früheren Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner geschrieben wurden über meine karnevalistischen Aktivitäten", erklärte der Diakon mit einem Augenzwinkern. 

Dass Humor und Glaube sehr wohl zusammenpassen, zeigte der "Bergische Jung" in seinem kurzweiligen Festvortrag. Natürlich durften darin zahlreiche humoristische Bonmots nicht fehlen, so etwa Heiteres zur unterschiedlichen Mentalität von Westfalen und Rheinländern. Oder die Tatsache, dass er selber früher keine Jugendzeitungen mit den neuesten Nachrichten der Musikszene, vielmehr das "Liboriusblatt" gelesen habe.

Willibert: Wie sehen wir die Dinge?

Doch Pauels sprach auch mit großer Ernsthaftigkeit darüber, dass es im Leben immer auf die Perspektive ankomme: "Jeder von uns sollte sich fragen, wie er auf das Leben zugeht. Denn es geht nicht darum, wie die Dinge sind, sondern wie wir die Dinge sehen. Die Dinge an sich können wir nicht ändern, die Perspektive darauf jedoch sehr wohl. Auch der der Witz ist letztlich nichts anderes als die plötzliche und unerwartete Veränderung der Perspektive."

Oft werde er in Diskussionen damit konfrontiert, dass der Mensch und das Leben letztlich reine Naturwissenschaft sei, fuhr der Diakon fort: "Eine solche Perspektive würde mich verzweifeln lassen. Nichts beweist doch letztlich die Existenz einer Quelle mehr als unser Durst, unsere Sehnsucht danach. Dieser Durst in uns belegt, dass wir eine kostbare Seele haben." Diese österliche Perspektive zähle auch im Prozess der derzeitigen kirchlichen Umstrukturierung. "Auf dem Fundament des österlichen Glaubens können wir allem, was vor uns liegt, getrost entgegen gehen. Diese Perspektive von Ostern macht frei wie das Lachen", sagte Willibert Pauels zum Abschluss seines mit viel Applaus bedachten Vortrags.

(Quelle: Erzbistum Paderborn)