Neuer Posten für Tebartz-van Elst im Vatikan

Das Comeback

Der frühere Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat eine neue Aufgabe in Rom erhalten. Laut der Katholischen Nachrichten-Agentur wurde er bereits im Dezember 2014 zum Delegaten im Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung ernannt.

Tebartz-van Elst (dpa)
Tebartz-van Elst / ( dpa )

Tebartz-van Elst ist nun im Päpstlichen Rat für die Katechese zuständig und hat in dieser Funktion Ende Januar ein Referat gehalten. Ernennungen im Rang eines Delegaten werden im Vatikan traditionell nicht einzeln mitgeteilt. In der in wenigen Wochen erscheinenden Neuauflage des Päpstlichen Jahrbuchs wird der Name Tebartz-van Elst in seiner neuen Funktion aufgeführt sein.

Seit längerem wurde innerkirchlich und in Medien über eine Anschlussverwendung des Kirchenmanns spekuliert. Der Pastoraltheologe war nach dem Skandal um das Bauprojekt auf dem Limburger Domberg von seinem Amt als Diözesanbischof zurückgetreten und im September in eine Privatwohnung nach Regensburg gezogen.

Mit der neuen Funktion löst der Papst eine Zusage ein, die dem Bischof im Vorfeld seines Amtsverzichts gegeben wurde. Damals hatte der Vatikan Tebartz-van Elst eine Verwendung an anderer Stelle zugesagt.

Als Delegat hat Tebartz einen Posten erhalten, den es in der vatikanischen Hierarchie eigentlich gar nicht gibt; der eigens für ihn geschaffen worden ist. Die Kompetenzen eines Delegaten sind nicht fest umrissen. Klar ist: In der vatikanischen Hierarchie steht Tebartz oben, aber nicht an der Spitze: Den Bischofstitel führt in den 21 vatikanischen Ministerien, zu denen der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung zählt, in der Regel nur der Sekretär, der zweite Mann in der Hierarchie einer Behörde, nach dem Präsidenten oder Präfekten. Und Tebartz ist nach wie vor Bischof.

Rat 2010 gegründet

Die neue Aufgabe im Päpstlichen Rat für die Förderung der Neuevangelisierung hat durchaus Berührungspunkte zu Tebartz' akademischer Biografie. Der 2010 von Benedikt XVI. gegründete Rat beschäftigt sich mit der Frage, wie der christliche Glauben heute in einem oft weitgehend entkirchlichten Umfeld verkündet werden kann. Im Zuge der Kurienreform könnte der Rat möglicherweise mit anderen Behörden zusammengelegt werden.

Die letzten Großprojekte der rund zwei Dutzend Mitarbeiter zählenden Behörde waren die Durchführung des von Benedikt XVI. ausgerufenen "Jahrs des Glaubens" im Vatikan und der Weltkirche sowie eine Initiative zur Großstadtmission in mehreren europäischen Metropolen.

Arbeitsplatz am Petersplatz

Tebartz ist eine Ausnahmeerscheinung an der römischen Kurie: Dort gibt es derzeit nur einen weiteren Delegaten am Päpstlichen Rat für die Kultur. Hier wirkt seit 2011 ein früherer Weihbischof von Lissabon in dieser Funktion. Der prominenteste Fall dieser Art ist Erzbischof Emmanuel Milingo von Lusaka in Sambia, der 1983 von Johannes Paul II. als Delegat in den päpstlichen Migrantenrat geholt wurde. Wegen seines Wirkens als Exorzist war er in seinem Bistum untragbar geworden.

Tebartz' neuer Arbeitsplatz ist wohl nicht direkt im Vatikan. Sein Schreibtisch steht in der Via della Concilazione 5, der Straße die zum Petersplatz führt. Dort ist seine Behörde im ersten Stock eines Palazzo untergebracht, in dem auch andere vatikanische Einrichtungen residieren. Auf der gleichen Etage befindet sich die vatikanische Güterverwaltung Apsa. Als Verwalterin des vatikanischen Immobilienbesitzes ist sie Tebartz' Ansprechpartner für eine Dienstwohnung. Die Büroräume in dem Gebäude beschreibt einer, der dort arbeitet, als "großzügig, aber nicht protzig".

Zweite Chance

Tebartz werde "zu gegebener Zeit mit einer anderen Aufgabe betraut", hatte der Vatikan zu dessen Rücktritt im März erklärt. Dass diese Aufgabe im Vatikan sein würde, stand nicht in der Erklärung. Dass sie in Deutschland sein könnte, schien jedoch von vorneherein ausgeschlossen. Dafür, dass Franziskus Tebartz nun eine zweite Chance im Vatikan gibt, spricht aus Sicht einiger Beobachter auch, dass dieser Papst die Barmherzigkeit zu seinem Programm erklärt hat.


Quelle:
KNA