Deutsche Teilnehmer begrüßen Diskussionen bei Familiensynode

Beeindruckende Gesprächskultur

Die Familiensynode im Vatikan ist nach Angaben deutscher Teilnehmer von heftigen Debatten geprägt. Am Sonntag geht sie mit einem feierlichen Gottesdienst zu Ende, bei dem Papst Paul VI. (1897-1978) seliggesprochen wird.

Marx bei Familiensynode (KNA)
Marx bei Familiensynode / ( KNA )

Die Familiensynode im Vatikan ist nach Angaben deutscher Teilnehmer von heftigen Debatten geprägt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich am Freitag in Rom beeindruckt von der Gesprächskultur. Er hoffe, dass die Diskussion in den Pfarreien und Diözesen ebenso offen fortgesetzt werde. Die Berliner Familienseelsorgerin Ute Eberl sagte, es werde hart um die Frage gerungen, ob alles beim Alten bleiben solle oder neue Entwicklungen denkbar seien.

Die zweiwöchige Synode geht am Sonntag mit einem feierlichen Gottesdienst zu Ende, bei dem Papst Paul VI. (1897-1978) seliggesprochen wird. Zuvor wollen die Teilnehmer ein Abschlussdokument beschließen. "Ich gehe davon aus, dass wir uns in guter Weise geistlich zusammenraufen werden", unterstrich Marx.

Entscheidungen zu Homosexuellen verlangt

Beobachter rechnen aber nicht damit, dass das Dokument bereits zum Abschluss des Treffens vorliegt. Am Samstag soll zunächst eine "Botschaft" publiziert werden.

In einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Zwischenbericht wurden "mutige Entscheidungen" zu wiederverheirateten Geschiedenen sowie Homosexuellen verlangt. Menschen mit gescheiterten Beziehungen, Paare ohne Trauschein sowie Lesben und Schwule müssten "in ihrer konkreten Existenz" angenommen und in ihrem Wunsch ermutigt werden, sich uneingeschränkt als Teil der Kirche zu fühlen, heißt es in dem Papier, das auf ein großes internationales Echo stieß.

Marx gegen Diskriminierung von Schwulen

Marx würdigte positive Elemente wie langjährige Treue in homosexuellen Partnerschaften. "Wenn eine schwule Beziehung über 30 Jahre treu besteht, kann man doch nicht sagen, da ist nichts." Homosexuelle Menschen dürften in der Kirche nicht diskriminiert werden. Deren sexuelle Praxis könne sie aber nicht akzeptieren.

Ähnlich hatte sich zuvor der Wiener Kardinal Christoph Schönborn geäußert. Der Münchner Erzbischof sagte, es ermutige ihn, dass viele Bischöfe aus anderen Ländern die Position des früheren Präsidenten des päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Walter Kasper, zur möglichen Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion teilten.

"Aber ich sehe auch, dass viele anders denken." Eberl sagte dem Berliner "Tagesspiegel" (Freitagsausgabe), es sei zu spüren, "dass sich da etwas entwickelt". Dies lasse sich nicht mehr zurückdrehen.

Kontroverse Diskussionen

Marx selbst machte sich vor der Synode nach Angaben von Eberl dafür stark, dass die Kirche wiederverheiratete Geschiedene nach Prüfung im Einzelfall zu den Sakramenten zulässt. Eberl sprach von kontroversen Diskussionen. "Erfahrene Synodenväter sagen: So kontrovers wie nie." Noch sei nicht absehbar, welche Seite sich durchsetze, betonte die Leiterin der Familienseelsorge im Erzbistum Berlin.

Im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen warb die langjährige Leiterin des katholischen Familienbundes, Elisabeth Bußmann, für "regionale Lösungen". Nicht alles müsse weltweit allgemeingültig festgelegt werden, sagte sie der Münsteraner Bistumszeitung "Kirche+Leben" (Ausgabe 26. Oktober). In den Debattenbeiträgen der Synode war wiederholt davon die Rede, mögliche Neuregelungen den nationalen Bischofskonferenzen zu überlassen.


Kardinal Marx bei Familiensynode  (KNA)
Kardinal Marx bei Familiensynode / ( KNA )
Quelle:
epd